Denkmaltopographie Spree-Neiße, Bd. 16.1, 2012, S. 267 f.

Die Kirche steht auf dem breiten Anger, umgeben vom ehemaligen
Friedhofsgelände mit Rasenflächen und Büschen. Westlich vor der Kirche
hölzerner Glockenstuhl und schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite
das Pfarrgehöft (Kirchstraße 6). Das Kirchengelände ist heute umzäunt, der
Anger teilweise mit jüngeren Gebäuden bebaut, darunter die ehemalige
Schule. Patron der Kirche war die Regierung. Jänschwalde ist Mutterkirche
für die umliegenden Dörfer.
Die Kirche wurde 1806-08 erbaut als Ersatz für einen baufälligen
Vorgängerbau. Die Planungen für den Neubau begannen spätestens 1804;
der Kostenanschlag von 1804 ist mit Schmidt unterzeichnet und wurde von
David Gilly als Mitglied der Oberbaudeputation im November desselben
Jahres revidiert. Inwieweit Gilly Einfluss auf den Entwurf genommen hat, ist
nicht bekannt. Es finden sich jedoch auffällige Parallelen zu Arbeiten Gillys,
insbesondere zu seinem nicht ausgeführten Entwurf für eine Dorfkirche in
Nemitz (Niemica) von 1780.
Umfangreiche Instandsetzungen 1908 und 1993-97. 1966 wurde ein Großteil
des Außenputzes erneuert, dabei Entfernung des umlaufenden Gesimses
und der Fensterumrahmungen, mit Ausnahme der über der zugemauerten
Nordtür; die Gliederungselemente wurden 1993 rekonstruiert.
Der Bau der zwei Jahrzehnte jüngeren Tochterkirche in Drewitz orientiert sich
weitgehend an Jänschwalde.
Ziegelbau auf rechteckigem Grundriss mit Walmdach. Alle Fassaden glatt
verputzt über leicht vortretendem, ebenfalls verputztem Feldsteinsockel, den
oberen Abschluss bildet ein abgestuftes profiliertes Traufgesims. Breite
Ecklisenen, die Wandflächen der Längsseiten durch zwei weitere Lisenen in
drei Felder gegliedert. In der Mitte der Westseite rechteckiges Eingangsportal
mit profilierter Rahmung, Schlussstein und waagerechter Verdachung.
Daneben zu beiden Seiten jeweils ein Rechteckfenster, ebenfalls mit
profilierter Rahmung und Schlussstein. Ein profiliertes Gesims teilt die
Wandfläche horizontal in eine höhere untere und eine niedrigere obere Zone.
In der oberen Zone auf dem Gesims ansetzende halbrunde Fenster in den
Achsen der unteren Fenster, mit gleicher Rahmung wie diese, jedoch ohne
Schlussstein; über der Tür als Blendfenster (evtl. später vermauert). An den
Längsseiten der gleiche zweizonige Wandaufbau mit Rechteck- und
Halbrundfenstern. Auch hier jeweils eine Tür, an der Nordseite vermauert,
über den Türen hier wirkliche Fenster. An der Ostseite das Gesims tiefer, so
dass der untere und der obere Wandbereich annähernd die gleiche Höhe
aufweisen. Auf dem Gesims ansetzendes großes halbrundes Blendfenster.
Die Türen Holz mit schmiedeeisernen Beschlägen; klar verglaste Holzfenster.
Kehlbalkendach mit doppelt stehendem Stuhl. Westlich vor der Kirche
freistehender Glockenstuhl auf quadratischem Grundriss, Holz, unten
verbrettert, im oberen Bereich offen, mit Pyramidendach.
Im Kircheninnern glatt verputzte Wände mit hellem Anstrich, geputzte
Flachdecke auf zwei Unterzügen, Estrichboden. Dreiseitige Emporen. Die
Unterzüge der Decke ruhen auf den bis zur Decke geführten, quadratischen,
leicht gebauchten und geschossweise gegliederten Holzstützen der
Emporen. Die Emporen mit geschlossener hölzerner Brüstung, die Empore
an der Südseite bis zur Ostwand durchgehend, an der Nordseite etwas
kürzer; in der Nordwest- und der Südwestecke jeweils eine einfache Treppe.
Gestühl in zwei Blöcken, unterbrochen durch einen Quergang zwischen den
seitlichen Türen, sowie seitlich des weit in den Kirchenraum vorgerückten
Altars.
Ausstattung
Die bauzeitliche Ausstattung der Kirche ist fast vollständig erhalten, die
Fassungen erneuert.
Kanzelalter. 1806, Holz. Die hoch aufragende Rückwand mit rundbogiger
Öffnung in der Mitte, davor fünfseitiger Kanzelkorb. Die seitlichen
Wandflächen mit kannelierten Lisenen, um die herum das reich profilierte
Kranzgesims mit Frieszone verkröpft ist. Das untere Profil des Gesimses
geht über dem Kanzelkorb in fünfseitigen Schalldeckel über. Über der
Rundbogenöffnung zwei Putti mit Spruchband »Des Herrn Wort ist
Wahrhaftig«. Auf dem Abschlussgesims Strahlensonne, über den seitlichen
Lisenen flammende Kelche.
Pfarrerstuhl. 1806, Holz, mit Scherengitter im oberen Teil, in der Nordostecke
der Kirche.
Taufe. 1806, Holz, achteckiger Oberteil mit diamantquaderbesetzten Feldern,
auf vierteiligem Gestell aus profilierten Brettern auf einer Platte.
Orgel. 1908 von Heinze, Sorau.
Drei Glocken. 15. Jh., 1515 und 1596.
Der Kirchenbau ist orts- und baugeschichtlich sowie städtebaulich
bedeutsam. Seit mehr als zwei Jahrhunderten stellt er den ideellen, mit dem
Glockenturm und dem Pfarrgehöft auch den architektonischen Mittelpunkt
des Ortes dar. Er repräsentiert in seiner Gesamtheit eine fast vollständig
erhaltene einfache, jedoch qualitätvolle Dorfkirche des Klassizismus. Durch
ihre Baumasse und den exponierten Standort prägt die Kirche auch heute
noch den Dorfanger.
Quellen und Literatur: BLHA, Rep. 3 B Regierung Frankfurt (Oder), Nr. 552
(1907-1933); Rep. 3 Neumärkische Kriegs- und Domänenkammer, Nr. 3236
(1792-1804); Rep. 40 B Neumärkisches Konsistorium, Nr. 311-313 (1769-
1807), Nr. 363 (1770-1775), Nr. 365 (1800-1802); ELAB, 14 (Konsistorium
der Provinz Brandenburg) / 15698 (1891-1934); GStA, X. HA Rep. 3 B
Regierung Frankfurt (Oder), Abt. II, Nr. 45 (1831-1876); Kunstdenkmäler
1938, S. 130f.; Krautz, Stefanie (Hg.), 200 Jahre Kirche Jänschwalde:
Festschrift zum 200. Kirchenbaujubiläum in Jänschwalde, Cottbus 2008.