Denkmaltopographie Frankfurt (Oder), Bd. 3, 2002, S. 369 f.

(gekürzt) Ein erster Kirchenbau fiel dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer.
Der 1664-66 als Nachfolger errichte Fachwerkbau stand bis zu seinem
Abbruch 1903 auf einer leichten Anhöhe am Rand des Gutsparks. Dessen
Besitzer und Kirchenpatron, Karl Eduard Hugo Rudolf Schulz (1854-1904),
ließ die am 4. Oktober 1903 geweihte Kirche am heutigen Standort nach
Entwurf des Berliner Hofbaumeisters Gustav Hauer errichten.
Vor der Kirche, auf einer Grünfläche in der Art eines Kirchhofs steht das von
der Gemeinde gestiftete Gefallenendenkmal, eine aus Granitblöcken
aufgemauerte Stele auf zweifach getrepptem Sockel. Über der Deckplatte ein
Granitquader mit dem Relief des Eisernen Kreuzes mit Kaiserkrone und
Jahreszahl 1914. An der Vorderseite eine schwarze Steingussplatte mit den
Namen der 17 gefallenen Dorfbewohner.
Aus vielfältig gestaffelten Gebäudeteilen harmonisch komponierte, verputzte
neobarocke Saalkirche über einem feldsteinsichtigen Sockel. Relativ kurzes
Langhaus unter hohem Satteldach und längsrechteckiger, dreiseitig
abgeschlossener Chor, durch drei hochrechteckige Fenster belichtet. Dessen
dreiseitig gebrochenes, deutlich niedrigeres Dach schließt an das Giebelfeld
des Kirchenschiffs an. Zwischen Chor und Langhausgiebelwand eingepasst
die niedrigen, rechteckigen Sakristeiräume mit abgewalmten Dächern. An
den Stirnseiten je ein Zugang, an deren Seiten kleine hochrechteckige
Fenster. Im Norden der Patronatslogenanbau mit Walmdach. Auf der
Südseite ein kleiner Eingangsvorbau mit Satteldach. Haupteingang im
eingezogenen Westturm. Zu beiden Seiten Nebeneingänge, der östliche
zugesetzt. Der rechteckige Turm mit Okuli geht oberhalb des Langhausfirstes
in ein achteckiges Turmgeschoss über, bekrönt von einem geschweiften,
kupfergedeckten Glockendach mit Kreuzspitze. Die übrigen Dächer mit
dunkel engobierten Biberschwanzziegeln gedeckt. Hier kleine Gauben in
barockisierenden Formen. Die Fassaden sind zurückhaltend dekoriert:
Zwischen Sockel und aufgehender Wand ein glattes aufgeputztes Gesims,
Chorfenster und Türen mit profilierten, geohrten Faschen, die Langhaus- und
Turmfenster durch schlichte Schlusssteine hervorgehoben. Der südliche
Nebeneingang durch aufgeputzte Eckpilaster und das darüber befindliche
Giebelfeld mit Baudatum betont. In der im Turm liegenden Vorhalle Aufgang
zur Orgelempore und Zugang zum Glockenturm. Das Kircheninnere durch
zwei hohe Sprossenfenster an jeder Längsseite belichtet. Fußboden aus
hellgrauem, von einem umlaufenden dunkelgrauen Seitenstreifen
eingefassten Terrazzo. Den Raumabschluss bilden drei quergespannte,
scharf kantige Kreuzgratgewölbe, die auf Konsolsteinen mit floralem Dekor
aufliegen. In der Mitte der nördlichen Längswand die mit einer neobarock
gebauchten Holzbrüstung zum Kirchenschiff geöffnete Patronatsloge. Breite
Orgelempore auf vier schlanken Pilastern im Westen, kassettierte Brüstung
aus dunkel lasiertem Fichtenholz. Im Osten der durch einen Triumphbogen
geöffnete Chor. Gestühl, Türen und Kanzel bilden eine gestalterische Einheit
mit Patronatsloge und Orgelempore. Die Brüstungsfelder des Kanzelkorbes
mit den Bildnissen von Petrus und Johannes eine Stiftung
der Gattin des Architekten. Das mittlere Chorfenster zeigt einen segnenden
Christus.
Ausstattung
Orgel. 1903, Firma Wilhelm Sauer, op. 895, im Originalzustand erhalten, mit
neobarockem Prospekt, Stiftung der Ehefrau Franziska Schulz, geb. Scherz.
Taufe. Sandstein, 1885 (i), Stiftung anlässlich der Geburt des ersten Sohnes
von Rudolf Schulz und dessen damaliger erster Ehefrau Rose
Drei Messingkronleuchter. Über der Orgelempore, 1890 (i), Stiftung von
Rudolf Schulz anlässlich der Rettung seiner Frau aus Lebensgefahr, der
mittlere, 1917 (i), anlässlich der Geburt eines Kindes.
Drei Bronzeglocken. 1) 1903 (i), Franz Schilling, Apolda. – 2) und 3)
Eisenhartgussglocken, 1922 (i), Schilling und Lattermann, Apolda.
Die ortsbildprägende Patronatskirche bezeugt die traditionelle Verbindung
zwischen Gutsherrschaft und Dorf, die zu Beginn des 20. Jh. Noch bestand.
Sie gehört zu den jüngsten im ländlichen Raum errichteten Patronatskirchen,
die nicht im Zusammenhang mit einer neu erbauten Werkssiedlung
entstanden ist, dennoch an einem neuen Standort, nunmehr in der Nähe der
Ortsmitte, aufgeführt wurde. Der Kirchenbau nimmt mit seiner gemäßigt
neobarocken Formensprache auf das 1898 vollendete große Gutshaus
Bezug und dies umso deutlicher, als es sich nicht wie die Mehrzahl der um
1900 errichteten Kirchen um einen neoromanischen oder neogotischen
Sichtziegelbau handelt. Die Innenausstattung ist in bemerkenswerter
Vollständigkeit erhalten.
Quellen: Eichler, Hans-Georg, Die Glocken des Bezirks Frankfurt (Oder). Ein
Beitrag zur Denkmalpflege, 1970 (UDB), S. 64f.
Literatur: FOZ v. 1. u. 7.10.1903 (Kirchenweihe in Rosengarten). – FOZ v.
10.11.1903 (Contag-Lichtenberg, T., Zur Geschichte der alten Kirche von
Rosengarten). - Rost 1994, S. 78f. – Kirchen 1996. – Dehio 2000, S. 942.