Denkmaltopographie Teltow-Fläming, Bd. 17.1, 2000, S. 270 f.

Der Feldsteinbau mit barockem Fachwerkturm steht etwas abseits am
nordöstlichen Rande des Dorfes hinter einem Teich auf dem 1860
vergrößerten Kirchhof.
Zunächst Mutterkirche, war Gölsdorf dann für Jahrhunderte Tochterkirche
von Oehna (nachweisbar ab 1216), seit 1972 gehört es zu Niedergörsdorf.
Das ursprünglich wohl im Besitz des Erzstifts Magdeburg befindliche
Patronatsrecht gab 1192 der Brandenburger Bischof an das dortige
Domkapitel weiter, nach 1405 hatte es das Zisterzienserinnenkloster Ziesar,
spätestens seit 1528 der Landesherr. Baugeschichte und Beschreibung Bei
dem frühgotischen Saalbau handelt es sich nicht um den Erstbau, denn
bereits 1192 war in Gölsdorf eine Kirche vorhanden. Die bestehende weist
mit dem eingezogenen Rechteckchor, ihrer relativ steilen Proportionierung
und den schlanken Öffnungen für die zweite Hälfte des 13. Jh.
charakteristische Merkmale auf. Von den rundbogigen Fenstern sind die
östliche Gruppe aus drei fast gleichhohen Fenstern und in vermauerter Form
eines im Westen der Nordseite des Schiffs erhalten. Spitzbogig sind
Triumphbogen und die später vermauerten Portale auf der Südseite;
Priesterpforte im Chor, Gemeindeportal in der Mitte des Schiffs. Ihre
Laibungen bestehen aus riesigen Steinen und ungewöhnlich sorgfältig
bearbeiteten Bogensteinen (Priesterpforte mit äußerer Begleitschicht des
Bogens). Der oberste Teil des Mauerwerks unter den Traufen wurde weniger
sorgfältig gefügt, da hier ein Putzstreifen entlanglief. Erhalten sind Reste mit
eingeritzter Quaderung und abschließendem Kreuzbogenfries. Die
gequaderten unteren Mauerpartien wurden durch weiß gehöhte Fugenbänder
belebt (Reste auf der Ostseite). Da die Form des Mauerwerks und der
abschließende Fries noch in spätromanischer Tradition stehen, ist eine
Bauzeit bald nach der Jahrhundertmitte anzunehmen. Nachrichten über
einen Abbruch der baufälligen Kirche 1579können sich nur auf hölzerne
Bauteile wie Dach und Turm beziehen, denn die alten Mauern sind ja bis
heute erhalten geblieben. 1598 bat die Gemeinde um Unterstützungsgelder
für den Bau des Glockenturms. 1728 wurde ein neuer Turm »von Grund auf«
errichtet. Wegen Schadhaftigkeit musste er bereits 1775 grundlegend
erneuert werden. Auf der beibehaltenen, kräftigen Fachwerkkonstruktion des
quadratischen Unterteils entstand durch Zimmermeister Löffler aus Jüterbog
das bis heute erhaltene achteckige Glockengeschoss mit geschweifter
Haube und Laterne (a und i). 1848, 1888 und 1934 erfolgten
Instandsetzungen. Aus der Zeit des Turmbaues stammt wohl auch der
verzapfte liegende Dachstuhl des Schiffs. Spuren barocker Korbbogenfenster
mit Ziegellaibung sind auf der Nord- und Südseite des Chores erkennbar.
1888-89kam es zur grundlegenden Renovierung der Kirche nach Entwürfen
von Kreisbauinspektor Thurmann aus Wittenberg, basierend auf einer
Ideenskizze von Regierungs- und Baurat Steinbeck aus Magdeburg von
1885; die Bauleitung hatte W. Runge aus Blankenburg, die Ausführung das
Baugeschäft H. Richter aus Zahna (a). Anstelle des zuletzt vorhandenen
gemeinsamen, im Osten abgewalmten Daches erhielten Schiff und Chor
wieder getrennte Satteldächer. In diesem Zusammenhang entstanden auch
neue Giebel in Ziegelmauerwerk (jetzt verputzt), der Ostgiebel des Chores
mit gestaffelter Dreifenstergruppe, der Westgiebel in die massive Westwand
des Turms übergehend, sowie der doppelt stehende Dachstuhl des Chores.
Außerdem wurden alle Fenster vergrößert und mit einheitlichen rundbogigen
Ziegellaibungen versehen, neue Portale im Westen sowie im Osten der
Chorsüdseite angelegt.
Das Innere erhielt eine profilierte, bemalte Balkendecke und eine neue
Ausstattung. Erhalten blieben neben Kanzel und Orgel das schlichte, in zwei
Blöcken angeordnete Gemeindegestühl, der in neuromanischen Formen
gestaltete Westteil der Empore sowie die Türblätter mit Beschlägen. Bei der
Renovierung 1933/34 kam es zur Verkürzung der südlichen Empore und zur
Herausnahme einer Trennwand, durch die eine Sakristei gebildet worden
war. Um 1950 beseitigte man den Altaraufsatz. 1981 erfolgten
Turmrenovierung und neue Dachdeckung, 1982 Neuanstrich des Inneren,
Verbretterung der Balkendecken und Beseitigung der Seitenemporen.
Ausstattung
Taufe. 19. Jh. Zinkguss.
Kanzel. 1888/89 von Tischlermeister Unger aus Zahna (a). Holz. Polygonaler
Korb auf zierlicher Stütze; vielleicht ältere Reste einbezogen, da nicht in
neuromanischen Formen.
Orgel. 1888 (a) von G. A. Friedrich aus Wittenberg (i). Nicht mehr spielbar.
Dreiteiliger Prospekt in schlichten neuromanischen Formen. Lesepult.
1888/89von Tischlermeister Unger aus Zahna (a). Holz.
Glocke. 13. Jh. Bronze. Inschriftband oben mit Majuskeln (»+ O REX.
GLORIE. VENI. CUM. PACEM...«).
Die Gölsdorfer Kirche verkörpert besonders deutlich den frühgotischen
Dorfkirchentypus des Fläming. Sie ragt gegenüber anderen Bauten durch
das teilweise außerordentlich sorgfältige Feldsteinmauerwerk heraus; so
besitzen die Portale speziell zugerichtete Scheitelsteine. Als bemerkenswerte
Details blieben Reste der in den Putz unter der Traufe geritzten
Kreuzbogenfriese und der doppelten Fugenritzungen darunter erhalten. Die
Renovierung 1888-89 markiert eine Trendwende beim Umgang mit
schadhaften alten Dorfkirchen. In Gölsdorf kam es nicht mehr, wie noch in
Grüna und Danna, zu einem vollständigen Neubau, sondern man erkannte
den Wert der mittelalterlichen Architektur und bemühte sich, deren Qualitäten
zu steigern. Da alle nicht »stilreinen« Ausstattungsstücke entfernt und die
Fenster einheitlich umgestaltet wurden, führte die Renovierung allerdings
zum Verlust von wichtigen Spuren der nachmittelalterlichen Geschichte.
Immerhin blieb als besondere Zier der markante, auch als Landmarke
äußerst wirkungsvolle barocke Fachwerkturm erhalten. Gölsdorf bewahrt
auch eine der ältesten Glocken der Region, die wahrscheinlich noch aus der
Bauzeit der Kirche stammt.
Quellen: LA Merseburg, Rep. C 48, IIa, Nr. 3453, Bd. I; Pallas 1906, S. 523-
536; Schössler 1998, Nr. 18-22, 25f. und 28-33.
Literatur: Schönermark 1891, S. 19-21; Hempel 1956, v.a. S. 61-65 und 136-
142; Gertler 1967; Kurztopographie 1978, S. 146; Dehio 1983, S. 311;
Mehlhardt, Dieter, Gölsdorf (= Märkische Dorfkirchen, Folge 127), in:
Potsdamer Kirche vom 3.4.1983; A. Cante 1997, S. 68-76; Ibbeken 1999, S.
76f.