Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 281 ff.

Die Kirche erhebt sich auf der höchsten Stelle des Greiffenberger
Siedlungswerders am Rand des bebauten Stadtgebiets, nördlich der
Kirchstraße. Sie ist mittelalterlichen Ursprungs. 1375 wird erstmals die mit
vier Hufen ausgestattete Pfarre erwähnt. Anfangs unterstand Greiffenberg
dem Bistum Cammin, was als Indiz für den pommerschen Ursprung der
Stadt gewertet wird. Mit Einführung der Reformation 1543 wurde die
Gemeinde der Inspektion Angermünde zugeordnet. Infolge des
Dreißigjährigen Kriegs war die Pfarre 1638-57 unbesetzt. In die Zeit ab Ende
des 17. Jh. fällt das Wirken des Pfarrers Elsholz (1661-1728). Seit dieser
Phase gehörten die Dörfer Steinhöfel (ab 1690) und Günterberg (Ende 17.
Jh.) zur Greiffenberger Pfarre. 1729 wurde für die wachsende Gemeinde ein
zweiter Pfarrer bestellt. Als Tochtergemeinden kamen später die Orte
Wilmersdorf (1775), Bruchhagen (1827) und Görlsdorf (1840) hinzu, später
auch die Wohnplätze Peetzig und Blumberger Mühle. Kirchenpatrone waren
jeweils die Stadt- und Gutsherren von Greiffenberg.

Baugeschichte
Im Kern entstand die Kirche vermutlich um oder nach Mitte des 13. Jh. als
Feldsteinbau; über ihren ursprünglichen Grund- und Aufriss ist bislang nichts
bekannt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Bauwerk »ruiniert«; Dach und
Türen waren laut einem 1654 verfassten Bericht zerstört, das Steinpflaster
zerschlagen (vgl. Schmidt, R.). Weiteren Schaden nahm das Bauwerk 1674
bei der Belagerung der Stadt durch Schwedische Truppen. 1688/89
veranlasste der damalige Stadtherr und Kirchenpatron v. Sparr den Neubau
einer Empore und Reparaturen am Turm; 1709 folgte nochmals eine
notdürftige Instandsetzung, die auch eine Wiederherstellung der
aufgebrochenen und geplünderten Gruft unter dem Altarbereich umfasste.
Wenig später, in den Jahren 1723/24, kam es zu einem »Neubau« der
Kirche, wahrscheinlich unter Einbeziehung von größeren Teilen der
mittelalterlichen Grundmauern. Wohl erst später entstand die Vorhalle an der
Südseite, denn deren Seitenwände überschneiden die barocken Fenster der
Kirche. 1807 beschädigte ein Blitzschlag den Fachwerkturm und die
Orgelempore. Für 1839 sind umfangreichere Bauarbeiten am Turm
vermerkt. In den Jahrzehnten danach folgten kleinere Reparaturen. Mit
Eröffnung des neuen Friedhofs am westlichen Rand des Städtchens wurde
der Kirchhof ab 1855 als Begräbnisstätte aufgegeben. Am Beginn des 20.
Jh. sind als bauliche Aktivitäten u. a. eine Instandsetzung des Turms (1907),
die Erneuerung der Fenster und der Einbau einer Heizung (1908) sowie eine
Innenrenovierung (1909/10) belegt. Gravierend auf das äußere
Erscheinungsbild der Kirche wirkten sich die Reparaturarbeiten 1961-64 aus.
Damals erhielt die Bauwerkshülle den noch jetzt vorhandenen groben Putz
sowie die Dacheindeckung aus Betonziegeln. Der schon zuvor in Verfall
geratene Kirchhof verwilderte während der DDR-Zeit gänzlich. Im Inneren
entfernte man 1961 das noch aus dem Vorgängerbau stammende
Patronatsgestühl. 1989 erhielt das Glockengeschoss eine neue Verkleidung
aus Schiefer-Schindeln.

Beschreibung
Ursprünglich wohl Saalkirche aus Feldsteinquadern; ihre Maße und
Architekturformen sind unbekannt. Das heutige Bauwerk rau verputzt und
weitgehend schmucklos, mit Satteldach und Westturm (Gesamtmaße ca. 30
x 12,5 m) sowie südlicher Vorhalle. Die Längsseiten des Schiffs durch je vier
korbbogige Fenster mit Rahmungen aus Glattputz gegliedert, die
Gebäudeecken durch Lisenen betont. In der gerade schließenden Ostwand
zwei Korbbogenfenster sowie im Giebel nochmals drei kleinere
Korbbogenfenster und Kreisblende. Die Traufe des Schiffs begleitet von
schlichtem, bandartigem Gesims. Der Haupteingang an der sonst
schmucklosen Westseite in rundbogiger Nische mit einfacher Putzrahmung;
die Eingangstür erneuert. An der Südseite die noch im 18. Jh. angefügte
Vorhalle mit Satteldach. Der Eingang hier in gerahmtem Rundbogen; die
barocke Tür mit rautenförmiger Aufdoppelung erhalten. Der aus dem
westlichen Schiffsdach ragende Unterbau des Turms über quadratischem
Grundriss; an allen vier Seiten mit Schindeln aus Schiefer verkleidet und mit
spitzbogigen Schallöffnungen versehen. Der obere Turmteil schmaler, mit
vertikaler Verbretterung und Zifferblatt an jeder Seite. Als Turmabschluss ein
Pyramidenhelm, bekrönt von Turmknopf und Wetterfahne, diese jetzt mit
Inschrift »1964«. Die Turmhöhe beträgt ca. 28 m.
Das Kircheninnere wird von Westen über einen Vorraum erschlossen; dort
Aufgang zur Orgelempore und zum Turm. Der Kirchensaal in sehr einheitlich
wirkender barocker Gestaltung und überwiegend grün-weißer Farbgebung.
Die Längswände und die Ostwand gleichmäßig durch Korbbogenfenster
gegliedert. Über reich profiliertem Wandgesims die flache Putzdecke mit
Voute und Deckenspiegel, dieser eingefasst von fein geschwungenem
Stuckprofil. Der Fußboden mit Backstein bzw. im Altarbereich mit
Ziegelfliesen belegt. Für den Raumeindruck ebenfalls prägend die hölzerne
Westempore sowie das Gestühl, beides Einbauten von 1723/24. Die 1908
entstandenen Glasfenster ornamental bzw. in der Ostwand figürlich gestaltet
(links Christus als Gekreuzigter, rechts als Auferstandener mit
Segensgeste); konkurrierende Kostenanschläge deuten auf die Firma
Gottfried Heinersdorff & Co. aus Berlin bzw. die Kunstanstalt für Glasmalerei
Ferdinand Müller aus Quedlinburg als Hersteller. Die Empore begrenzt durch
kassettierte, im Mittelteil vorschwingende Brüstung. Das Bankgestühl in zwei
Blöcken seitlich eines Mittelgangs aufgestellt bzw. im Altarbereich als
Kastengestühl längs der Seitenwände. Rechts des Kanzelaltars, der den
Raumeindruck dominiert, das Pfarrgestühl mit Kanzelaufgang.
Etwas südwestlich vom Altar unter gedieltem Rechteck im Boden der
Zugang zur Gruft der Familie v. Sparr; diese ein ca. 3,5 x 4,0 m großer
Raum mit Tonnengewölbe aus Backstein mit Schlämmputz. Die
Gewölbefläche versehen mit Gedenkinschrift für Joachim v. Sparr (†1609)
und weitere Familienmitglieder sowie mit aufgemalten Ornamenten,
Bibelsprüchen und Psalmen. Eine zweite Gruft weiter südlich für Familie v.
Wedell-Parlow schon vor 1945 zugemauert und dafür eine neue Gruft außen
an der Nordseite angelegt (nicht erhalten).
In der südlichen Vorhalle ehemals Aufgang zur Patronatsloge, diese 1961
abgetragen. Überkommen lediglich eine reich profilierte Holzstütze mit
Namen des Tischlermeisters Elias Wendt und der Jahreszahl 1680. Der
Raum heute als Aufstellungsort für mehrere Memorialstücke genutzt (s. u.).
Aus der Wiederaufbauzeit 1723/24 sind das kräftig dimensionierte barocke
Dachwerk mit liegendem Stuhl erhalten und ebenso große Teile der
Turmkonstruktion nebst Glockenstuhl.

Ausstattung
Kanzelaltar. Um 1725, auf Backsteinmensa. Holz, weiß/grün/gold gefasst.
Altarwand in architektonischem Aufbau: seitlich je ein Säulenpaar mit
korinthischen Kapitellen, darüber profiliertes Gebälk und gesprengter
Volutengiebel. Als Wangen reich geschnitzte Akanthusblätter. Zentral in
Rundbogenmotiv die Kanzeltür. Davor fünfseitiger, geschwungener
Kanzelkorb, gestützt von Kugel in Adlerkralle, die Korbkanten vertikal belegt
mit Akanthusblätter-Girlanden, die Flächen dazwischen schlicht gefeldert.
Der polygonale Schalldeckel mit Schabracke am Kranzgesims. Darüber auf
fünf Konsolbügeln mit Volutenzier und Akanthusblattwerk eine
Strahlengloriole. Beidseitig der Mensa schmuckvolle Altarschranken mit
vegetabilem Schnitzwerk. Letzte Altarrestaurierung 1971(i).
Taufe. Ende 16. Jh. Sechseckiges Sandsteinbecken in Renaissanceformen,
montiert auf jüngerem schmiedeeisernen Gestell. Die Außenwand des
Beckens im unteren Teil mit Beschlagwerk verziert, darüber sechs lebhaft
gestaltete figürliche Reliefs. Dargestellt sind Szenen aus dem Alten und
Neuen Testament mit Bezug zur Taufe. Zwischen den Reliefs sechs
Karyatiden, die den profilierten Beckenrand tragen. Qualitätvolles Werk der
Frührenaissance, wohl vom selben Meister, wie die Taufe in Günterberg.
Orgel. 1742 von Johann Michael Röder, 1842 repariert von Friedrich
Leopold Morgenstern aus Guben und 1967 durch die Firma A. Schuke aus
Potsdam. Der Orgelprospekt von 1742 (i), Holz, fünfteilig in ansprechenden
barocken Formen mit geschnitzten Girlanden, Schleierwerk, und Wangen,
darin je ein Engelskopf.
Grabplatte für den Greiffenberger Guts- und Stadtherrn Otto v. Sparr (†
1576). Südvorhalle. Sandstein, der Verstorbene dargestellt in Hochrelief,
bekleidet mit Plattenpanzer, der Helm rechts zu seinen Füßen. In den Ecken
vier Adelswappen. Umlaufende lückenhafte Inschrift mit biografischen
Angaben.
Grablatte Anna v. Sparr (geb. v. Rammin). Südvorhalle, ehemals im Boden
vor dem Altar. 2. H. 16. Jh. Sandstein. Die Verstorbene, wohl Ehefrau des
Otto v. Sparr, im Hochrelief dargestellt, bekleidet mit langem Gewand,
Mantel und Haube. In den Ecken vier Adelswappen. Rand mit lückenhafter
umlaufender Inschrift.
Grabplatte für eine Angehörige der Familie v. Sparr. Im Eingangsraum, linke
Kammer. 4. Viertel 16. Jh., Sandstein. Die Verstorbene, (evtl. eine geb. v.
Fronhofen) in Hochrelief mit langem Gewand, Mantel und Haube dargestellt.
In den Ecken vier Adelswappen, die umlaufende Inschrift unvollständig.
Grabplatte für den Pfarrer Johannes Elsholz (1661-1728). In Portalnische
der Südwand. 1728. Sandstein. Elsholz übte sein Amt hier 41 Jahre aus.
Umfangreiche Inschrift, am oberen Ende Totenkopf, am unteren Sanduhr,
als Umrandung Blattgewinde.
Wappenschild der Reichsgrafen v. Sparr. Früher angeblich Bekrönung des
Orgelprospekts, jetzt Südvorhalle, 18. Jh. Holz, reich geschnitzt und farbig
gefasst, teilweise vergoldet. Das Wappen mit schwarzem Doppeladler und
sieben Sternen, darüber Helmzier, Akanthusranken sowie zwei aufgerichtete
Löwen; am Fuß militärisches Gerät.
Gedächtnistafel für Landrat Albert Otto v. Wedell-Parlow (1793-1866),
gestiftet von der Greiffenberger Schützengilde. Holztafel mit Dreipassmotiv
an den Ecken, auf schwarzem Grund die Gedenkinschrift in goldenen
Lettern.
Denkmalvitrine 1813-15. Südvorhalle. Flacher hölzerner Wandschrank mit
Glastür, gestaltet in Form einer Ädikula aus Säulen und Giebel, bekrönt von
Eisernem Kreuz. Darin lorbeergerahmt die Jahreszahlen sowie ein Paar
Epauletten mit kgl. Initialen und zahlreiche Ehrenmedaillen; über der Vitrine
ein Tschako.
Gedenktafel für Gefallene der Befreiungskriege. Nach 1815. Holz mit
Ölmalerei. Am oberen Ende Zahnschnittgebälk und gemalter Arm aus
Wolke, der einen Lorbeerkranz hält. Darunter die Namen der aus dem
Kirchspiel 1813-15 Gefallenen. Als Aufsatz preußischer Adler und
militärisches Gerät; am unteren Ende ein Eisernes Kreuz.
Gedenktafel für Gefallene des Ersten Weltkriegs. Nach 1920. Die Tafel
gerahmt von preußischem Adler, der mit seinen Flügeln beide Längsseiten
umfasst; auf der Tafel Gedenkinschrift sowie Namen und Todestag von 54
Gefallenen. Darunter Eisernes Kreuz, bespickt mit Spendennägeln.
Drei Glocken. 1920 (i) von Ulrich Weule aus Apolda, Eisenhartguss,
Durchmesser 109, 89 und 74 cm.

Bedeutung
Die ehemalige Stadtpfarrkirche hebt sich in Größe, Gestalt und Ausstattung
kaum von den Dorfkirchen der Umgebung ab. Sie spiegelt damit die von
Stagnation und Rückschlägen gekennzeichnete Entwicklung des kleinen
Landstädtchens wider. Der Bericht zum Zerstörungszustand 1654 und einige
bauliche Merkmale (Mauerstärke, stellenweise sichtbare Quader,
spitzbogige Nische in der Südwand) sprechen dafür, dass unter dem
jetzigen Verputz noch größere Teile des ursprünglichen
Feldsteinmauerwerks vorhanden sind. Forschungen und Untersuchungen
zum mittelalterlichen Kernbau stehen bisher aus. Das jetzige äußere und
innere Erscheinungsbild der Kirche ist maßgeblich durch den barocken
Wiederaufbau von 1723/24 geprägt. Auf die wesentlich ältere Geschichte
der Pfarrgemeinde verweisen mehrere überkommene Ausstattungsstücke,
darunter vor allem die qualitätvoll gearbeitete Renaissancetaufe sowie die
Gruft und die Grabplatten der Familie v. Sparr. Letztere stellen zugleich
aussagekräftige Zeugnisse der Greiffenberger Stadt- und Gutsgeschichte
dar. Im Landschaftsbild wirkt die Kirche aufgrund ihrer prominenten Lage am
Nordrand des Sernitztals als markantes Architekturelement. Mit ihrem vor
allem aus Richtung Süden weithin sichtbaren Turm übernimmt sie seit jeher
die Funktion eines Wahrzeichens der Stadt.

Quellen: EPH-SUP Prenzlau, A.4.11.I.165 (1832), A.4.11. I.167, Vol. II.
(1841-1888), A.4.11.I.168, Vol. I. (1893-1920); ELAB, 14/7718 (1882-1911),
14/7729 (1842-1915), 3.02/493 (1981-1992), 3.02/1507 (1949-79); BLHA,
Pr. Br. Rep. 2A Regierung Potsdam, II A Nr. 719 (1769-1887), Nr. 720
(1900-1908), Rep. 8 Greiffenberg, Nr. 356 (1807/08) und 235 (1852-1857),
Rep. 6 B Angermünde Nr. 356 (1878-1880); BLDAM, Denkmalkartei IfD,
Erfassung Eichler 1965 und 1977, BLDAM, AZ 2.00-18 Nr. 479.
Literatur: Fidicin 1864, S. 186; Ohle 1915, Abb. 82, 83, 120; KDM 1934, S.
109-15, Abb. 86/8; Schmidt, R. 1939/40, S. 360; Gorynia, Victor, Die
Greiffenberger Kirche. Ein bau- und kulturgeschichtliches Denkmal, in: AHK
1957, S. 93-96; BKD 1980, S. 31-33; Lorenz, Heinz, Die Greiffenberger
Kirche, in: AHK 1994, S. 71-76; Heubner 2000, S. 56f.; Orgelhandbuch
2008, S. 136f.; Dehio 2012, S. 408f.; Friske 2014, S. 110f.