Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 465 ff.

(Text gekürzt) Der Kirchhof liegt auf dem südlichen Teil des Dorfangers. Das
Areal ist rings von einer Feldsteinmauer umgeben. Im Zentrum steht die
mittelalterliche Dorfkirche. Der kleine Feldsteinbau weicht deutlich von der
Ost-West-Achse ab, was auf einen ursprünglich anderen Verlauf der
Dorfstraße hindeuten könnte.
Über Zützens Bistumszugehörigkeit und die örtlichen kirchlichen
Verhältnisse im Mittelalter ist fast nichts bekannt. 1543 war die Gemeinde
Tochterkirche von Schwedt. Sie gehörte zur Kircheninspektion Angermünde,
wurde aber von Criewen aus betreut (1557 ist Flemsdorf genannt). In der
Kirchenmatrikel von 1600 sind vier Pfarrhufen erwähnt. Ende des 17. Jh. ist
Criewen Mutterkirche von Zützen. 1854-1932 gehörte der Ort zur
Superintendentur Schwedt, danach zum Kirchenkreis Angermünde. Heute
ist das Pfarramt Schwedt zuständig. Das Patronat lag 1543 bei den v.
Greiffenberg, danach bis 1945 beim jeweiligen Gutsbesitzer.

Baugeschichte
Die Kirche wurde wahrscheinlich im 3. Viertel des 13. Jh. als einfacher
turmloser Feldsteinbau errichtet. Im Spätmittelalter soll das Bauwerk auf der
westlichen Seite mit einem gestuften Ziergiebel aus Backstein versehen
worden sein; möglicherweise steht die erhaltene Glocke von 1522 im
Zusammenhang mit dieser Baumaßnahme. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt
das Bauwerk nicht näher bekannte Zerstörungen. Der um 1665 begonnene
Wiederaufbau ging mit einer barocken Umgestaltung einher. Für die
Sparrenhölzer des Dachwerks konnte das Fälldatum 1664 (d) ermittelt
werden, für das Jahr 1666 sind Reparaturen an den Giebeln und die
Anschaffung neuer Dachziegel vermerkt. Eine zweite barocke
Erneuerungsphase folgte ab dem letzten Jahrzehnt des 17. Jh. Während
dieser Periode erhielt das Kircheninnere einen neuen Ziegelfußboden
(1691), eine Westempore (1694/95) und ein Gestühl (1698). Für 1701 sind
die Errichtung der Kirchhofsmauer und Arbeiten am Glockenstuhl vermerkt,
für 1703 die Anbringung des Taufengels. 1712/13 bekam die Kirche einen
reich verzierten barocken Kanzelaltar. Im Zusammenhang damit wurden
wohl die bauzeitlichen Fenster in der Ostseite am unteren Ende zugesetzt
und im östlichen Teil der Südseite ein zusätzliches Fenster zur besseren
Belichtung des Altarbereichs eingebrochen sowie anschließend der gesamte
Außenbau verputzt.
1836 erhielten das Äußere und die hölzernen Inneneinbauten einen
Neuanstrich. Der jetzige Westgiebel wurde 1857 (i) errichtet. 1909 entstand
im Auftrag der Gutsbesitzerfamilie v. Colmar an der Nordseite ein
Treppenturm als Aufgang zur Patronatsloge. 1942 mussten beide
spätmittelalterlichen Glocken zum Einschmelzen abgegeben werden; die
größere kehrte 1950 aus Hamburg zurück. 1962 ließ die Gemeinde den
Kirchenraum renovieren und umgestalten. Damals wurden die
Patronatsloge, das Gestühl (bis auf wenige Reste) sowie die Orgel samt
Prospekt entfernt. Den barocken Kanzelaltar baute man wegen schlechten
Zustands ab; erhalten blieb nur der Kanzelkorb. Der Taufengel wurde
überfasst und umgehängt, das alte Gemeindegestühl durch Holzbänke aus
der Reformierten Kirche Schwedt ersetzt. Bei einer nach 1977 erfolgten
Dachumdeckung wurden zwei Fledermausgauben entfernt. 1997 schuf der
Glaskünstler Christian Bressler aus Angermünde für alle Fensteröffnungen
neue Bleiverglasungen. 2004 kam es anlässlich der 650-Jahr-Feier des
Ortes zum Guss einer neuen zweiten Glocke (Weihe 2005).

Beschreibung
Bescheidene Saalkirche auf rechteckigem Grundriss (ca. 14,5 x 9 m),
abgeschlossen durch Satteldach. Das Mauerwerk der Umfassungswände
aus quaderförmig zugehauenen Feldsteinen gefügt, dabei die
Gebäudeecken durch sorgfältiger bearbeitete Steine betont. An vielen
Stellen noch Reste des barocken Putzes vorhanden. Die Ansicht der vier
Seiten ursprünglich bestimmt durch je zwei hochsitzende, stumpf-
spitzbogige Fenster des 13. Jh. Auf der Westseite beide Fenster wohl schon
im Spätmittelalter zugesetzt (innen als Nischen erhalten), im Norden das
östliche Fenster mit Anbau des Treppenturms zu Durchgang verändert
(dieser 1962 vermauert); alle anderen Fenster nahezu bauzeitlich
überkommen. Die östliche Seite in Kämpferhöhe gestalterisch betont durch
zusätzliches Rundfenster, wohl in zeichenhafter Verwendung (Dreifaltigkeit).
Im noch weitgehend verputzten Giebel darüber zwei spitzbogige
Schlitzfenster des 13. Jh. Das größere flachbogige Fenster im Ostteil der
südlichen Traufseite vermutlich um 1712 eingebrochen. Zum Bestand des
13. Jh. gehört der auf dieser Seite gelegene stumpf-spitzbogige Eingang
(Priesterpforte?) mit Begleitbogen. Die rechte Laibung weist zwei
eingeriebene Näpfchen auf (bis in die Neuzeit diente Steinmehl von Kirchen
als Heilmittel). Den Haupteingang bildet ein relativ schmales, einfach
gestuftes Spitzbogenportal auf der Westseite. Der darüber in Traufhöhe
verlaufende Ziegelfries sowie der abschließende neogotische Staffelgiebel
aus unverputztem Ziegelmauerwerk stammen von 1857. Die
Giebelgliederung bestimmt durch acht filialartige Pfeiler und dazwischen
angeordnete Spitzbogenblenden in den äußeren bzw. spitzbogige
Schallöffnungen in den mittleren Bahnen. Die Firstspitze als Glockenhalter
gestaltet. Auf der Nordseite der Kirche der 1909 entstandene runde
Treppenturm zur Patronatsloge, ein verputzter Ziegelbau mit hohem
Kegelhelm und Knaufbekrönung. Der Patronatseingang in gestuftem
neogotischen Spitzbogenportal angeordnet, das Türblatt mit historisierenden
schmiedeeisernen Beschlägen versehen. Über dem Turmeingang als Relief
das Familienwappen der Familie v. Colmar.
Innen der Kirchsaal durch einfache Holzbalkendecke von ca. 1665
abgeschlossen. Der Raumeindruck teils durch die verbliebene Ausstattung
der Barockzeit bestimmt, teils durch die eingreifende Erneuerung von 1962
(Wandanstrich, Fußboden, Altar und Kirchenbänke). Im nördlichen Teil der
Ostwand kleine mittelalterliche Rechtecknische, verschlossen durch eine
wohl jüngere Holztür mit Bandbeschlägen. Zentrale Blickpunkte bilden im
östlichen Raumteil der Altarblock und der axial davor schwebende
Taufengel. Nördlich davon der barocke Kanzelkorb sowie Reste des
barocken Gestühls aufgestellt. Im Westteil des Raums die 1695 eingebaute
hölzerne Empore, getragen von vier kräftigen, profilierten Vierkantsäulen
und begrenzt von Brüstung mit Brettbalustern. An der Vorderseite das
Baujahr sowie die Namen der Kirchenvorsteher vermerkt. Der Raum
sparsam belichtet durch Fensteröffnungen des 13. Jh.; die 1997 erneuerten
Glasfenster von Christian Bressler in modernen Formen und Farben
gestaltet. Erhalten das Dachwerk der Zeit um 1665, ein Kehlbalkendach mit
liegendem Stuhl, Hahnenbalken sowie aussteifenden Riegeln und
Diagonalstreben zwischen den Sparren. Die Verbindungen teils gezapft, teils
verblattet (Kopfbänder). Im Dachraum die Reste eines Aufzugsmechanismus
(Tabakswinde) sowie der Wippbalken zum Herablassen des Taufengels
überkommen. Am Gebälk zahlreiche Tabaksnägel. Im Westen befindet sich
der Glockenstuhl, entstanden vermutlich um 1700.

Ausstattung
Altar. 1962 neugestaltet. Damals der Altarblock mit Klinkern ummantelt und
die Mensa mit großem Holzkreuz und vier Standfiguren (Evangelisten)
bestückt. Vom barocken Kanzelaltar der Korb (! Kanzel) erhalten.
Kanzel. 1713/14 von Christian Kiel aus Oderberg. Verbliebener Teil des
hölzernen Kanzelaltars. Als Fuß dient der ehemalige, mit Akanthuslaub
verzierte Schalldeckel. Fünfseitiger Kanzelkorb, versehen mit Felderung,
plastisch hervortretenden Blütengehängen an den Ecken und Akanthuslaub
am Brüstungsrand.
Taufengel. 1703 (i) geschaffen wahrscheinlich vom Schwedter Hofbildhauer
Georg Johann Mattarnowy und gestiftet von Clara Luisa v. Redern,
verwitwete v. Bredow; 1962 weiß überfasst. Der Engel mit aufgefalteten
Flügeln und stark flatterndem Gewand. In der gesenkten linken Hand
präsentiert er eine Muschelschale, in der erhobenen Rechten hielt er früher
wohl ein Spruchband. Auf der Unterseite des Engels im Gewand das
Entstehungsjahr und die Initialen der Stifterin vermerkt; das Hängeseil
vormals mit Kugeln und einer geschnitzten Taube versehen. Überkommen
ist der Mechanismus zum Herablassen des Engels.
Grabplatte für Christoph v. Krummensee († 1513) und Sophia v. Bredow.
Die bedeutende, wohl 1802 nach Zützen gelangte und heute an der
Nordseite der Kirche aufgestellte, ca. 1,9 m hohe Sandsteinplatte befand
sich ursprünglich in der Angermünder Klosterkirche. Das Ehepaar einander
zugewandt und mit zum Gebet erhobenen Händen dargestellt. Der Mann in
Panzerrüstung, die Frau in langem, faltenreichem Mantel und mit
Bänderhaube. Zu Füßen beider ein Familienwappen. Über den Köpfen und
im Fußbereich spätgotisches Rankenwerk; der Rand mit umlaufender
Gedenkinschrift.
Zwei Zinnleuchter. 1679, gestiftet von Henning v. Glöden. Jeweils etwa 50
cm hoch, mit rundem, profiliertem Fuß und ausladendem Lichtteller.
Gravierte Antiquainschrift.
Leuchterkrone. 18. Jh. Aus der Stützkower Kirche übernommen.
Schmiedeeisen, gefertigt in einfacher handwerklicher Arbeit.
Bronzeglocke. Gegossen 1522 (i), vielleicht vom Meister der »Barbara-
glocke« in Eberswalde. Ø 89 cm. Am Mantel als ca. 15 cm hohe Reliefs eine
Mondsichelmadonna und gegenüber ein Christophorus, am Glockenhals
spätgotische Minuskelinschrift mit Datierung, an den Bügeln Flechtwerk.

Bedeutung
Die kleine turmlose Saalkirche gehört zu den bescheidensten Beispielen im
regionalen Bestand der aus dem 13. Jh. überkommenen Feldsteinbauten.
Mit ihren geringen Abmessungen, den wenigen Öffnungen und kaum
vorhandenen gestalterischen Details verkörpert sie eine Art Minimalvariante
im Kirchenbau dieser Phase. Naheliegend erscheint ein Zusammenhang mit
den besonderen Umständen der Ortsgründung; die Feldflur der hier
bestehenden Fischersiedlung war seinerzeit lediglich mit ca. 30 Hufen
ausgestattet worden. Im Spätmittelalter suchte man die Kirche durch einen
Schmuckgiebel und eine verzierte Glocke aufzuwerten. Von den
Wiederherstellungsarbeiten nach dem Dreißigjährigen Krieg zeugen das
Dachwerk und die überkommenen Teile der Barockausstattung. Hauptstück
ist der Taufengel, ein qualitätvolles Werk, zugeschrieben dem damals am
Schwedter Hof tätigen und später als Baumeister in St. Petersburg bekannt
gewordenen Künstler Georg Mattarnowy. Ein in der Region herausragendes
Zeugnis spätgotischer Grabmalskunst ist die aus Angermünde stammende
Grabplatte von 1513.

Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep 37 Bredow-Familienarchiv (enthält Materialien
zur Kirchengeschichte); ELAB, 14 Zützen Nr. 8006 und 8008 ( (1904-31);
BLDAM, Denkmalkartei IfD, Erfassung Eichler 1965 und 1977; Pfarrarchiv
Criewen, Aktenbestand Zützen; HM Ang, Ordner Zützen.
Literatur: Ohle 1915, S. 210; KDM 1934, S. 264f.; Eichler, Hans-Georg,
Grabmalskunst im Kreis Angermünde, Schwedt 1965, S. 14f.; BKD 1980, S.
51; Walther, Eckhard, Die Grabplatte an der Dorfkirche Zützen, in: AHK
1997, S. 138f.; Heubner 2000, S. 28f.; Festschrift zur 650-Jahr-Feier (2004),
S. 168-80; Friske 2006, S. 88; Dehio 2012, S. 1232; Taufengel 2013, S. 235;
Friske 2014, S. 194f.