Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 244 ff.

Die Dorfkirche steht südwestlich der Alten Dorfstraße im Zentrum des
Kirchhofs, der von einer Feldsteinmauer des 19. Jh. umgeben wird. Das
Patronat hatten wohl spätestens seit dem letzten Viertel des 14. Jh. die
Stadtherren v. Greiffenberg inne; 1527/29 wird ein Baltzer v. Greiffenberg als
Patron genannt. Zu dieser Zeit gehörte Frauenhagen zur Diözese
Brandenburg, Sedes Angermünde. Die Kirchengemeinde wurde 1786 mit
der vom ehemaligen Nachbardorf Kuhweide vereinigt. Bis 1812 war
Frauenhagen Tochterkirche von Mürow, danach Tochterkirche von
Biesenbrow. Ab 1743 übte der Rittergutsbesitzer General v. Hacke das
Kirchenpatronat aus, danach bis 1945 der jeweilige Rittergutsbesitzer,
zuletzt die Gräfin v. Redern-Lynar.

Baugeschichte
Der auf den ersten Blick einheitlich wirkende stattliche Saal aus regelmäßig
gefügten Feldsteinquadern ist das Ergebnis mehrerer durchgreifender
Umbauten. Im Kern entstand die Kirche um die Mitte des 13. Jh. oder etwas
später. Nach ihrer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg erfolgte ab dem Ende
des 17. Jh. der Wiederaufbau. Für 1702 ist die Aufstellung eines neuen
Altars belegt. 1715 wurde an die Ostseite des Chores eine Gruft für Familie
v. Greiffenberg angefügt. 1742 erhielt die Kirche einen dreistufigen
Turmaufsatz aus Fachwerk; die zugehörige Wetterfahne ist heute noch
erhalten. Eine Turmreparatur erfolgte 1845 nach Plan des Kgl.
Bauinspektors Trepplei; die Ausführung übernahm Zimmerermeister Paul
Jenas aus Gramzow. Ein durch Blitzschlag verursachter Brand zerstörte in
der Nacht vom 15. zum 16. September 1913 die Kirche bis auf die
Umfassungsmauern. Sie wurde 1914-16 nach Projektentwurf des
Architekten Müller durch das Fürstlich-Lynarsche Bauamt unter Leitung des
Baubeamten Architekt Gleitze und Mitwirkung des Hofmaurermeisters
Kersten aus Gramzow wieder aufgebaut. Dabei kam es zur tiefgreifenden
Veränderung des Baugefüges. Das Schiff wurde um eine Achse nach Osten
verlängert und der Chor dadurch erheblich verkürzt. Sein Nordportal wurde
unter das östliche Fenster versetzt und im Inneren der ursprüngliche
Triumphbogen durch einen breiteren Korbbogen ersetzt. Das Schiff erhielt
breitere Fenster und im Westen anstelle des zerstörten Vorgängers einen
neuen, massiven Dachturm. Der Wiederherstellung des Außenbaus schloss
sich eine Neufassung und Neuausstattung des Inneren im Zeitgeschmack
an. Anfang der 1950er Jahre und nochmals 1984/85 erfolgten Reparaturen
am Turm. Um 1974 entstand unter der Orgelempore eine Winterkirche. 1986
restaurierte Dorothee Fichtmüller (Werkstatt für Kunsthandwerkliche
Flachglasgestaltung Fritz-Georg Streichert) die Glasfenster im Chor.
1995/96 wurden Decke und Wände im Schiff gesäubert und gefestigt. Für
1997 ist eine Orgelreparatur vermerkt und für 2003 die Sanierung des
Kirchendachs.

Beschreibung
Im Kern rechteckige Saalkirche aus Feldstein mit eingezogenem und
nachträglich verkürztem Rechteckchor; Abmessungen des gesamten
Bauwerks ca. 31 x 11 m; im Osten am Chor der 1715 angefügte Gruftbau.
Noch weitgehend aus dem Mittelalter stammen die Umfassungswände aus
regelmäßigem Quadermauerwerk; die Fugenritzungen 1914-16 erneuert.
Vom Wiederaufbau stammen außerdem die drei östlichen Fenster der
Schiffswände, die Bögen der bauzeitlichen schmaleren Schiffs- und
Chorfenster sowie das nördliche, einfach gestufte Chorportal und die drei
Rundbogenfenster im Westgiebel. Aus dem 13. Jh. bewahrt die
Dreifenstergruppe in der Ostwand des Chores mit leicht überhöhtem
Mittelfenster (vom späteren Gruftanbau teilweise verdeckt). Der verputzte
Ostgiebel darüber wahrscheinlich nach mittelalterlichem Vorbild mit
zweizoniger Blendengliederung erneuert. Das hohe Westportal dreimal, das
zugesetzte Südportal zweimal gestuft, beide bauzeitlich erhalten; ihre leicht
spitzbogigen Gewände aus sorgfältig behauenen Feldsteinquadern gefügt.
Im Westen der massive verputzte Dachturm nach dem Brand in Anlehnung
an den dreistufigen Vorgängerturm aus Fachwerk neu errichtet. Der untere
Teil abgeschlossen durch hohes Glockengeschoss; an dessen vier Seiten
jeweils zwei rundbogige Schallöffnungen. Über geschweiften Fußwalm das
eingezogene obere Geschoss mit den Zifferblättern der Uhr von 1915;
darüber eine kleine verbretterte Laterne mit abschließender Schweifhaube,
bekrönt von einer Turmspitze mit Knauf und Wetterfahne (Nachbildung der
Fahne von 1742 mit den Initialen des damaligen Patrons Joachim Friedrich
v. Greiffenberg).
Der östliche Gruftanbau von 1715 errichtet über rechteckigem Grundriss aus
verputztem Mischmauerwerk mit Walmdach. Im Süden flachbogiger
Eingang, außerdem an der Nord- und Südseite kleine Lüftungsfenster. Das
Innere überspannt ein zweiteiliges Stichkappengewölbe, der Fußboden ist
mit quadratischen Ziegelplatten ausgelegt. Die früher darin aufgestellten
Prunksärge des Rittergutsbesitzers Hans Christian Friedrich v. Hacke
(†1754) und seiner Frau sowie der gemeinsamen Tochter wurden 1914 in
die Familiengruft nach Altranft (MOL) überführt.
Das Innere der Kirche von der Neugestaltung 1914-16 geprägt. Von Westen
führen drei rundbogige Türöffnungen mit Oberlichtern und Rautenverglasung
zum Kirchenraum, den eine flache Holzbalkendecke abschließt. Die
Fußböden in Schiff und Chor mit quadratischen Ziegelplatten ausgelegt. Die
Raumfassung akzentuiert durch ornamental-florale Bänderungen in roten,
braunen und grünen Farbtönen unterhalb der Fenster, in den
Fensterlaibungen, am Triumphbogen, am Wandsockel des Chores sowie an
Deckenbalken und Deckenfeldern. Der ehemals spitzbogige Triumphbogen
zum Chor beseitigt und weiter östlich durch eine korbbogige Öffnung ersetzt.
Die drei Fensteröffnungen in der Ostwand mit Glasmalerei von 1914: im
Scheitelfenster weißes Christusmonogramm (Ätztechnik) in rotem
kreisförmigen Überfangglas, beigefügt Alpha und Omega; im nördlichen
Fenster Wappen von Brandenburg und Sachsen, im südlichen Wappen der
Familie v. Redern. Vom Wiederaufbau um 1915 stammen auch zahlreiche
Einbauten und Ausstattungsstücke (u. a. Orgelempore und -prospekt,
Patronats-, Ältesten- und Gemeindegestühl, Eisenofen, schmiedeeiserne
Rad- und Wandleuchter). Über Schiff und Chor jeweils ein Kehlbalkendach;
im Ostgiebel des Chores eine wohl mittelalterliche, später vermauerte
Öffnung mit klosterformatigen Backsteinen in den Laibungen.

Ausstattung
Der zerstörte Barockaltar von 1702 war ein ansprechendes Werk des
Hofbildhauers Georg Johann Mattarnowy aus Schwedt ( Taufengel Zützen).
Im Mittelteil befand sich ein Oval aus fein geschnitzten Ranken und Rosen,
darin ein hölzerner Kruzifixus vor einem Gemälde mit Stadtdarstellung;
seitlich Akanthusschnitzereien und die Figuren der vier Evangelisten sowie
in der Predella ein gemaltes Abendmahl. Der obere Aufsatz war beidseitig
mit vollplastischen Frauenfiguren und zwei Wappen versehen, mittig befand
sich eine gemalte Pietà, darüber der auferstandene Christus (KDM 1934, S.
133).
Altar. Um 1915. Holz, der Aufsatz historisierend in Ädikulaform mit
Dreiecksgiebel, im Mittelfeld segnende Christusfigur.
Kanzel. Um 1915. Holz, achtseitiger Fuß, am polygonen Kanzelkorb durch
Säulchen getrennte Felderung mit gotisierendem Dekor. Der Schalldeckel
mit Rundbogenkranz und Kreuzblume.
Taufständer und Lesepult. 1915. Holz, historisierende Gestaltung.
Orgel. 1915 von Firma Kienscherf aus Eberswalde.
Glocken. Drei Bronzeglocken von 1702 bzw. 1719 beim Brand 1913 zerstört.
1915 ersetzt durch zwei Stahlglocken, gefertigt vom Verein für Bergbau und
Gussstahlfabrikation Bochum. 1980 Übernahme einer schlichten
Bronzeglocke, gefertigt Anfang 14. Jh. für die Klosterkirche in Angermünde.
2004 das Geläut um eine Bronzeglocke aus der Kunst- und Glockengießerei
Lauchhammer ergänzt.

Bedeutung
Die Frauenhagener Kirche ist im Kern ein für die Region typischer
mittelalterlicher Feldsteinsaal mit Rechteckchor. Als ältestes und
architektonisch aufwändigstes Bauwerk prägt sie das Zentrum des Dorfs und
bildet mit ihrem 37 m hohen, mehrstufigen Turm zugleich eine
charakteristische Landmarke im Gebiet des Welsebruchs. Auffallend am
jetzigen Bau ist das beim Wiederaufbau 1914-16 veränderte
Längenverhältnis zwischen Schiff und Chor. Gut erhalten und von
einheitlicher Wirkung sind die ansehnliche Raumgestaltung und -ausstattung
dieser Zeit. Ein hochrangiges Ausstattungsstück stellt die nachträglich
hierher verbrachte Bronzeglocke dar, die ursprünglich zur Klosterkirche in
Angermünde gehörte.

Quellen: EPH-SUP Prenzlau, I.122, Kirche Frauenhagen 1831-67; ELAB
3.02/489 Kirche 1981-93; BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A Reg. Potsdam II A, Nr. 524
Anschaffung einer Orgel 1879; Sammlung Abschriften von Turmurkunden
sowie Fotos (im Ort); BLDAM, Denkmalkartei IfD, Erfassung Eichler 1977;
BLDAM, Akten Provinzialverband Brandenburg, Ldkr. Angermünde, Akte 9.
Literatur: Hagen v., J. D., Die beiden ausgebrannten Kirchen in Biesenbrow
und Frauenhagen in der Uckermark, in: MittuckMuG, 6 (1918), S. 91-100;
KDM 1934, S. 131-33; Heubner 2000, S. 43; Friske 2006, S. 30;
Orgelhandbuch 2008, S. 104-07; Dehio 2012, S. 343; Friske 2014, S. 93f.