Dehio Brandenburg, 2012, S. 1158 f.

Ehem. Burgwardskirche. Großer kreuzförmiger Feldsteinbau von
beträchtlicher Mauerstärke, 1. H. 13. Jh., das Schiff urspr. länger; alter
Westturm 1735 ersetzt. 1769 eingreifende Erneuerung. 1879
neuromanischer Westturm aus Backstein über hohem
Feldsteinsockelgeschoss unter Mitarbeit von G. E. Prüfer, Berlin. Rest.
1958/59 und 1992–97.
Die Kreuzform im askanisch-sächsischen Grenzgebiet auch bei anderen
Stadt- und Burgwardkirchen um 1200 zu finden. In Grundriss und Ausbildung
des durchgehenden Querhauses eng verwandt Wusterwitz; die Kreuzarme in
Belzig und Ziesar dagegen niedrige, vom Schiff geschiedene Annexe. Der
Grundriss der außen polygonalen, innen rund geschlossenen Apsis
entsprechend Kloster Zinna. Schlanke hochgelegene und paarig
angeordnete romanische Fenster (an der südl. Chorwand erneuert), die drei
Apsisfenster leicht zugespitzt. Rundbogiges Nordportal (vermauert); in den
Kreuzarmen vermutlich nach M.13.Jh. erneuerte Spitzbogenportale mit
Bogen (beim südl. nur teilweise) und Begleitschicht aus Backstein.
Der Innenraum trotz vielfacher Umbauten von monumentaler Wirkung, die
Proportionen durch die Verkürzung des Schiffs und die mehrmalige
Erhöhung des Fußbodenniveaus verändert. Die in Verlängerung der
Querhauswände in das Hauptschiff vortretenden Wandvorlagen lassen
darauf schließen, dass Langhaus und Chor urspr. durch Schwibbögen vom
durchgehenden Querhaus geschieden waren. Am Bogenansatz der
Apsiskalotte unterschiedlich geformte Kämpfer. Holzbalkendecke 1769, rest.
1992–96. Farbverglasungen von 1864:Ölbergszene von L. v. Miltiz nach L.
Cranach d. Ä., Christus als Kinderfreund und Auferstehung, beide von C. S.
Schreinert, Verkündgung; außerdem Wappenfenster.
Ausstattung. Eindrucksvoller Altaraufsatz, dat. 1561/62, wohl von G. Schröter
aus Torgau. Fassung 1677, rest. 1931. Triptychon aus Sandstein mit
Predella und Ädikula-Aufsatz. Jeweils bewegt lebendige Reliefszenen von
großer räumlicher Wirkung. Im leicht überhöhten Mittelteil Abendmahl vor
perspektivisch gegebenem Saalraum, die Szene auf die rahmenden Pilaster
übergreifend; links Verkündigungs-, rechts Auferstehungsrelief. Im Aufsatz
Gottvater mit Taube in Wolken. Auf der Predella Inschrift im Sinne der
protestantischen Abendmahlslehre zwischen Wappen von Friedrich III.
Brandt v. Lindau (seine Stiftungsinschrift auf der Rückseite). Spätgotische
Sandsteintaufe in Form eines gedrungenen achteckigen Kelchs mit
Schaftring, am Becken Lilienfries in zartem Relief. Orgel 1755 von J. E.
Hübner aus Wittenberg. Hufeisenförmige Langhausempore mit
Dockenbrüstung, 1696. Ehem. Herrschaftsempore, hufeisenförmig den nördl.
Kreuzarm füllend, dat. 1594, mehrfach verändert, ihre Holzstützen mit
Ecktaustäben und Sonnen an den Kopfstücken, die Brüstung mit
Pilastergliederung und Wappenmalerei von 1623 (1852 und 1929 rest. und
ergänzt). Zugehörig die vergitterte Bank im Chor. Gegenüber schlichter
Herrschaftsstuhl 3.V. 16.Jh. Gestühl E.17.Jh. Kleine Schnitzfigur eines
Heiligen (Kreuzstab ergänzt) gegen 1500. Sandsteinrelief des Jüngsten
Gerichts, darunter Beschlagwerkkartusche mit Inschrift, 3.V. 16.Jh.
Taufengel, Holz, A.18.Jh., die Taufschale fälschlich durch Lyra ersetzt. Zwei
Pastorenbildnisse 1.H. 18.Jh.
Sandsteinepitaphien. An den Längsseiten des Chors zwei figürliche
Grabmäler. Rechts für Friedrich II. Brandt v. Lindau († 1548) und seine Frau
Margarete von Krossigk († 1555), errichtet 1561. Qualitätvolle Arbeit, wohl
ebenfalls von G. Schröter: die Verstorbenen in Hochrelief vor
pilastergerahmten Rundbogennischen, Wappen-schmuck im Fries und am
Aufsatz. Links für Hieronymus v. Dießkau († 1568), mit kniender Relieffigur
des Verstorbenen (stark verwittert), darüber eingesetzt Marmorrelief des
Gnadenstuhls, Wappenaufsatz (ergänzt?). Davor im Fußboden
Figurengrabsteine für Maria v. Pflugk († 1622), zweite Frau von Friedrich III.
Brandt v. Lindau, bzw. für Maria v. Brösigke († 1612), Ehefrau von Benno
Friedrich Brandt v. Lindau. – Im südl. Kreuzarm ein schönliniger figürlicher
Ritzgrabstein eines Laien im zeitgenössischen Gewand, dat. 1257,
dargestellt mit Trauergestus, Majuskelumschrift. Daneben vier
Inschriftgrabsteine der Familie Brandt v. Lindau aus dem 16. Jh. mit Wappen.
Hölzernes Epitaph der Margarethe v. Dießkau (†1568), der ersten Ehefrau
Friedrichs III. Brandt v. Lindau, rest. um 1850; vor Palastarchitektur die
Sterbende im Wochenbett von Verwandtschaft umgeben. – Glocke, M.13.Jh.