Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 174 ff.

Die Kirche erhebt sich zentral auf dem Dorfanger, inmitten des von einer
Feldsteinmauer umgebenen Kirchhofs. Seit 1684 ist sie Mutterkirche von
Glambeck und Wolletz, später wurden auch die Wohnplätze Grumsin,
Luisenhof und Glambecker Mühle eingekircht. Im Mittelalter gehörte die
Pfarre zur Diözese Brandenburg, Sedes Angermünde, später zum
Kirchenkreis Angermünde. Das Patronat hatte der jeweilige Gutsbesitzer
inne: vor 1668 Familie v. Arnsdorf(f), 1788-1919 Familie v. Rohr und zuletzt
bis 1945 Familie Richtberg.

Baugeschichte
Die rund 24 m lange Kirche wurde in der 2. Hälfte des 13. Jh. als
Feldsteinsaal über rechteckigem Grundriss errichtet, ehemals mit geradem
Ostschluss sowie Westturm in Schiffsbreite. Während des Dreißigjährigen
Kriegs sind Teile des Bauwerks zerstört worden; der Wiederaufbau erfolgte
um 1600. Danach folgten weitere, nicht näher bekannte Bauarbeiten, so um
1738 (d) und um 1790 (i). 1855/56 wurde die Kirche unter Beibehaltung der
Umfassungsmauern in neogotischen Formen umgestaltet und erweitert.
Auftraggeberin war die damalige Gutbesitzerin Frau v. Rohr; die Pläne
wurden eventuell federführend oder unter Mitwirkung des Berliner
Architekten Friedrich August Stüler erstellt und durch den Angermünder
Maurermeister Altmann umgesetzt. Für 1899-1901 sind Reparaturen und
Renovierungsarbeiten vermerkt, nochmals für 1923/24 unter Leitung des
Baurats Johannes Rosenthal sowie für 1958 die Erneuerung des
Innenraums. Nach nur notdürftiger Instandhaltung zu DDR-Zeiten konnten
1999-2003 dringende Sanierungsmaßnahmen realisiert werden; sie
umfassten u. a. eine Dachneudeckung unter Wiederverwendung
handgestrichener Biberschwanzziegel sowie die Herstellung neuer
Bleiglasfenster im Kirchenschiff.

Beschreibung
Vom mittelalterlichen Ursprungsbau blieben erhebliche Teile der
Umfassungswände erhalten. Das Mauerwerk besteht über vorspringendem,
abgefastem Sockel aus regelmäßig gefügten Feldsteinquadern. An der
Nord- und Südseite deuten Störungen im Gefüge auf ehemalige
Portalöffnungen hin. In der Nordwand zeichnen sich außerdem vier der
ehemals fünf Lanzettfenster ab; ebenso sind noch die Ansätze der drei
früheren Ostfenster erkennbar. In der Westwand des Turmunterbaus hat
sich das frühgotische, einfach gestufte Spitzbogenportal (hinter jüngerem
Eingangsbau) bewahrt.
Das heutige Erscheinungsbild der Kirche maßgeblich bestimmt durch die
neogotische Umgestaltung. Für die ergänzenden Bau- und Schmuckteile
wurde dabei überwiegend roter Ziegel verwendet, der reizvoll mit dem
Feldsteinmauerwerk kontrastiert. In diesem Material die gestuften Gewände
der vergrößerten Spitzbogenfenster und die von Friesen begleiteten
Traufgesimse sowie der Treppengiebel über der Ostseite ausgeführt. Eine
neogotische Zutat auch die polygonale Apsis an der Ostseite mit Wänden
aus gespaltenem Feldstein; die Ecken jeweils von Strebepfeilern aus Ziegeln
betont. Besonders wirkungsvoll gestaltet der Kirchturm. Sein mittelalterlicher
Unterbau an den Ecken durch kräftige Strebepfeiler verstärkt und an der
Westseite durch kleinen Eingangsbau aus rotem Ziegelmauerwerk erweitert.
Der Haupteingang gotisierend in Spitzbogenöffnung, gerahmt von schlanken
Achteckpfeilern und krabbenbesetztem Dreiecksgiebel. Oberhalb davon, im
Traufbereich, als weiterer Akzent eine übergiebelte Dreifenstergruppe. Aus
dem querliegenden Satteldach ragt mittig der komplett in Ziegeln errichtete
hohe Turmaufsatz empor; sein achteckiger Schaft versehen mit kleinen
Spitzbogenfenstern, Okuli und Kranzgesims, begleitet von Ziegelfries. Das
ebenfalls achteckige Glockengeschoss darüber markant durch spitzbogige
Schallöffnungen und krabbenbesetzte Schildgiebel mit Kreuzsymbol im
Giebelfeld betont. Als Abschluss ein schiefergedeckter achtseitiger
Spitzhelm, bekrönt von Knopf und Wetterfahne.
Im Inneren des Eingangsvorbaus die Portalöffnung des 13. Jh. Dahinter die
alte Turmhalle; deren südlicher Teil mittels Fachwerkwand als kleine
Leichenhalle abgetrennt. Rechts der Aufgang zum Glockenstuhl, dort
zweitverwendete Hölzer von 1738 (d). Das Innere des Kirchensaals
ebenfalls durch den neogotischen Umbau geprägt. Stiltypisch der
Raumabschluss durch sichtbar belassene Dachkonstruktion. Die
Dachgespärre auf reich profilierten Konsolen ruhend, mit maßwerkartiger
Aussteifung und mittiger, am Fuß verzierter Hängesäule. Vor der Westwand
raumhohe Arkade aus drei großen Spitzbögen zwischen Achteckpfeilern,
dahinter im oberen Bereich die Orgelempore. Im Osten als Altarraum
neugotische Apsis, überfangen von fünfteiligem, heute unverputzem
Sterngewölbe auf kleinen Konsolen. Vom farbigen Fensterglas des 19. Jh.
geringe Reste erhalten, sonst in neuen geometrischen Formen frei ergänzt.
Der Fußboden im Lauf- und Chorbereich mit wabenförmigen Ziegelplatten
ausgelegt, der ehemalige Altarstandort durch Ziegel in Normalformat
abgesetzt.

Ausstattung
Von den hölzernen Einbauten der neogotischen Umgestaltung das
Patronats- bzw. Predigergestühl im Chor sowie Teile des Gemeindegestühls
(Bänke) und die Brüstungen der Westempore erhalten.
Altarkruzifix. 19. Jh. Bronze, mehrteilig. Über rundem Fuß ein von
neogotischem Maßwerk durchbrochener Achteckaufsatz.
Kanzel. Um 1856. Die Felder des Kanzelkorbs mit gotisierenden Zierformen,
die Treppe mit Geländerpfosten in Spitzbogenform.
Taufständer. Mitte 19. Jh. Berliner Eisenkunstguss, nach einem Vorbild
Schinkels in Form eines antiken Dreifußes mit geflügelten Engeln und
Palmettenfries am oberen Rand (vgl. Taufe Wolletz).
Taufschale. Mitte 19. Jh., Eisenkunstguss mit Relief der Taufe Jesu im
Grund, auf dem Rand erhabene Inschrift.
Orgel. Um 1856 von Friedrich Wilhelm Kaltschmidt, Stettin. 2003 restauriert.
Dreiteiliger neogotischer Prospekt mit Wimpergen und Fialpfeilern.
Glocke. 1596 von Joachim Knuppel (i), Wittstock. Bronze, verziert mit Fries
und drei Kopf-Medaillons, Antiqua-Inschrift.
Wetterfahne. Jetzt Turmhalle. »V. R 1791« (v. Rohr), Eisenblech.
Kelch. Um 1600, Silber, Reste von Vergoldung. Fuß in Sechspassform, noch
in mittelalterlichen Formen, gedrückter Nodus mit sechs rhombischen
Zapfen, am Fuß eingraviert Initialen der Familie v. Arnsdorf.
Abendmahlskanne. 1681 (i). Metalllegierung, teilvergoldet. In Humpenform
mit Deckel und Münzeinlage in der Wandung. Gestiftet vom Bürger- und
Ziesemeisters Jacobus Breuning aus Oderberg.

Bedeutung
Die Kirche ist das älteste Bauwerk im Ort und bildet bis heute dessen
baulichen und ideellen Mittelpunkt. Der weithin sichtbare Kirchturm prägt das
Erscheinungsbild der Umgebung im Sinne einer Landmarke.
Architekturhistorisch veranschaulicht die Kirche beispielhaft die
nachträgliche Überformung eines mittelalterlichen Feldsteinbaus im Stil der
Neogotik. Die gesamte Formensprache sowie viele gestalterische Details am
Außenbau und im Inneren lassen dabei an eine Beteiligung des Berliner
Architekten F. A. Stüler denken, nach dessen Entwürfen fast zeitgleich
einige weitere Kirchenbauten in der Region entstanden (z. B. Brodowin,
Hohensaaten). Dass die Geschichte der Altkünkendorfer Kirchgemeinde
weiter in die Vergangenheit zurückreicht, belegen neben dem Ursprungsbau
die übernommene Glocke sowie zwei beachtenswerte Abendmahlsgeräte
aus nachreformatorischer Zeit.

Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A Regierung Potsdam II A, Nr. 148
Unterhaltung der Kirchen- und Pfarrgebäude 1801-1922; Nr. 161
Unterhaltung der Schulgebäude und die Schulverwaltung 1835-1923, Nr.
149 Unterhaltung der Kirchen- und Pfarrgebäude 1923-24; ELAB 14/7782
Kirchenbauten zu Altkünkendorf 1898-1923, 63/380 Altkünkendorf 1957-60;
EKBO, 87/001-11.02; BLDAM, Denkmalkartei IfD, Erfassung Eichler 1965
und 1977; Planungsbüro ALV Ang, Sanierungsunterlagen.
Literatur: KDM 1934, S. 148-50; Heubner 2000, S. 18f.; Orgelhandbuch
2008, S. 22; Dehio 2012, S. 11; Friske 2014, S. 35f.