Denkmaltopographie Spree-Neiße, Bd. 16.1, 2012, S. 51 f.

Die Kirche steht auf dem breiten Anger, umgeben von einer Rasenfläche. In
unmittelbarer Nähe befinden sich auf dem Anger das ehemalige Schulhaus,
das Pfarrhaus und ein Kriegerdenkmal. Kirche und Schule entstanden
gleichzeitig 1895. Die heutige Kirche ersetzt eine turmlose Fachwerkkirche
von 1773. Eine Kirche wird in Drachhausen erstmals 1513 erwähnt, als
Tochterkirche von Peitz. Ab 1694 war Drachhausen eigener Pfarrsprengel,
seit 1980 gehört es wieder zum Pfarramt in Peitz.
Im Frühjahr 1894 wurde nach über zwanzigjährigen Verhandlungen mit der
Königlichen Regierung mit den Bauarbeiten für die Kirche begonnen. Der
Entwurf stammt vom Cottbuser Baurat Robert Beutler, die Detailplanung von
Regierungsbaumeister Schlaeger, der auch die Bauleitung innehatte. Im
November 1894 konnte für das Kirchenschiff Richtfest gefeiert werden; im
darauffolgenden Jahr wurden der Turm und die Innenausstattung
fertiggestellt, so dass die Kirche am 20. Dezember 1895 eingeweiht werden
konnte. Seitdem hat es kaum bauliche Veränderungen gegeben. Im Ersten
Weltkrieg mussten die beiden größeren der drei Glocken aus der Leipziger
Gießerei Jauck für Kriegszwecke abgegeben werden. Sie wurden 1925 durch
zwei Bronzeglocken der Firma Schilling in Apolda ersetzt. 1992/93 erfolgte
eine behutsame Restaurierung des Innenraumes; die Apsisfenster sind eine
Rekonstruktion. 2002 Einbau einer Holz-Glas-Trennwand anstelle einer
massiven, wohl in den 1970er Jahren eingezogenen Trennwand zwischen
Kirche und Winterkirche unter der Westempore.
Kreuzförmiger neuromanischer Backsteinbau mit dreiseitig geschlossenem,
eingezogenem Chor. In der nordwestlichen Ecke hoher Turm auf
quadratischem Grundriss. In der nordöstlichen Ecke zwischen Chor und
Querhaus die Sakristei, in der südöstlichen ein runder Treppenturm. Alle
Fassaden in rotem Backstein, in Anlehnung an romanische Formen mit
Rundbogenfenstern, Ecklisenen und Rundbogenfries. Der Westgiebel mit
Lisenengliederung, großem Rundfenster und als Kreuz ausgebildeter
schmaler Belüftungsöffnung des Dachraumes; unten rechteckige Vorhalle,
Eingangsportal mit zweiflügliger Holztür mit ornamental gestalteten
schmiedeeisernen Beschlägen und rundbogigem Oberlicht. An der Nord- und
Südseite im unteren, durch ein Gesims abgesetzten Wandbereich kleine
Segmentbogenfenster, darüber an der Südseite des Langhauses zwei große
Rundbogenfenster; drei gestaffelte Fenster an den Giebelseiten der
Querhäuser. Der Chor mit drei Fenstern. An der Nordseite der Turm mit
hohem Untergeschoss mit rundbogiger Eingangstür an der Westseite; der
darüber aufragende Teil mit Ecklisenen und Uhr im oberen Bereich, die Uhr
mit Rahmung aus vortretenden Steinen, die sich in Kreuzform von der Uhr
aus nach allen vier Richtungen als schmale Wandvorlagen fortsetzt. Darüber
das Glockengeschoss mit zwei gekuppelten rundbogigen Schallöffnungen mit
gemauerten Säulchen; spitzes Pyramidendach mit Kreuz. Das Satteldach
des Kirchenschiffes und der Querhäuser mit blaugrau glasierten
Biberschwanzzziegeln in Kronendeckung mit Zickzack-Muster im oberen
Bereich; die Apsis mit grün glasierten Ziegeln. Die Dächer des Turms und
des runden Treppenturms schiefergedeckt.
Innen einschiffiges Langhaus und breites Querhaus. Im Querhaus hölzerne
Emporen; im Westen großzügige Orgelempore, darunter Winterkirche mit
moderner transparenter Trennwand zum Kirchenraum. Alle Teile mit
Kreuzrippengewölbe, die Pfeiler und Gewölberippen ziegelsichtig, die
Wandflächen glatt verputzt, in hellem Grau mit breitem rosa Randstreifen.
Die Deckenflächen in hellem Ocker mit breitem blauen und schmalem roten
Begleitstreifen entlang den Rippen und Gurtbögen, am Gewölbeansatz in
Schiff, Chor und Querhaus Pflanzenornamente, in der Vierung gemalte
schirmartig gespannte Stoffbahnen. Die Fensterlaibungen weiß. Alle Pfeiler
und Wandvorlagen mit verkröpftem Gesims aus Formsteinen auf leicht
vorspringender hoher Konsole, die die Kapitellzone markiert (das Kapitell
ersetzt). Der Altarraum um drei Stufen erhöht. In der innen halbrunden Apsis
gemalter Wandbehang im unteren Bereich. Gestühl in zwei Blöcken. Der
Boden mit gelben und roten Fliesen.
Ausstattung
Die bauzeitliche Ausstattung ist vollständig erhalten. Sie wurde ebenso wie
die baulichen Details von Regierungsbaumeister Schlaeger entworfen.
Altar. Gemauerter Altar mit Ausatz aus Eiche, holzsichtig mit sparsamen
goldenen Akzentuierungen. Der Aufsatz mit großem Kreuz auf einem von
zwei seitlichen Postamenten (für Vasen) flankierten Dreiecksgiebel.
Kanzel. Holz, mit polygonalem Korb auf sechseckiger Säule, mit großem
Schalldeckel.
Taufe. Heller Sandstein, achteckig mit jeweils zwei nebeneinanderliegenden
Vierpässen in quadratischen Feldern an jeder Seite, auf achteckiger, durch
Lisenen gegliederter Säule. Um das Becken die Inschrift »Wer da glaubet
und getauft wird, der wird selig werden. Ev. Marci 16 v.16.«
Orgel. Von Conrad Geissler, Eilenburg.
In seiner Gesamtheit einschließlich Ausstattung erhaltener Kirchenbau des
späten 19. Jh. in zeittypischer Bauweise und historistischer, hier
neuromanischer, Formensprache. Bau und Ausstattung in hervorragender
handwerklicher Qualität. Mit seiner Größe, dem hohen Turm und der
zentralen Lage ist die Kirche weithin sichtbarer Mittelpunkt des Dorfes.
Quellen und Literatur: BLHA, Rep. 3 B Regierung Frankfurt (Oder), Nr. 547
(1889-1906); Rep. 6 B Cottbus, Nr. 841 (Kirchenangelegenheiten von
Drachhausen 1890-1928), Neue evangelische Kirche in Drachhausen, in:
Centralblatt der Bauverwaltung 18 (1898), S. 28-29; Kunstdenkmäler 1939,
S. 113; Redies, Dirk, St. Laurentius in Drachhausen, in:
Drachhausen/Hochoza, Geschichte und Geschichten eines Dorfes, Cottbus
2004, S. 14-17.