Denkmaltopographie Teltow-Fläming, Bd. 17.1, 2000, S. 248 ff.

Der stattliche gotische Feldsteinbau mit neugotischem Westturm steht
inmitten des Dorfes auf dem durch eine Feldstein- und Ziegelmauer
umfriedeten, gegenüber der Straße deutlich erhöhten und nicht mehr
belegten Kirchhof.
Bochow ist eine der wenigen Kirchen der Region, für die ein ehemaliges
Patrozinium überliefert ist; Ettmüller nennt St. Gangolf. Nach seinen
Angaben war sie im Mittelalter Wallfahrtsstätte. Über Jahrhunderte war
Bochow Mutterkirche (nachweisbar ab 1335); Tochterkirchen besaß es in
Hohengörsdorf (schon um 1500) sowie in Grünthal und Zippelsdorf (bis zu
deren Wüstwerden). Seit 1996 gehört Bochow zur Pfarrei Oehna, jetzt zu
Borgisdorf. Das Patronatsrecht hatte der Landesherr, 1335 wurde die Kirche
dem Zisterzienserinnenkloster Jüterbog inkorporiert, nach der Reformation
wieder landesherrliches Patronat.
Es handelt sich um einen stattlichen rechteckigen Feldsteinsaalbau mit leicht
eingezogenem Rechteckchor und oktogonalem neugotischen Westturm.
Kern ist wohl der jetzige, wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 14. Jh.
stammende Chor. Die Kirche scheint also ein kleiner Rechtecksaal gewesen
zu sein. Dieser Bauteil besitzt Mauerwerk aus in Lagen versetzten
Feldsteinen und in der geraden Ostwand statt der für die frühgotische
Stilphase typischen Dreifenstergruppe ein großes Spitzbogenfenster
(vermauert). Ein Portal befand sich im Westen der Nordseite; die Fenster
hatten Backsteinlaibung. Das in der Achse leicht nach Nordwesten
verschobene Schiff mit seinem unregelmäßigen Feldsteinmauerwerk,
dessen Beurteilung allerdings durch die starken späteren Überformungen
erschwert wird, dürfte wohl im 15. oder frühen 16. Jh. angefügt worden sein.
ImWesten der Nordseite finden sich Reste der Backsteinlaibung eines
ehemaligen Portals.
Das Innere besitzt aus zwei Phasen stammende Kreuzrippengewölbe; im
Chor zwei Joche mit f lach geführten Kappen und Birnstabrippen, die sich
ohne Konsolen aus der Wand entwickeln (ca. 15. Jh.), im Schiff gebuste
Wölbungen mit gekehlten Rippen über tütenförmigen Konsolen (ca. frühes
16. Jh.); nur hier außen Strebepfeiler aus Backstein (ehem. abgestuft), die
Eckstreben schräggestellt. Geputzte Wandflächen über den Gewölben
belegen, dass der Chor ursprünglich flachgedeckt war. Auf Zerstörungen im
Dreißigjährigen Krieg deutet das 1656 (i) neu entstandene Dachwerk über
dem Langhaus, eine Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl und über den
Kehlbalken ansetzendem mittleren Längsverband mit Firstsäulen; die Hölzer
verblattet und verzapft. Jünger ist das verzapfte Kehlbalkendachwerk des
Chores mit doppelt stehendem Stuhl und teilweise Steigbändern. 1856 kam
es zum neugotischen Umbau der Kirche. Es entstanden der schlanke
achteckige Westturm mit Spitzhelm und der westliche, das Schiffsdach
überragende Abschluss mit fialenartig überhöhten Eckstreben. Der
Ziegelschaft des Turms mit Ecklisenen entwickelt sich über einem
Feldsteinunterbau (Polygonalmauerwerk mit dekorativem rötlichen
Fugenmörtel), der eine Vorhalle mit Zellen-Sterngewölbe enthält. An Stelle
des alten Turmunterbaues entstand im Westteil des Langhauses ein drittes
Gewölbejoch und eine der älteren in vereinfachter Form angepasste
Dachkonstruktion. Außerdem wurden damals die teilweise schon barock
veränderten Fenster vergrößert und mit einheitlichen spitzbogigen
Ziegellaibungen versehen. Eine hölzerne Trennwand mit verglasten
Spitzbogenöffnungen sondert seither hinter dem Altar einen Sakristeibereich
ab. Auf eine Ausgestaltung um 1910/20 dürfte die Rankenbemalung von
Chorgewölbe und spitzbogigem Triumphbogen zurückgehen, vielleicht auch
die Orgel. Eine Renovierung der Kirche erfolgte ab 1967 (damals
Neuanstrich). Später wurden die seitlichen Emporen beseitigt.
Ausstattung
Altaraufsatz. 1701 (a) von Gottfried Patzsch(en) aus Wittenberg (wohl
Johann Gottfried Pötzsch); 1967 restauriert. Hölzerner Aufbau mit derben
Ölgemälden in drei Zonen übereinander, in der Predella Abendmahl, darüber
Ölberg, oben großes rundbogiges Kreuzigungsbild; seitlich in
Muschelnischen zwischen Palmen Engel mit Leidenswerkzeugen; ganz oben
der Auferstandene; an den Seiten Akanthusschnitzwerk. Der Altarunterbau
wohl mittelalterlich.
Taufstein. Spätgotisch, Anfang 16. Jh. Sandstein; trommelförmige Kuppa mit
Blendmaßwerk, am konischen Unterteil plastische Wappenschilde mit
Hausmarken (?); Fuß mit überkreuzten Stäben.
Orgel. Alexander Schuke, Potsdam, op. 76 (i). Prospekt in neubarocken
Formen mit gesägten Wangen und Bemalung.
Glocke. Ca. 15. Jh. Minuskelinschrift. Abgestellt in der Turmhalle.
Erhalten sind wesentliche Teile der Neueinrichtung von 1856: Türen,
ornamentale Fensterverglasungen, Trennwände seitlich des Altars,
Ziegelböden, Altarkreuz, das in zwei Blöcken angeordnete Gemeindegestühl
und die schlichte Westempore.
Aufgrund der erhöhten Lage im Zentrum des großen Dorfes und durch den
originellen Turm eine der markantesten Dorfkirchen des Niederen Flämings.
Unter Einbeziehung der alten Substanz entstand durch die neugestalteten
Öffnungen und den vorgebauten Turm ein gutes Beispiel neugotischer
Gestaltung. Bemerkenswert auch als eine der wenigen, während des
Mittelalters in Schiff und Chor eingewölbten Dorfkirchen der Gegend;
stimmungsvoll in Verbindung mit der im Laufe der Zeiten gewachsenen
Inneneinrichtung.
Quellen: BLHA Potsdam, Pr. Br. Rep. 64B, Superintendentur Jüterbog, Nr. 1,
Zeichnung Nr. 11 (Grundriss und Ansicht von 1770 mit Kurztext).
Literatur: Ettmüller, S. 210-217; Schumann, Bd. 14 (1827), S. 515f.; Bergau
1885, S. 181; Gertler 1967; Kurztopographie 1978, S. 121; Dehio 1983, S.
139; Rohrlach 1992, S. 47; A. Cante 1997, S. 21-27.