Denkmaltopographie Spree-Neiße, Bd. 16.1, 2012, S. 171 f.

Die Kirche steht auf dem nördlichen, höher gelegenen Teil des Angers auf
dem umzäunten Friedhofsgelände. Sie bildet den Mittelpunkt des Dorfes.
Westlich der Kirche auf der anderen Seite der Kirchgasse das Pfarrhaus.
Eine Kirche in Grano wird erstmals in der Meißner Stiftsmatrikel von 1346
erwähnt. Über das Aussehen dieser Kirche ist nichts bekannt. Grano ist
Mutterkiche von Pinnow und Sembten.
1799 erfolgte der Neubau einer Kirche in Fachwerk mit Backsteinausfachung.
Der Turm älter, möglicherweise aus dem 17. Jh. Ihre heutige Form erhielt die
Kirche bei einem tiefgreifenden Umbau 1854, der durch den damaligen
Patron Louis Alexander Schmidtsdorff finanziert wurde. Die
Umfassungswände wurden in Backsteinmauerwerk erneuert, ebenfalls
erneuert wurden die Emporen im Innern. Die Farbgebung im Innern stammt
aus den 1950er Jahren. Am Turm erfolgten wiederholt
Instandsetzungsarbeiten, zuletzt 1934 und 1978, zusammen mit Dach und
Fenstern 2008/09.
Langgestreckter rechteckiger Saalbau mit Satteldach; an die Kirche
anschließend hölzerner Westturm mit eingezogener spitzer Haube. Das
Kirchenschiff Sichtbacksteinbau im Rundbogenstil auf Feldsteinsockel. Fünf
Achsen mit hohen Rundbogenfenstern, in der mittleren Achse an der
Südseite statt eines Fensters eine kleine Vorhalle mit einfach abgestuftem,
rundbogigem Eingangsportal mit zweiflügliger Holztür mit Oberlicht
(bauzeitlich) und von einem schmiedeeisernen Kreuz bekröntem
Dreicksgiebel. Eine weitere, kleinere Eingangstür am östlichen Ende der
Südseite, am westlichen Ende eine Blendnische, ursprünglich wahrscheinlich
ein weiterer Eingang. Die Fenstergewände ebenfalls einfach abgestuft; unter
den Fenstern umlaufendes Gurtgesims. Abgestuftes Traufgesims aus
Normal- und Formsteinen, darunter Zahnfries. An den Ecken über die Traufe
hochgezogene Lisenen. Den oberen Abschluss der Lisenen bilden Zahnfries
und Verdachung, der Zahnfries wird am Ortgang der Giebelseiten fortgeführt.
An der Ostseite zwei Rundbogenfenster, etwas niedriger als die der
Längsseiten, darüber im Giebel zwei kleine, durch eine schlichte Sohlbank
verbundene Fenster, in der Spitze ein weiteres kleines Fenster. An der
Westseite zwei Blendfenster rechts und links des Turmes. Der Turm
verbrettert, mit kleinen Schallluken im oberen Bereich, das Dach mit
Holzschindeldeckung. Spitze mit Knauf, Wetterfahne mit Jahreszahl 1810
und Kreuz. Vor der Südwand einige historische Grabsteine.
Innen großer Saal mit glatt verputzten Wänden, verputzte Flachdecke, Boden
mit quadratischen roten Keramikplatten und Backstein. Zweigeschossige
hölzerne Emporen an der Nord- und Südseite über die gesamte Länge des
Raumes, deren Stützen zugleich die beiden Längsunterzüge der Decke
tragen, die untere Empore im Westen und Osten umlaufend. Der Raum unter
der Ostempore – hinter dem Altar – als Sakristei abgetrennt. Unter der
Westempore durch eine Holz-Glas-Trennwand des 20. Jh. abgetrennter
Gemeinderaum, auf der Empore die Orgel. Das Gestühl in zwei Blöcken
sowie unter den Emporen zu beiden Seiten des Altarraums.
Ausstattung
Kanzelalter. 1799, Holz, Stein, Stuck. Hoher barocker Kanzelalter mit
polygonalem Kanzelkorb zwischen korinthischen Säulen mit
dahinterliegenden Pilastern sowie mächtigen seitlichen Säulen. Der
Kanzelkorb auf flächiger polygonaler Konsole in Renaissanceformen, wohl
Anfang 17. Jh. In der dahinterliegenden Wand korbbogige Öffnung, darüber
nach oben ausschwingendes Gesims mit gebauchter Gebälkzone. Den
oberen Abschluss bildet ein gesprengter Schweifgiebel, darin Dreieck mit
dem Auge Gottes im Strahlenkranz vor angedeuteter Wolke. Über den
inneren Säulen Vasen mit den Initialen CS und FS des Stifters Johann
Friedrich Schmidt, des ersten bürgerlichen Patrons der Kirche, und seiner
Ehefrau Christiane. Der gesamte architektonische Aufbau in dunkler
Marmorierung. Am Kanzelkorb rundbogige Felder mit ornamentaler,
portalartiger Umrahmung sowie Ecksäulchen. In den Feldern gemalte
Darstellungen der Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas.
Die Mensa gemauert, davor zweistufiges Podest.
Taufe. Wohl um 1854, Holz und Stuck. Viereckiger Sockel mit ausladenden
Volutenspangen an den Ecken, auf abgestufter achteckiger Plinthe,
achteckiges Becken mit Schale von 1679, Zinn, mit Inschrift »C.F.V.LB.
H.V.L.GB 1679«
Orgel. 1861 von Gast, Fürstenberg (Oder). Biedermeierprospekt in weiß und
gold.
Glocken. 1430 und 1624, letztere von Mates Baust, Prag.
Grabplatten. Für Henriette Maria von Kracht (gest. 1808), Sandstein, außen
an der Westwand, Inschrift, darunter Rose. Für Heinrich August Gottlob von
Rex, Gerichtsherr auf Krayne (1745-1804), Gusseisen, außen an der
Südwand.
Die stattliche Dorfkirche mit dem älteren Holzturm und der Kirchhof prägen
den erhöht gelegenen Anger, der Mittelpunkt des Dorfes ist. Auffallend ist die
Ähnlichkeit mit der Kirche in Groß Breesen. Die in der Formensprache der
Stüler-Nachfolge errichtete Granoer Kirche ist ein qualitätvolles Zeugnis der
Architektur aus der Mitte des 19. Jh. Die Begräbnisstätte und das
Sakralbauwerk einschließlich der zum Teil älteren Kirchenausstattung sind
wichtige Zeugnisse der Orts- und Baugeschichte. Sie sind insbesondere für
den sich von Süden nähernden Betrachter über den Dorfteich hinweg
eindrucksvoll wahrnehmbar. Mit dieser ortsbildprägenden Wirkung besitzen
Dorfkirche und Kirchhof auch städtebauliche Bedeutung.
Die Kirche und der sie umgebende Kirchhof befinden sich zwischen der
Granoer Hauptstraße und der Kirchgasse.
Grabstätte Eckardt (Eccardt). Zwei Eisenkreuze und vier Sandsteinplatten mit
zum Teil plastischem Schmuck, 1. H. 19. Jh.
Grabmal für Friedrich August Eckardt (Eccardt), gest. 1824. Sandsteinquader
mit Segmentgiebeln und bekrönender Flammenvase. An zwei Seiten
Inschrifttafeln, Text stark verwittert, an den anderen Seiten Lorbeergehänge
mit gestürzten Fackeln.
Grabmal Gottlieb Janicke (Jaenicke), 1774-1827. Stele aus Sandstein, sich
nach oben verjüngend, Gesims mit Akroterien.
Quellen und Literatur: BLHA, Rep. 40 C Neumärkisches Konsistorium, Nr.
1063 (1696-1740), Nr. 1064 (1799-1801); Kirchenkreis Cottbus,
Depositalarchiv, Sup. Guben, Nr. 5 (1946-1998), Nr. 219 (1987-1996), Nr.
251 (1956-1969); Das Granoer Kirchengut, in: Schatte, Hartmut, Groß
Drewitz. Geschichte und Geschichten eines Dorfes in der Niederlausitz,
Cottbus und Guben 1999, S. 100-103.