Denkmaltopographie Spree-Neiße, Bd. 16.1, 2012, S. 243 f.

Die denkmalrelevante Anlage umfasst die Pumpstation mit Wohnung für den
Maschinisten, das Brunnenhäuschen für den Sammelbrunnen und die
Filterhalle. Eine erste Wasserleitung aus Holzröhren förderte bereite um
1550 Quellwasser von den Kaltenborner Bergen nach Guben. 1563 konnte
dann die Wasserkunst im Klostertor in Betrieb genommen werden. Das aus
der Neiße stammende Wasser wurde von vier wasserradgetriebene Pumpen
in den Klosterturm befördert. Von dort versorgte man die Tuchmachereien
der Stadt mit Brauchwasser. Ab 1858 ersetzten Rohre aus Gusseisen die
Holzröhren. Die Wasserkunst tat bis 1913 ihren Dienst. Durch den Abriss der
Seydellschen Mühlen wurde auch das Pumpwerk stillgelegt. Aufgrund der
nachgewiesenen schlechten Wasserqualität der städtischen und privaten
Brunnen beschloss 1892 die Stadtverordnetenversammlung, den Bau einer
zentralen Trinkwasserversorgung. Die Bauarbeiten für ein städtisches
Wasserwerk auf der Dubrau begannen 1896. Ausgestattet war es zunächst
mit neun Flachspiegelbrunnen, einer Hebeleitung, einem Sammelbrunnen
und einem Pumpenhaus. Zwei Hochbehälter auf Engelmanns Berg und dem
Osterberg dienten als Reinwasserspeicher und sorgten zudem für das nötige
Gefälle für die Leitungen, die am 1.1.1897 und zum Jahresende 1897
aktiviert wurden. Eine zweite Hebeleitung mit insgesamt 23 Brunnen wurde
1920 an das Versorgungssystem angeschlossen. Neue Standards der
Trinkwasserqualität erforderten ab den 1920er Jahren eine
Enteisenungsanlage, die in der Filterhalle untergebracht war. 1940 nahmen
das Wasserwerk im Stadtforst und ein dritter Hochbehälter auf Ulrich’s Höhe
(heute polnisches Staatsgebiet) ihren Betrieb auf. Nach dem Zweiten
Weltkrieg blieb Guben zwar das alte Wasserwerk erhalten, die Stadt
verfügte aber aufgrund der Grenzziehung nicht mehr über die Technik zur
Wasserspeicherung und zum Druckausgleich. Dies änderte sich erst durch
den Bau und die Inbetriebnahme der zwei ersten Hochbehälter in der
Obersprucke. Schrittweise, d.h. in mehreren Etappen (1951, 1965, 1975 und
in den 1990er Jahren), wurde die städtische Wasserversorgung neu
aufgebaut und modernisiert. Nach Gründung des Gubener Wasser- und
Abwasserzweckverbandes (GWAZ) mit der Stadt Guben und 22
Umlandgemeinden 1992 wurden zwei Großprojekte in Angriff genommen:
1996/97 entstand grenzübergreifend die Abwasserbehandlungsanlage in
Gubin, die mit der deutschen Hauptpumpstation verbunden wurde, 2005/06
das Wasserwerk Schenkendöbern. Das alte Gubener Wasserwerk stellte im
Juni 2006 seinen Betrieb ein.
Die Pumpstation mit Wohnung für den Maschinisten wurde von 1897 bis
1963 im ursprünglichen Sinne genutzt. 1965-93 darin Werkstatt, Büroräume
und Sanitäreinrichtungen. Seit 1993 Verwaltungssitz des GWAZ.
Zweigeschossiger ziegelsichtiger Bau in gotisierenden Formen mit zwei
hohen Walmdächern. Allseitig Stufengiebel. Der mittlere Teil ehemals
eingeschossig mit spitzbogigem Fries und steilem querliegenden Satteldach.
Das Dachgeschoss heute ausgebaut, der Mittelteil erhöht und die Giebel mit
Ausnahme der Westseite neu gemauert. Die erneuerten Fenster
überwiegend paarweise in eingetieften Wandflächen angeordnet.
Haupteingang mit spitzbogigem Portal auf der Westseite, Nebeneingang auf
der Nordseite. Die östliche Schmalseite mit einem über das Traufgesims
reichenden Erker betont. Der Sammelbrunnen 1896 nördlich der
Pumpstation als runder Ziegelbau mit flachbogigem Fries errichtet.
Polygonales Helmdach von Metallspitze mit Kugel bekrönt. Spitzbogiger
Eingang, Fenster in Schlüssellochform. Brunnennutzung 1963 beendet.
Nordöstlich der Pumpstation und des Brunnenhäuschens 1928 die Filterhalle
aufgeführt. Regelmäßiger Klinkerbau von vier zu drei Achsen mit Walmdach.
Haupteingang mit vorgelagerter Treppe auf der Südseite, 2008 auf der
Nordseite Terrasse angefügt. Auf den Längsseiten Risalit mit
hochrechteckigen Fenstern. Funktionsaufgabe 1965, heute
Multifunktionshalle mit moderner Innengestaltung.
Das Wasserwerk ist vor allem geschichtlich bedeutsam. Es dokumentiert
das rasche Wachstum der Stadt im späten 19. und frühen 20. Jh. und die
damit einhergehende Herausbildung einer modernen städtischen Infra-
struktur in Guben. Die überkommenen Gebäude des Wasserwerks sind
trotz des Verlustes der maschinentechnischen Ausstattung und der
ursprünglichen Nutzung bis heute als baulich und funktional
zusammengehöriges Ensemble erlebbar. Die ziegelsichtigen und sparsam
mit neugotischen Formen gezierten Fassaden der Pumpstation, des
Brunnenhäuschens und der Filterhalle spiegeln beispielhaft diesen für
Bauten der Wasserversorgung damals allgemein bevorzugten
historistischen Stil.

Quellen und Literatur: Gubener Wasser- und Abwasserzweckverband (Hg.),
Gutes Wasser alle Zeit, Guben 2009, S. 6.