Denkmaltopographie Spree-Neiße, Bd. 16.1, 2012, S. 351 f.

Das Angerdorf Sacro wurde im Edikt des Bischofs zu Meißen 1346 als
Kirchdorf im Erzpriestersprengel Forst genannt. Zur Kleinpfarrei gehörten die
Dörfer Bohrau und Jähnsdorf sowie die Tochterkirche in Naundorf. Der
Kirchbau steht auf dem Anger inmitten des Ortes, an dem sich die von
Westen kommende Naundorfer Straße und die alte Nord-Süd-Verbindung
zwischen Guben und Forst (Dorfstraße) kreuzen. Südlich der Kirche befindet
sich die so genannte Friedenseiche, die gemeinsam mit der Gedenkstele für
die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 gesetzt wurde.
Letztere wurde im Zusammenhang mit dem 1894 errichteten massiven
Glockenturm umgesetzt und steht heute nordwestlich des Kirchenbaus.
Südwestlich der Kirche wurde 1922 ein Denkmal für die Gefallenen des
Ersten Weltkrieges eingeweiht.
Der stattliche rechteckige Saalbau aus Feldstein und Backstein angeblich
noch im 14. Jh. anstelle eines Vorgängerbaus begonnen. In einer Bauphase
mit dem baueinheitlich 1501 (d) errichteten Dach ist wahrscheinlich auch der
getreppte Pfeilergiebel im Osten entstanden. Nach dessen Vorbild
Erneuerung des Westgiebels im 19. Jh. Die kleine einfache Vorhalle mit
Satteldach an der Südwand wurde Mitte des 19. Jh. ebenfalls erneuert. 1894
Ausbesserung des Ostgiebels und Neubau eines neugotischen Westturms
aus Backstein nach Entwurf des Maurermeisters Grape aus Forst.
Der Außenbau über vorspringendem Feldsteinsockel mit abgeschrägtem
Abschlussgesims aus Backsteinen, im unteren Drittel in einheitlicher Höhe
aus Feldsteinmauerwerk mit Einsprengseln von Raseneisenstein und
darüber aus Backsteinmauerwerk aufgeführt; die Gebäudeecken vom Sockel
an durch Backstein eingefasst. Unterhalb der Traufe untergliedert ein
eingetiefter weißer Putzfries die Ostwand und die Längswände. Die Südwand
im oberen Bereich durch ein dekoratives Rhombenmuster aus geschwärzten
Binderköpfen hervorgehoben, die schmalen Spitzbogenfenster mit einem
breiten angeschrägten Gewände (verputzt, das westliche verändert)
versehen. In der südlichen Vorhalle in rechteckiger Wandvorlage aus
Backstein das dreifach gestufte Spitzbogenportal mit eingelegtem Rundstab,
darüber eine schmalere Wandvorlage mit Rundbogennische und Inschrift
»Got ist unser aller trost. 1590«. Die Ostwand von drei gleichgroßen
Fenstern durchbrochen. Für die Region typisch die fensterlose Nordwand mit
einem kleinen Spitzbogenportal (so genannte Wendenpforte) in rechteckiger
Wandvorlage. Besonders schmuckfreudig der siebenteilige gestufte
Backsteinpfeilergiebel im Osten: Gliederung durch acht kräftig profilierte, die
Giebelschrägen überragende Pfeilervorlagen im Wechsel mit durchgehenden
Segmentbogenblenden, diese paarig angeordnet und mit Okulus im Scheitel;
die Mittelpfosten der Blenden und das Mittelprofil der Vorlagen als Taustäbe
ausgebildet. Das Langhaus vom hohen neogotischen Backsteinturm
überragt: über quadratischem Grundriss dreizoniger Aufbau mit spitzbogigem
Westportal in spitzgiebeliger Wandvorlage; reiche Gliederung durch
Ecklisenen, weiß unterlegte Blendenmotive und abschließender
Faltdachhelm mit Dreiecksgiebeln und Ecktürmchen.
Die Wände innen ursprünglich ziegelsichtig. In der östlichen Südwand eine
von einem Rundbogen überfangene Zwillingsbogenblende mit mittlerem
Konsolstein aus Kehle und Rundstab; derselbe Formstein auch als
Scheitelkonsole der obersten Mittelblende im Ostgiebel. Die
Zementbodenfliesen von 1906 wurden 1962 im Altarbereich durch ein
Klinkerpflaster, im restlichen Kirchenraum 1984 durch Estrich ersetzt.
Während der Sanierung 2004-06 erfolgte eine Erneuerung der
Holzbalkendecke mit Brettverschalung, bei der Reste der barocken
Deckenschalung von 1738/39 wiederverwendet sowie das
spätmittelalterliche, 1907 z. T. sanierte Sparrendach mit dreifacher
Kehlbalkenlage und Hängewerken partiell erneuert bzw. rückgebaut wurde;
die Fußpfette (Überzug) im Dach wohl ein nachträglicher Einbau von 1948.
Im Zwickel der südlichen Seitennische haben sich eventuell noch
Wandmalereireste einer Auferstehung Christi rudimentär erhalten
(übertüncht), wohl um 1590.
Ausstattung
Über der bauzeitlichen Altarmensa ein hoher Altaraufsatz aus Holz von
Bildhauer Pittius aus Sorau, 1739 gestiftet, mit Inschrift auf der Rückseite,
1984 restauriert: Säulenaufbau mit gesprengtem Giebel und mit Gemälden
des Abendmahls, der Kreuzigung und Auferstehung, bekrönt von einer Glorie
mit Engelsfiguren; in den geschnitzten Seitenwangen kleine Gemälde mit
Allegorien aus dem Alten und Neuen Testament.
Reizvoll gestaltete hölzerne Taufe, Ende 16./Anfang 17. Jh., oktogonales
Holzbecken auf vasenförmigem Fuß mit Deckel in Form eines
Säulentempelchens, verziert von Beschlagwerk und Engelsköpfen.
An der West- und Nordseite Empore auf Holzstützen von 1811, ehemals mit
Marmorimitation.
Im Chor eine Kastentruhe aus Holz mit langen Eisenbändern und drei
überfallenden Schlossriegeln, die Ecken mit Eisenblech verstärkt, 18./19. Jh.
Südlich der Kirche Grabstein für Pfarrer Gottfried Stein (1637-1701) aus
Sandstein, mit vier allegorischen Darstellungen (Bibel, Abendmahlkelch,
Sanduhr, Totenschädel). In der Turmhalle zwei Grabsteine aus Sandstein,
links Pastor Fr. Wilhelm Jänicke (1776-1835), der rechte Grabstein
abgetreten.
Orgel, 1927 von Orgelbaumeister Gustav Heinze aus Sorau.
Im Turm eine Glocke, 1653 von Gießer-Meister Simon Kolbe aus
Brandenburg, gestiftet von Ferdinand von Biberstein (Inschrift und Wappen).
Zwei Stahlglocken aus Apolda, 1954.
Die Dorfkirche in Sacro ist städtebaulicher und ideeller Mittelpunkt des Ortes
und zugleich dessen dominierendes Bauwerk. Durch die aufwendige
Giebelgestaltung gehört die Kirche in der Region zu den baukünstlerisch
herausragenden Bauten. Enge Verwandtschaft im Bautyp zeigt sich zu
zeitgleichen Dorfkirchen im Cottbuser Umland (auch zur Südkapelle der
Cottbuser Oberkirche), die als Backsteinsaalbauten über Feldsteinsockel mit
Pfeilerstufengiebel (teilweise Taustabdekor) sowie mit Dreifenstergruppe im
Osten, Putzbändern unter der Traufe, Rautenmusterung, »Wendenpforte« im
Norden und mit Südvorhalle ausgebildet sind und zudem in den östlichen
Innenwänden Zwillingsblendnischen aufweisen – so in Leuthen, Papitz,
Briesen sowie der Stadtkirche Sorau/Żary (um 1401/30, Stufengiebel). Der
Sacroer Giebel steht dabei stilistisch den Giebeln der Prignitzer
Wallfahrtskirchen der Zeit um 1500 (Leitmotiv: südlicher Querhausgiebel St.
Nikolai, Bad Wilsnack) nahe, ist jedoch ohne Maßwerkdekor und horizontale
Zonengliederung deutlich vertikal betont. Von der gegenüberliegenden
Flussseite aus kommt der Ostgiebel auf dem erhöhtem, zur Neiße hin
abfallenden Gelände zu besonderer Wirkung. Der neogotische Westturm
hingegen steht genau in der Achse des zwischen Forst und Guben über die
flache Ebene verlaufenden Verkehrsweges und stellt damit eine wichtige
Landmarke dar.
Quellen und Literatur: Kunstdenkmäler 1939, S. 172-174; Lehmann 1979, S.
394f.; Natusch, Reinhard, Sacro – Ortschronik bis 1945, Schriftenreihe der
Stadt Forst (Lausitz), Cottbus o. J. (1999), S. 50-67; Mittelalterliche
Dorfkirchen. Sakrale Baukunst im Umland von Cottbus/Chósebuz, Cottbus
2001.