Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 226 ff.

Die Kirche erhebt sich quer zum Dorfanger auf dem von einer
Feldsteinmauer des 19. Jh. eingefassten Kirchhof. Nördlich davor steht das
Denkmal für Gefallene des Ersten Weltkriegs.
Im Mittelalter gehörte Dobberzin zur Diözese Brandenburg, Sedes
Angermünde, und war Mutterkirche mit der Filia Neukünkendorf. Das
Patronat lag im Mittelalter beim Angermünder Rat, gelangte noch vor 1632
an die Familie v. Buch zu Crussow (endgültig 1709), wo es bis 1942
verblieb. Seit 1970 ist Dobberzin Tochterkirche von Crussow.

Baugeschichte
Die Kirche entstand in der 2. Hälfte des 13. Jh. als Feldsteinbau. Nach
einem Brand 1678 wurde sie in Etappen in den 1680er Jahren wieder
hergestellt. Die Errichtung des Dachturms über dem Westgiebel erfolgte
1708-11. Verschiedene Reparaturen und Erneuerungen datieren in die
Jahre 1834, 1883, 1886, 1893 sowie 1957-60 (Turm und Dach, Inneres).
1989 wurden das Patronats- und Predigergestühl von 1699 sowie das
Gemeindegestühl und der Ziegelfußboden entfernt. Ab 1992 etappenweise
Sanierung des Außenbaus und des Kircheninneren, die Neuweihung erfolgte
am 2. Dezember 2000.

Beschreibung
Einfache Saalkirche über rechteckigem Grundriss (ca. 25 x 10 m), das
Mauerwerk aus sorgfältig gefügten Feldsteinquadern. Die je fünf schmalen
Spitzbogenfenster der Längsseiten mit schrägem Gewände weitgehend
ursprünglich erhalten, das nordwestliche im unteren Bereich zugemauert. Im
Westen der Süd- und Nordwand je ein kleines Fenster mit spitzgiebeligem
Abschluss, ein ebensolches im Westgiebel (zugesetzt), zwei weitere im
Ostgiebel der Kirche. Hier außerdem zwei größere (jetzt zugesetzte)
Rundbogenfenster. Die Wand darunter mit gedrückt rundbogiger
Dreifenstergruppe. An der Westseite des Schiffs das zweifach gestufte
Hauptportal mit darüber angeordnetem Rundfenster. Portal und
Wandoberfläche hier infolge des Brands 1678 durch Abplatzungen
geschädigt. Das Gemeindeportal im Norden zugesetzt. An der Südseite
östlich kleinere spitzbogige Priesterpforte. Im östlichen Bereich der
Nordwand zeichnen sich noch die Wandansätze und ein Portalbogen der
ehemaligen Sakristei ab. An verschiedenen Stellen der Süd- und Ostwand
mittelalterliche Doppelfugenritzungen. Eine Besonderheit des Baus ist der
Quader mit eingehauenem Rautenmuster an der Südwest-Ecke.
Das Kehlbalkendach mit doppelt stehendem Stuhl aus den 1680er Jahren
(d) 1994 zum größten Teil erneuert und teils mit älteren Dachziegeln der
Angermünder Klosterkirche gedeckt. Der westliche Dachturm aus
verbrettertem Fachwerk von 1708/09 (d), sein Pyramidendach bekrönt von
Wetterfahne mit Inschrift 1711 (1993 erneuert) und Stern. Im ersten
Turmgeschoss ein Gemeinderaum durch Fachwerkwand mit barocker Tür
abgetrennt.
Der in weißen und hellgrauen Tönen gefasste und mit erneuertem
Ziegelfußboden ausgestattete Kirchensaal abgeschlossen von Balkendecke
der 1680er Jahre. Im Gemeindeteil barockes Kastengestühl; außerdem
West- und Nordempore auf gegliederten Holzstützen, ihre Brüstungen mit
Brettbalustern um 1699. Der Chorbereich um eine Stufe erhöht, dort reich
gestalteter, den Raumeindruck dominierender Barockaltar. Links davor
schwebender Taufengel. In der Ostwand eine Sakramentsnische mit
rechteckigem Holzfutter und Tür, ornamental bemalt.

Ausstattung
Altarmensa. Mittelalterlich, vermutlich bauzeitlich, Backstein gemauert. An
der Südseite flache Segmentbogenöffnung mit Holzverkleidung, dahinter
tiefe Nische, eventuell ehemals für Reliquie. Auf der Rückseite eine weitere,
annähernd quadratische Nische.
Kanzelaltar. Vermutlich 1699, wahrscheinlich von Heinrich Bernhard
Hattenkerell aus Mohrin (Neumark); die farbige Fassung wohl von Christoph
Schurig aus Angermünde. Holz. Reicher qualitätvoller Säulenaufbau mit
verkröpftem profilierten Gebälk und gebrochenem Segmentgiebel, darüber
geschwungener Aufsatz mit bekrönender Strahlenglorie. Am polygonalen
Kanzelkorb, den seitlichen Aufgängen und den Altarschranken reich
geschnitzte Blatt- und Akanthusranken sowie ausdrucksstarke Engelsköpfe,
am Schalldeckel Lambrequins. Am Korb wohl ursprünglich Wappen der
Familie v. Buch.
Taufengel. 1. Drittel 18. Jh., ebenfalls Heinrich Bernhard Hattenkerell
zugeschrieben. Schwebende hölzerne Figur mit hochgestellten Flügeln und
reich gefältetem Gewand, eine (nachgefertigte) ovale Taufschale in einer
Muschelform haltend. Das Spruchband mit der Aufschrift »Soli Deo Gloria«
ursprünglich in der linken Hand, jetzt am Aufhängeseil befestigt; die
Hängevorrichtung im Dachraum. Der Engel um 1965 grob übermalt sowie
2000 entstellend ergänzt und übermalt.
Taufstein. 13. Jh., Sandstein (verwittert), Fragment. Über rundem Fuß mit
Ecksporn ein sich nach oben verjüngender Schaft mit Reliefs menschlicher
Köpfe und Lilien.
Taufbecken. 19. Jh., Kunststein. Neogotisch, in Pokalform.
Taufschale (im Gemeindebüro Stolpe/Oder). 1709 (i), Messing, getrieben.
Auf dem Grund Relief Josua und Kaleb mit der großen Traube, auf dem
Rand stilisierte Trauben und Blattwerk; eingravierte Inschrift »Martin Stelse.
1709«.
Orgelprospekt. 1857 Jh. Dreiteilig mit Rundbögen und floralen Ornamenten
in den Zwickeln.
Gemeindegestühl. Wohl um 1699. Schlichtes Kastengestühl mit
Bockshornbeschlägen, 1989 Fassung entfernt und neu gestrichen.
Glocke. 1885 (i), Bronze, von C. Voß und Sohn aus Stettin. Reich
geschmückt mit Weinlaub- und Akanthusfries sowie Stiftungstext,
Glockenbügel mit Köpfchen.
Kelch. Aus Crussow stammend. 17. Jh. Silber, ehemals ganz vergoldet. An
Nodus und Kuppa Engelsköpfchen und gebuckelte Renaissance-
Blattornamente, am Fuß ein Wappen und Inschrift der Stifter Ehrentreich v.
Aschersleben und Sabina v. Sidon.

Bedeutung
Im regionalen Bestand der Feldsteinkirchen des 13. Jh. gehört die
Dobberziner Kirche zum einfachsten Grundrisstyp. Gleichwohl lassen das
auffallend sorgfältige Quadermauerwerk und einige weitere Baumerkmale (z.
B. Giebelfenster im Osten, Rundfenster über dem Westportal) einen
besonderen Gestaltungsanspruch erkennen. Mit dem sogenannten
Rautenstein hinterließen die Erbauer hier zudem ein besonderes Zeichen –
welche Botschaft es enthält, ist allerdings bis heute umstritten. Im Inneren
der Kirche beeindrucken vor allem der prachtvolle Kanzelaltar und der
qualitätvolle Taufengel, beides wahrscheinlich Werke des bedeutenden
barocken Bildschnitzers Heinrich Bernhard Hattenkerell. Bemerkenswert
sind darüber hinaus der Rest des wohl bauzeitlichen Taufsteins sowie der
reich verzierte Crussower Kelch aus dem 17. Jh., dessen Stifterfamilie nach
1650 in Dobberzin Besitzanteile hatte.

Quellen: ELAB 14/7696 (1880-1914), 14/7700 (1826-1922), 02/249
(Dokumentation); BLDAM, Denkmalkartei, Erfassung Eichler 1965 und
Dokumentation zur Kirchensanierung 1992-2000.
Literatur: KDM 1934, S. 347-50; Schmidt, Rudolf 1939/40, S. 321/22; Bluhm,
Beatrix, Die Dorfkirche in Dobberzin, – Arbeiten zu ihrem Erhalt, in: AHK
1995, S.89-100, Heubner 2000, S. 38; Taufengel 2013, S. 34-43 und 115;
Orgelhandbuch 2008, S. 88f.; Dehio 2012, S. 241f.; Friske 2014, S. 88-90.