Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 180 f.

Die Kirche erhebt sich im alten Ortszentrum auf erhöhtem Gelände an der
Kirchstraße östlich des Angers. Der zugehörige, von einer Feldsteinmauer
umgebene Kirchhof ist über drei Tore mit Pfeilern aus Ziegeln bzw.
Mischmauerwerk zugänglich.
Die Pfarre Berkholz gehörte im Mittelalter zum Bistum Brandenburg, Sedes
Angermünde. Ab 1529 ist sie überwiegend als Tochterkirche von
Heinersdorf vermerkt, zwischenzeitlich gehörte sie zur Pfarrei Schwedt. Das
Patronatsrecht teilten sich nach 1543 die Gutsbesitzerfamilien v.
Hohenstein-Vierraden und v. Falkenberg. Seit Ende des 17. Jh. lag es allein
bei den Schwedter Markgrafen, zuletzt bis in das 20. Jh. ausgeübt durch die
Kgl. Hofkammer zu (Berlin-) Charlottenburg.

Baugeschichte
Eine vorhandene, evtl. frühgotische Feldsteinkirche brannte 1661 nach
Blitzeinschlag ab, die Grundmauern wurden in den anschließenden
Wiederaufbau einbezogen. 1885 zerstörte ein weiterer Brand diesen
Nachfolgebau. 1886-88 entstand an selber Stelle nach Plänen des
königlichen Hofkammerbaurats Carl Ferdinand Niermann die jetzige Kirche
im Stil der Neogotik; dabei wurden Granitquader vom Vorgängerbau für
Schiff und Chor wiederverwendet. 1920 erfolgten Renovierungsarbeiten. In
den Jahrzehnten nach 1945 führten ausbleibende Reparaturen zu
erheblichen Bauwerksschäden. Ab 1999 begannen auf Initiative des
Dorfgemeinschaftsvereins und unter Leitung des Angermünder
Planungsbüro ALV umfangreiche Instandsetzungs- und
Restaurierungsarbeiten am Außenbau und im Kircheninneren, die 2005
abgeschlossen werden konnten.

Beschreibung
Die Saalkirche ausgeführt über hohem, sockelartig wirkenden Unterteil aus
mittelalterlichen Feldsteinquadern als unverputzter roter Ziegelbau mit
hohem Westturm und fünfseitigem Chorpolygon an der Ostseite. Im unteren
Teil des Schiffs kleine spitzbogige Zwillingsfenster, deren Ziegelgewände
sich wirkungsvoll vom Feldsteinmaterial absetzen. An der Nordseite ein
spitzbogiges Nebenportal. Über umlaufendem Ziegelfries und Schräggesims
der obere Kirchenteil aus einheitlichem Ziegelmauerwerk. Die Nord- und
Südseite des Schiffs sowie die Wandflächen der Apsis durch Lisenen und
spitzbogige Maßwerkfenster sowie abschließenden Ziegelfries gegliedert; an
der Apsis zusätzlich zwei Blendkreuze bzw. im Scheitel eine
Spitzbogenblende. Reicher gestaltet die Westwand, hier hohe
Spitzbogenblenden in zweifach gestuftem Blendengiebel, darunter ein
Gitterfries, der auch den mittleren Teil des dreigeschossigen Turms umzieht.
Dieser auf quadratischem Grundriss errichtet und abgeschlossen von
hohem, ins Achteck übergehendem Pyramidenhelm. Das Glockengeschoss
betont durch Maßwerkfenster zwischen Spitzbogenblenden mit hellen
Putzspiegeln. Das Hauptportal liegt auf der Turmsüdseite, dahinter der
Eingangsraum mit spitzbogigen Fensternischen und Kreuzgratgewölbe.
Bereits zum Schiff gehört ein unterhalb der Empore nachträglich als
Winterkirche abgeteilter Raum. Der von einer Flachdecke abgeschlossene
Kirchensaal noch weitgehend in der Gestaltung von 1886-88 erlebbar.
Prägend vor allem die farbige Raumfassung: auf hellem Fond umlaufender
Vierblattfries unterhalb der rot-weiß umrandeten Fenster, ein vegetabiles
Friesband entlang der Deckenvoute und in der Deckenmitte eine Rosette.
Die Laibung der großen Spitzbogenöffnung zur Apsis ornamental verziert, in
der Apsis stilisierte rote Vorhangmalerei, das Sterngewölbe intensiv blau mit
Goldsternen. Die bleiverglasten Maßwerkfenster durch verschiedenfarbige
Randglasstreifen belebt. Dekorativ auch der Fußbodenbelag mit schwarz-
weißen Fliesen, schachbrettähnlich verlegt im Laufbereich von Schiff und
Turm bzw. mit achtzackigen Sternen im leicht erhöhten Ostpolygon.
Ebenfalls erhalten die Westempore auf farbig akzentuierten Holzstützen mit
profilierten Knaggen sowie das in zwei Blöcken angeordnete
Gemeindegestühl und die im Stil der Neogotik gearbeiteten Hauptstücke der
Ausstattung.

Ausstattung
Altar. Massiver, vielleicht älterer Altarblock, davor Seitenschranken mit
ornamental ausgesägter Brüstung. Altaraufsatz. 1887. Holz, farbig gefasst,
gestaltet in neogotischen Formen. Das ursprünglich wohl mit Bild versehene
spitzbogige Hauptfeld von Fialen flankiert, im Dreiecksgiebel ein Medaillon
mit Wein-Relief, als Bekrönung vergoldetes Kreuz. Das Altarkruzifix von
1887. Bronzierter Eisenguss.
Kanzel. 1887, später überarbeitet. Holz, farbig gefasst. Auf mehrteilig
gebrochenem Kanzelsockel polygonaler, zweizonig durch Zwillings- und
Fünfpassblenden gegliederter Kanzelkorb; Treppe mit ornamental
ausgesägter Wange und als Fiale gestaltetem Antrittspfosten.
Taufbecken. 1887. Bronzierter Eisenguss. Achtseitige Kuppa über
achtseitigem Fuß und Schaft mit neogotischem Maßwerkschmuck; auf dem
Beckenrand erhabene Fraktur-Inschrift.
Orgel. 1887 von Albert Lang aus Berlin. Dreiteiler neugotischer Prospekt,
verziert mit Fialen, Krabbenbesatz und Blattkrone.
Drei Gussstahlglocken. Die erste Glocke von 1922 (i). Schmucklos mit
Stifterinschrift Familie Dansmann; die zweite 1922 (i) mit Stifterinschrift
Gemeinden Berkholz und Meyenburg; die dritte 1927 (i) gegossen von
einem Bochumer Verein.

Bedeutung
Die ansehnliche und im Ortsbild dominant wirkende Kirche im Stil der
Neogotik kann als ein typisches Beispiel für den Kirchenbau des späten 19.
Jh. gelten. Das wiederverwendete Feldsteinmaterial vom Vorgängerbau
verweist auf den bewussten Traditionsbezug, den man hier damals
herzustellen suchte. Bemerkenswert ist die einheitliche und in seltener
Vollständigkeit erhaltene Innengestaltung der Kirche. Wie das stattliche
Bauwerk selbst spiegelt sie die seinerzeit wachsende Prosperität des Ortes
wider sowie vor allem die Einflussnahme der Kgl. Hofkammer Berlin, unter
deren Planung und Leitung das Projekt damals realisiert wurde.

Quellen: ELAB 14/8028 (1877-1908); BLDAM, Denkmalkartei IfD, Erfassung
Eichler 1965 und 1974; Planungsbüro ALV Ang, Sanierungsplanungen.
Literatur: KDM 1934, S. 253f.; Enders HOL 1986, S. 69-71; Heubner 2000,
S. 20; Orgelhandbuch 2008, S. 44; Dehio 2012, S. 73.