Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 306ff.

Die Kirche steht auf einer Anhöhe westlich der Dorfstraße; der Kirchhof mit
z.T. altem Baumbestand ist von einer Findlingsmauer umgeben. Günterberg
gehörte im Mittelalter zum Bistum Cammin und fand 1375 erstmals als
Kirchdorf Erwähnung. Zur Pfarre gehörten vier Hufen. Die Kirche war
anfangs wahrscheinlich Mutterkirche, wurde wohl nach der Reformation,
spätestens aber im 17. Jh. Tochterkirche von Greiffenberg. Das Patronat lag
bei den Greiffenberger Stadtherren bzw. Gutsbesitzern, zuletzt bis 1945 bei
Familie v. Redern-Lynar.

Baugeschichte
Die Saalkirche wurde anstelle und wohl unter Verwendung von Resten eines
spätmittelalterlichen Vorgängerbaus 1722/23 (d) neu errichtet. 1754 wurde
an den Neubau im Westen ein stattlicher Turm angefügt. Für 1833 sind
Instandsetzungsarbeiten vermerkt, für 1887 der Einbau farbiger Fenster und
für 1908 die Reparatur des Kirchturms. Um 1910/12 und 1963 erfolgten
Innenrenovierungen, 1990 und 2004 kam es zu Instandsetzungsarbeiten am
Turm. 2005/06 wurde das Schiff innen und außen saniert, der Dachstuhl
dekontaminiert und im Unterteil des Turms eine weltliche Trauerhalle
eingerichtet.

Beschreibung
Deutlich aus der Ost-West-Achse abweichender schlichter Putzbau auf
rechteckigem Grundriss (22 x 9,5 m) mit Satteldach und nachträglich
angefügtem eingezogenen Westturm. Die Umfassungswände des Schiffs
aus Mischmauerwerk der Barockzeit (Backstein und Feldstein); sie setzen
auf einem im Norden und Osten sichtbaren, möglicherweise mittelalterlichen
Feldsteinsockel auf. Das Äußere sparsam gegliedert durch genutete
Ecklisenen und profiliertes Traufgesims sowie je vier flachbogige Fenster mit
Putzrahmungen an beiden Längsseiten bzw. zwei Fenster auf der Ostseite.
Im schlichten Ostgiebel zwei kleine Luken. Auf der zur Straße gerichteten
Südseite zwei flachbogige Eingänge; vor dem östlichen ein kleiner Anbau
mit Satteldach und Fachwerkgiebel, der ehemals als Leichenhalle diente.
Der massig wirkende unverputzte Backsteinturm von 1754 auf
quadratischem Grundriss mit breiten Ecklisenen und flachbogigen, teils
zugesetzten Öffnungen; auf seiner Westseite schlichtes Portal mit geradem
Sturz. Das Glockengeschoss durch umlaufendes Gesims vom Unterbau
abgesetzt. An der Südseite erneuertes hölzernes Zifferblatt (das Original,
eine inzwischen seltene Einzeiger-Uhr, eingelagert). Als Turmabschluss ein
markanter zweigeteilter Schweifhelm mit Kupferblechdeckung; seine Spitze
bekrönt von Turmknopf und Wetterfahne »1990«. Die alte Wetterfahne mit
Inschrift von 1754 ist verschollen.
Innen der schlichte Kirchensaal von geputzter Flachdecke mit Voute und
umlaufender Stuckleiste abgeschlossen und mit Ziegelfußboden in
Fischgrätmuster ausgestattet. In den zwei Ostfenstern Glasmalerei mit je
einer Apostelbüste in Medaillon, Petrus und Paulus darstellend,
wahrscheinlich 1887 gefertigt von der Werkstatt Paul Gerhard Heinersdorff
aus Berlin; 2005/06 restauriert. Im Westen die teils bauzeitliche, von zwei
gebauchten Säulen getragene Empore mit schlichter, kräftig gefelderter
Brüstung und durchbrochenem Zierbrett. Am südlichen Eingang das innere
Türblatt mit schlangenförmigen Eisenbeschlägen, Initialen A M und
Kastenschloss versehen, wohl frühes 18. Jh. Über dem Schiff das kräftig
dimensionierte Kehlbalkendach mit liegendem Stuhl von 1722/23 (d)
erhalten, im Turm die Konstruktion des hölzernen Glockenstuhls von 1754
nur teilweise bewahrt.

Ausstattung
Kanzelaltar. Der Altarblock evtl. mittelalterlich, massiv. In der Rückseite
große, durch Brettertür verschlossene flachbogige Nische. Der Kanzelaltar
darüber eine Kombination aus einem Altaraufsatz der Renaissance, einer
barocken Kanzel und zehn Figuren eines mittelalterlichen Altarretabels.
Wohl um 1912 restauriert und 1963 farbig überarbeitet. Der Altaraufsatz
entstanden im 1. Viertel 17. Jh. Dreiteiliger Säulenaufbau in zwei Zonen über
Predella mit Pilastergliederung und seitlichen Voluten. Im Mittelfeld die
Kanzel, wohl um 1723. Am dreiseitigen Korb Akanthusblätter, der
Schalldeckel von Volutenkrone bedeckt. In den Altarfeldern einzeln oder
paarweise zehn Schnitzfiguren (neun Apostel und ein Bischof) aufgestellt, z.
T. mit Schleierwerk, wohl kurz nach Mitte 15. Jh. entstanden, evtl. für einen
Flügelaltar des Vorgängerbaus.
Taufe. 1596 (i), wahrscheinlich von der selben Werkstatt wie die Taufe der
Kirche Greiffenberg. Qualitätvolles Werk. Auf quadratischer Bodenplatte mit
Inschriften eine ionische Säule, umstellt von drei Putten in Atlantenpose mit
Stifterwappen der Reichsgrafen v. Sparr; darauf das sechseckige Becken
mit Beschlagwerk und Hermenpilaster zwischen nachträglich bronzierten
Relieffeldern; dargestellt sind biblische Szenen mit Bezug zur Taufe.
Orgel. 1844 gefertigt von Friedrich Leopold Morgenstern aus Guben.
Dreiteiliger Prospekt mit Pilastergliederung. Die Orgelpfeifen durch Karl
Gerbig aus Eberswalde 1927 ersetzt und 1946 repariert.
Schnitzfiguren. An der Nordwand. Kurz nach Mitte 15. Jh. Madonna, flankiert
von Petrus und Paulus. Ehemals mit den Apostelfiguren des Kanzelaltars zu
einem Retabel gehörig, aber größer und qualitätvoller als diese (evtl. Teil der
Mittelgruppe). An der Südwand das Abendmahlsrelief aus der zugehörigen
Predella. 1963 neu gefasst.
Gestühl. In Längsausrichtung beiderseits des Altars das Patronats- und
Ältestengestühl, 1. Viertel 17. Jh. Die hohen Rückwände mit
Arkadengliederung auf kannelierten Pilastern; später ergänzt die
Brüstungsfelder mit kräftigen Profilen zwischen gewundenen Pilastern. Auf
der Südseite nach Osten anschließend der Predigerstuhl, 17. Jh. Die
Brüstung mit hölzernem Gitteraufsatz. Das Gemeindegestühl Anfang 18. Jh.
Fast vollständig erhalten, in drei Blöcken aufgestellt.
Grabstein für Pfarrer Cyriacus Kirchner (†1760). Vor der Südwand abgelegte
Sandsteinplatte. Erhabene Inschrift und Schmuckornamente inzwischen
stark verwittert.
Glocke. Spätmittelalterlich. Bronze, Ø 101, Minuskelinschrift. Glocke. 1597
(i), von Andreas Brüggemann aus Stettin. Bronze, Ø 64 cm, mit mehreren
Inschriftenreihen und zwei Reliefdarstellungen.

Bedeutung
Bei dem Bauwerk handelt sich um eine der wenigen barocken Kirchen im
südöstlichen Teil der Uckermark. Unklar ist, ob es an gleicher Stelle einen
mittelalterlichen Vorgängerbau gab und wie dieser beschaffen war.
Ungewöhnlich erscheint die Ausführung des Westturms in
backsteinsichtigem Mauerwerk; Indizien sprechen dafür, dass er seinerzeit
nicht in der geplanten Weise fertiggestellt wurde. Mit seiner markanten
Haube bildet der Turm eine weithin sichtbare Landmarke.
Ein bemerkenswertes Kompositstück stellt der Kanzelaltar dar, der sich aus
einem typologisch in der Region häufiger anzutreffenden Altaraufsatz der
Renaissancezeit, mehreren, vielleicht vom Vorgängeraltar stammenden
mittelalterlichen Figuren von teils beachtlicher Qualität sowie der 1723/24
eingefügten Kanzel zusammensetzt. Auf den Vorgängerbau könnten darüber
hinaus der eventuell noch mittelalterliche Altarblock und die qualitätvolle
Sandstein-Taufe von 1596 verweisen, ebenso die beiden Glocken, von
denen die kleinere aus derselben Zeit wie die Taufe stammt. Das relativ
aufwändig gestaltete Gestühl rechts und links des Altars gehört zu den
älteren Beispielen seiner Art in der Region.

Quellen: ELAB 14/7718 (1882-1911), 14/7738 (1835-1917) und 3.02/505
(1980-1993); BLDAM, Akten Provinzialverband Brandenburg, Ldkr.
Angermünde, Nr. 18; BLDAM, Denkmalkartei IfD, Erfassung Eichler 1965
und 1977.
Literatur: KDM 1934, S. 310-13; BKD 1980, S. 33f.; Enders HOL 1986, S.
387; Knüvener 2011, S. 273f.; Dehio 2012, S. 449; Friske 2014, S. 116-18.