Denkmaltopographie Spree-Neiße, Bd. 16.1, 2012, S. 31 ff.

Die Kirche steht leicht erhöht an der nördlichen Seite der Dorfstraße. Hinter
der Kirche öffnet sich der Blick über das hügelige Wiesenland. Vor der Kirche
eine kleine Rasenfläche sowie ein von Büschen umrahmtes Kriegerdenkmal,
westlich neben der Kirche das Pfarrhaus. Eine Pfarre wird in Atterwasch
bereits 1294 in einem Brief des Markgrafen Dietrich erwähnt. Heute gehört
die Kirche zur Evangelischen Kirchengemeinde Region Guben.
Baugeschichte
Die Mauerwerksstruktur des Feldsteinbaus und die Ausführung der
Dreifenstergruppe in der Ostwand deuten auf eine Entstehung im 14. oder
frühen 15. Jh. hin. Aus der Entstehungszeit stammen die Ostwand und
Teile der Längswände; der Bau hatte folglich die gleiche Breite wie heute,
jedoch eine geringere Länge. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, in dem die
Kirche stark beschädigt wurde, erfolgte bis 1685 der Wiederaufbau. Die
Umfassungsmauern wurden erhöht und vollständig verputzt. Während die
Fenster der Ostwand unverändert blieben, wurden die Öffnungen der
Längswände des Feldsteinsaals vergrößert. Gleichzeitig wurde die
mittelalterliche Holztonne, die mindestens den Chorbereich überwölbt hatte,
durch eine flache, jetzt noch vorhandene Balkendecke ersetzt. In einer
dritten Bauphase folgte 1840 die Erweiterung der Kirche nach Westen und
der Bau des Turms. Anbau einer ebenfalls ziegelsichtigen kleinen Vorhalle
an der Südseite. Letzte Renovierung 1987/88.
Rechteckiger Saalbau mit südlicher Vorhalle und Satteldach, im Westen über
quadratischem Grundriss fünfgeschossiger Turm mit Schweifhaube. Der
östliche ältere Teil des Kirchenschiffs – etwa dreiviertel der Länge –
Feldsteinmauerwerk, im oberen Wandbereich Backstein, verputzt und
geweißt. Die westliche Erweiterung sowie der Turm in dunkelrotem
Sichtbackstein; die wohl erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. entstandene
Südvorhalle in rotem Backsteinmauerwerk und mit Satteldach. Im älteren,
verputzten Teil des Kirchenschiffs an der Südseite drei schmale
Segmentbogenfenster; ursprünglich befanden sich hier wohl noch schmalere
Spitzbogenfenster. An der Nordseite zwei etwas breitere, ebenfalls
segmentbogige Fenster. Die östliche Giebelwand mit drei gestaffelten, leicht
spitz-, fast rundbogigen Fenstern. Über dem mittleren Fenster im Putz ein
Kreuz und die Jahreszahl 1685 (Putz mehrfach erneuert). Auch diese
Fenster im 17. Jh. verbreitert. Die westliche Kirchenschiffserweiterung und
der Turm in sehr qualitätvollem Sichtziegelmauerwerk auf Feldsteinsockel.
An den Längsseiten jeweils ein großes, fast über die gesamte Höhe der
Fassade reichendes segmentbogiges Fenster. Der Turm mit leicht
vortretenden Ecklisenen und Geschossgliederung durch schmale Gesimse,
teilweise mit Formsteinen. Im Erdgeschoss an der Südseite Eingangsportal,
dieses durch ganz leicht vortretende Lisenen und einen scheitrechten Sturz
(Sturzbogen) umrahmt, die zweiflüglige Holztür etwas zurückgesetzt, ebenso
das spitzbogige Oberlicht im rechteckigen Wandfeld über der Tür. Die oberen
Geschosse mit gekuppelten Spitzbogenfenstern, teils Blenden; im
Glockengeschoss Schallöffnungen, mit Lisenen und scheitrechtem Sturz in
gleicher Weise betont wie das Eingangsportal. Im obersten Geschoss nach
drei Seiten eine quadratische Uhr, nach Norden – zu den angrenzenden
Wiesen – ein Doppelfenster. Über dem Abschlussgesims hohe geschweifte
Haube mit Knauf und Wetterfahne. Die Südvorhalle mit Ecklisenen und
zweiflügliger spitzbogiger Eingangstür. Das einfach abgestufte Gewände mit
Schlussstein, auf diesem, im Giebelfeld, ein Kreuz.
Innen geputzte und geweißte Wände, dunkle Holzbalkendecke, im Westen
hölzerne Tonne mit flachem Deckenspiegel. An den Längswänden zahlreiche
Vor- und Rücksprünge: Der untere Mauerabsatz markiert das Auflager der
ehemaligen Seitenemporen, der obere Rücksprung an der Südseite das
Auflager des ursprünglichen hölzernen Tonnengewölbes. Der untere Absatz
findet sich auch an der Ostwand, hier unterbrochen durch eine
Sakramentsnische mit spitzbogiger Formsteinrahmung, diese als Rundstab
ausgeführt, mit einem Treppengiebel versehen und von einem
Rippenformstein bekrönt. Die Nische durch ein offenbar noch mittelalterliches
hölzernes Türblatt geschlossen. Im Bogenfeld Darstellung eines
Schmerzensmannes, dessen Blut sich aus den Wunden in einen Kelch
ergießt, als Dreiviertelfigur auf grünem Grund. An der südlichen Saalseite
spitzbogiger Durchgang zur Vorhalle; Zugang außerdem von Westen durch
die Turmhalle. Im Westen hölzerne Empore mit zwei Ebenen: der hintere Teil
mit der Orgel höher als der vordere. Die Empore bei der letzten Renovierung
um etwa 1,20 m zurückgesetzt.
Ausstattung
Altaraufsatz. 1713 in der Kirche aufgestellt, Herkunft unklar. Holz mit
Farbfassung. Mit reich geschnitzten, ausladenden Akanthuswangen. Im
Hauptfeld mit gebrochenem, rundbogigem Abschluss plastische
Kreuzigungsgruppe vor gemalter Landschaft; in den Zwickeln über dem
Bildfeld Akanthusranken. Der Mittelteil wird flankiert von zwei korinthischen
Säulen. In der Predella Relief des Abendmahls. Im gesprengten,
akanthusbesetzten Giebel bewegte Figur des Auferstandenen.
Kanzel. 2. H. 16. Jh., die Tür wohl um 1700, Holz, an Kanzelaufgang und
polygonalem Korb reiche Intarsienornamente zwischen kannelierten
Säulchen sowie zwischen den die Säulchen tragenden Konsolen und in der
Frieszone des Abschlussgesimses; der Fuß in jüngerer Zeit ergänzt. Die
Kanzel stammt aus der Gubener Stadtkirche.
Pfarrerstuhl. 2. H. 18. Jh. (?), Holz, in der Südostecke der Kirche.
Reliefbild. 1. H. 18. Jh. (?), Holz, vergoldet, mit Darstellung der Evangelisten
Lukas und Johannes.
Gemälde. 1920. Christus segnet die Kinder. An der Wand über der Kanzel.
Wappen- und Spruchtafeln an der Empore. 1709, Holz, mit Wappen des
Bärenklauer Gutsherrn von Grünewald und der Familie Zobeltitz,
abwechselnd mit Versen aus verschiedenen Psalmen. Die Tafeln stammen
von der nicht mehr vorhandenen Nordempore und wurden 1987/88 an der
umgebauten Westempore angebracht.
Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen aus Atterwasch, Bärenklau,
Deulowitz, Grabko und Kaltenborn. Innen an der Südwand.
Orgel. 1905 von Grüneberg, Stettin. 1991 restauriert.
Glocken. 1465, 1908 aus der Glockengießerei Franz Schilling, Apolda, und
1991 aus Karlsruhe.
Zwei Grabplatten. 18. Jh., Sandstein, eine mit ganzfiguriger Reliefdarstellung
des Verstorbenen, möglicherweise ein Rittergutsbesitzer von Deulowitz. In
der Turmhalle.
Im Kern mittelalterliche Dorfkirche, die durch mehrfache Umbauten den
Vorstellungen der jeweiligen Zeit angepasst wurde, was am Bau bis heute
gut ablesbar ist. Die Kirche ist ein wertvolles Zeugnis ländlichen Kirchenbaus
vom Mittelalter bis ins 19. Jh. Sie ist unverzichtbarer Bestandteil des Dorfes
Atterwasch, dessen Bild sie prägt. Kirche, Pfarrhaus und Kriegerdenkmal
bilden ein gewachsenes Ensemble im Zentrum des Dorfes.
Quellen und Literatur: BLHA, Rep. 40 C Neumärkisches Konsistorium, Nr.
535 (1725-1727); Kirchenkreis Cottbus, Depositalarchiv, Sup. Guben, Nr. 251
(1956-1969)