Denkmaltopographie Teltow-Fläming, Bd. 17.1, 2000, S. 392 f.

Die Fachwerkkirche steht westlich des Dorfangers an einer Nebenstraße auf
dem zur Straße mit einer Ziegelmauer und begleitender Lindenreihe
gefassten Kirchhof. Die Fläche ist mit Rasen bedeckt und durch Wege und
Hecken gegliedert sowie mit zahlreichen Gehölzen bestanden. In der Nähe
des Bahnüberganges am westlichen Ortsrand entstand ein neuer Friedhof.
Zellendorf war bis 1528 Tochterkirche von Körbitz und Lubstorff, damals
wurde es dem dortigen Pfarrer entzogen, da er die lutherische
Abendmahlslehre nicht beherrschte und praktizierte, seither Tochterkirche
von Oehna. Das Patronatsrecht scheinen das Jüterboger Nonnenkloster und
ab 1528 der Landesherr besessen zu haben.
Zeugnis für den 1528 als Kapelle erwähnten mittelalterlichen Bau ist die bis
heute erhaltene Bronzeglocke von 1496 (i).Wegen Baufälligkeit kam es 1677
(ehem. i) zu einem Neubau der Kirche. Diese galt 1839 als einsturzgefährdet
(a). Nach Einreichung eines Projekts von Bauinspektor Gause im Jahre 1840
und einem längeren Streit um Neubau oder Instandsetzung erfolgte 1849 ein
durchgreifender Ausbau der alten Kirche, ausgeführt von Zimmermeister
Jurisch aus Jüterbog (a). Nach Aussage der Bauakten kamen die Arbeiten
einem Neubau nahe, da wegen Schadhaftigkeit die meisten Hölzer erneuert
werden mussten und gegenüber dem Vorgänger eine Vergrößerung erfolgt
war. Es entstand ein rechteckiger Saalbau aus dreifach verriegeltem
Fachwerk mit Ziegelausfachungen und Satteldach. Der westliche Dachturm,
eine verbretterte Fachwerkkonstruktion, soll vom Vorgänger übernommen
worden sein, erhielt aber nach Abnahme des achteckigen Oberteils seine
jetzige Gestalt mit Pyramidenhelm. Über dem Schiff befindet sich ein
Sparrendach mit doppelt stehendem Stuhl und Hängewerk, entstanden unter
Verwendung älterer Hölzer. 1902 wurde die Kirche durch Anbau eines
eingezogenen, annähernd quadratischen Chores erweitert, entworfen 1901
von Baurat Bluhm aus Wittenberg, ausgeführt von Zimmermeister Bamm (a).
Auch dieser Bauteil ist eine Fachwerkkonstruktion, jedoch mit großen
Kreuzstreben und einem Firstpfettendach. Alter und neuer Teil erhielten
einheitliche große Spitzbogenfenster. Zwei Schiffsfenster besitzen noch ihre
ornamentale Farbverglasung, bewahrt ist auch das prächtige Ostfenster des
Chores mit Darstellung des segnenden Christus unter reichem Baldachin in
gotischen Formen. Die kleine westliche Fachwerkvorhalle mit originaler
Eingangstür dürfte ebenfalls auf die Kirchenerneuerung 1902 zurückgehen.
Bei einer Renovierung um 1970 bekam das flachgedeckte Innere seine
gegenwärtige, ausgesprochen nüchterne Gestalt. Altar und Kanzel sind
schlichte moderne Werke aus Ziegeln. Älter sind die einfache Westempore
und das in zwei Blöcken angeordnete Gemeindegestühl (19. Jh.).
Ausstattung
Taufstein. 1694, gestiftet von Richter Jacob Francke (i). Pokalförmig; an der
achtseitigen Kuppa Blattornament. Sandstein.
Glocke. 1496 (i). Prächtige Bronzeglocke mit Inschrift: »maria hilf« und
Reiterdarstellung (viell. Hl. Georg).
Die Zellendorfer Kirche ist als einziger Voll-Fachwerk-Kirchenbau im
Bearbeitungsgebiet bemerkenswert. An die Vorgängerbauten erinnern
qualitätvolle Ausstattungsstücke, die schöne mittelalterliche Bronzeglocke
und die barocke Taufe. Das aufwändig gestaltete Chorfenster ist ein seltenes
Beispiel für figürliche Glasmalerei der Zeit um 1900 in den Dorfkirchen des
Fläming.
Quellen: LA Merseburg, Rep. C 48, IIa, Nr. 3455, Bd. I; Pallas 1906, S. 523-
536.
Literatur: Ettmüller, S. 291 (nur zu Glocken); Schönermark 1891, S. 71;
Gertler 1967; Kurztopographie 1978, S. 155; Dehio 1983, S. 474 (kurz); A.
Cante 1997, S. 234-240.