Denkmaltopographie Frankfurt (Oder), Bd. 3, 2002, S. 362 ff.

(gekürzt) Die Kirchenruine liegt im südlichen Teil des Ortes umgeben vom
ehemaligen Kirchhof. Östlich davon steht ein Denkmal von 1923 für die
Gefallenen des Ersten Weltkriegs, eine Stele mit fragmentarischer Figur
eines Reiters auf niedergesunkenem Pferd. Im April 1945 diente der Turm
als deutscher Beobachtungsposten, weshalb die Kirche durch sowjetische
Soldaten in Brand gesetzt wurde. Erhalten blieben die Umfassungsmauern
und der Turm ohne Laterne, Haube und Uhrgeschoss.
Eine Kirche wird erstmals im Lebuser Stiftsregister von 1405 erwähnt. Sie
gehörte zur Sedes Frankfurt, seit 1573 zur Inspektion Frankfurt. 1405 und in
den folgenden Jahrhunderten war sie Mater. Die Ausstattung der Pfarrstelle
betrug vier Hufen. Als weiteres geistliches Lehen wird 1438 und 1460 ein
Katharinenaltar genannt. 1460 gab es zwei Kirchenhufen, 1624 nur noch
eine. Im oder nach dem Dreißigjährigen Krieg eigneten sich die v. Beerfelde,
die seit 1512 als Besitzer von Gut und Dorf das Patronat ausübten, wüst
gefallene Höfe und Kirchenland an. Nach 1805 wechselte das Patronat
mehrfach.
Baugeschichte und Beschreibung
Der große Barockbau hat die Form eines griechischen Kreuzes. Ost- und
Westflügel sind etwas breiter als Nord- und Südflügel. An der Stirnseite des
Westflügels steht ein eingezogener quadratischer Turm. Das Mauerwerk
besteht bis etwa 1,5 m über Bodenniveau aus großen, offenbar
zweitverwendeten Ziegeln, deren Format (ca. 29,5-30 x 14,5-15 x 10 cm)
dem Frankfurter Bauten des zweiten Drittels des 14. Jh. nahekommt (vgl.
Rathaus- Südfassade; Hallenumgangschor von St. Marien). Weiter oben
wurden kleinere Ziegel verwendet, wohl aus der gutseigenen Ziegelei. Das
Mauerwerk war außen und innen verputzt. Als Bauzeit nannte eine Inschrift
an der Brüstung der Patronatsempore 1741-46. Patron z. Zt. des Baubeginns
war Adolph Friedrich v. Beerfelde (1687-1742), die Fertigstellung erfolgte
unter seiner Witwe Hedwig Emilia, geb. v. Sydow. 1835 wurden Kirche und
Turm instandgesetzt. Am 13.7.1885 brannte der vom Blitz getroffene Turm
vollständig aus und erhielt 1885/86 eine deutlich höhere Haube und
quadratische Laterne mit pyramidaler Spitze anstelle einer runden Laterne
mit glockenförmigem Abschluss. 1913 musste die Kirche wegen
Einsturzgefahr baupolizeilich gesperrt werden. Nach der Zerstörung 1945
erhielt der Turm in den 1950er Jahren ein flaches Zeltdach, zunächst mit
Schiefer-, seit 1997 mit Ziegeldeckung. Die Fassadengliederung ist trotz des
ruinösen Zustands und weitgehend abgefallenen Putzes noch immer
ablesbar. Sie besteht aus einem mehrschichtigen System flacher Vorlagen
und Lisenen. Die Seiten der Kreuzarme sind einachsig in zwei Geschossen
mit segmentbogigen Öffnungen versehen, die gemeinsam in einer
hochrechteckigen Vertiefung sitzen bzw. von flachen Vorlagen gerahmt
werden. Die Winkel zwischen den Kreuzarmen sind mit konkaven Lisenen
ausgekleidet. An den Ecken zu den Stirnseiten stehen ausgetiefte Lisenen.
Das Dach war über dem Ost- und Südflügel abgewalmt. Der Dreiecksgiebel
des Nordflügels enthält eine stark plastische Kartusche mit dem
Allianzwappen des Bauherrnpaares. Zugänge lagen an der Ostseite des
Ostflügels, allen drei Seiten des Nordflügels (der östliche zur Gruft, der
westliche zur Patronatsempore) sowie der Nordseite des Turms. Dessen
Fassaden gliedern sich in zwei jeweils zweigeschossige Zonen. Die untere
wird in Traufhöhe der Kirche durch ein Gesimsband abgeschlossen. Der
Putz der Rechteckrahmungen um die Fensterachsen und der Kantenlisenen
ist dort horizontal genutet. In der oberen Zone werden die Fenster von einer
kolossalen Bogenstellung und glatt belassenen Lisenen eingefasst. Im
Inneren sind die Ecken in den Kreuzarmen abgerundet. Unterhalb einer
verputzten Flachdecke wurde der Raum von einem in Stuck profilierten
Gesims umzogen (in der Nordwestecke des Nord flügels ein kleiner Rest
erhalten). Balkenlöcher in den Kreuzarmen erinnern an die ehemaligen
Emporen, deren konkav einschwingende Brüstungen über die
abgeschrägten Ecken der Vierung hinweg einen das Raumzentrum
umfassenden »Reif« bildeten, der dem nach außen gerichteten Tiefenzug
der Kreuzarme entgegenwirkte. Auf der Empore im Nordflügel, mit bester
Sicht auf den vor der Südempore mit der Orgel aufgestellten Kanzelaltar saß
die Patronatsherrschaft. Die vom Turm aus zugängliche Westempore war
den nach Lossow eingekirchten Einwohnern von Brieskow zugewiesen. Von
den qualitätvollen Prinzipalstücken und Epitaphien der v. Beerfelde blieb
nichts erhalten.
Bedeutung
Die bislang viel zu wenig beachtete Lossower Kirche gehört zu den
stattlichsten und qualitätvollsten ländlichen Kirchenbauten des mittleren 18.
Jh. in Brandenburg. Grundriss und Fassadensystem erinnern an Philipp
Gerlachs Berliner Jerusalemkirche. Von diesem möglichen Vorbild in der
preußischen Residenzstadt unterscheidet sich der Nachfolgebau in Lossow
nicht etwa durch provinzielle Vereinfachung oder Vergröberung, sondern
durch höhere Komplexität. Dies gilt besonders für das System der
Fassadengliederung, wie es noch an der Ruine deutlich abzulesen ist. Eine
genauere kunsthistorische Einordnung, Ermittlung des Architekten und
Klärung der Rolle des Patronatsherrn im Planungsprozess wären somit
dringend zu wünschen.
Quellen: Remenz, J., Glockengutachten, 1992 (UDB).
Literatur: Jung 1909, S. 186-189, Taf. 24. – Bau- und Kunstdenkmale 1980,
S. 235. – Historisches Ortslexikon, S. 262-265. – Kalweit 1993, S. 12-23. –
Kirchen 1996. – Mann, Wilfried/Topits, Egmont Franz, u. a. (Bearb.),
Kirchenchronik Lossow, um 1998. – Dehio 2000, S. 606. – Griesa 2000, S.
13, Abb. 3.