Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 312 ff.

Die Dorfkirche hat ihren Standort an zentraler, leicht erhöhter Stelle östlich
der Dorfstraße (Lindenstraße). Der 1989 eingeebnete Kirchhof ist von einer
Feldsteinmauer umgebenen; auf dem Areal hat sich teilweise alter
Baumbestand erhalten.
Herzsprung fand 1334 als Pfarrdorf Erwähnung; die Pfarre war mit vier
Hufen ausgestattet. Sie gehörte zum Bistum Brandenburg, Sedes
Angermünde, und war stets Mutterkirche von Schmargendorf (später
zeitweise auch von Senftenhütte). Das Patronat lag beim
Zisterzienserkloster Chorin bzw. nach der Reformation ab 1542 bei Kurfürst
Joachim II. und später beim preußischen Königshaus; ausgeübt wurde es
durch das Amt Chorin.

Baugeschichte
Als frühester materieller Hinweis auf eine im Dorf vorhanden Kirche ist die
1917 abgelieferte Bronzeglocke von 1409 anzusehen. Die jetzige Saalkirche
entstand im Spätmittelalter (15. /frühes 16. Jh.) aus unregelmäßigem, wohl
von Beginn an verputztem Feldsteinmauerwerk. Einem Bericht von 1712
zufolge wurde die Kirche im Dreißigjährigen Krieg 1638 zerstört und
ausgeplündert; der Pfarrer verstarb, seine Stelle blieb unbesetzt. 1687 stand
die Kirche noch immer verödet. Der Wiederaufbau erfolgte laut einer
überlieferten Turmknopf-Urkunde 1695/96. Aus dieser Zeit stammen
wahrscheinlich die Dachkonstruktion sowie der verbretterte Dachturm über
dem Westgiebel und die Stützpfeiler an der Ostseite. Nicht näher benannte
Reparaturarbeiten sind für die Jahre 1786, 1801/02, 1810 und 1823/24
vermerkt. Eine umfangreichere Instandsetzung und Erneuerung begann
1852; spätestens damals erhielt die Kirche eine neue Westwand aus
gespaltenen Feldsteinen. 1856 entstand anstelle des zuvor verbretterten
Westgiebels ein neuer, mit Blendnischen und Fialen geschmückter
Staffelgiebel aus rotem Ziegelmauerwerk. Die Ausführung übernahm
Maurermeister Altmann aus Angermünde. Für 1880/81 sind eine
Innenrenovierung und die Veränderung mehrerer Fensteröffnungen belegt.
Nach Schäden infolge eines Blitzschlags wurde 1924 die Turmspitze samt
Bekrönung und Wetterfahne nach Entwurf von Regierungsbaurat Johannes
Rosenthal erneuert. 1953 renovierte Malermeister Friedrich aus
Angermünde den gesamten Innenraum und überfasste Altar und Kanzel.
1968 wurde die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen; die Gottesdienste
fanden im Pfarrhaus statt. 1985 sollten notdürftige Reparaturen am Dach
den weiteren Verfall stoppen. Erst 1998 begann die grundhafte Sanierung,
die bis 2005 andauerte (u. a. Beseitigung des neogotischen Staffelgiebels,
Renovierung von Innenraum und Turmhelm samt Bekrönung, Erneuerung
der Türen und Fenster). 2008 entstand auf der Orgelempore eine
Winterkirche mit herausnehmbaren Scheiben.

Baubeschreibung
Schlichter, ca. 17,5 x 10 m großer Rechtecksaal aus unregelmäßigem
Feldsteinmauerwerk, darin Einsprengsel aus Backstein, vor allem an den
Fenster- und Portaleinfassungen. An mehreren Stellen noch Reste älteren
Verputzes, z. T. mit historisierenden Fugenritzungen. Die Westwand aus
gespaltenem Feldstein des 19. Jh. ohne Öffnung, aber mit deutlicher
Eckbetonung. Darüber heute glatt verputzter Giebel. Die Ecken der Ostseite
durch niedrige geböschte Stützpfeiler aus Mischmauerwerk nachträglich
stabilisiert, ebenso die Mitte der Ostwand durch einen bis zum
schmucklosen Giebel reichenden, höheren Stützpfeiler; in der Giebelspitze
eine Schlitzöffnung. Von den bauzeitlichen schmaleren Fenstern je eines in
der fünfachsigen Nord- und der vierachsigen Südwand erhalten. Die übrigen
Fenster 1880/81 vergrößert und mit Flachbogen versehen. An beiden Seiten
unterhalb der jeweils dritten Fensterachse von Westen ein flachbogiges
Portal. Das Traufgesims aus Backstein gemauert, die Putzprofilierungen
teilweise erhalten. Aus dem Westgiebel ragt der verbretterte schmucklose
Dachturm. Dieser über quadratischem Fußwalm abgeschlossen von
achteckigem, mit Schieferschindeln gedecktem Spitzhelm, bekrönt von
vergoldetem Turmknopf und neu gestalteter Wetterfahne mit Inschrift
»1696«.
Der schlicht wirkende Kirchenraum von einfacher Holzbalkendecke
überspannt. Die Wände mit heller monochromer Farbfassung;
Ziegelfußboden. In der Ostwand zwei rechteckige Nischen mit hölzerner
Rahmung; am Türchen der nordöstlichen noch älteres Eisenschloss.
Raumprägend sind das umfangreich erhaltene, im Kern barocke Gestühl
(vgl. Flemsdorf) sowie Altar und Kanzel. Im Westen erneuerte Holzempore
mit einfach gefelderter Brüstung.
Das Kehlbalkendach mit doppelt stehendem Stuhl stammt wahrscheinlich
vom Wiederaufbau 1695/96.

Ausstattung
Altar. Wohl bauzeitlich der massive, verputzte Altarblock; im Sockelbereich
der östlichen Seite eine kleine flache Nische. Der Altaraufsatz spätes 17.
Jh.; vermutlich 1715 sowie 1856 (i) und 1953 überarbeitet. Dreiteiliger
hölzerner Aufbau, weiß gefasst mit Vergoldungen. Die Zonen durch kräftig
profilierte verkröpfte Gesimse getrennt, die beiden oberen von Säulen
flankiert. Geschwungene Wangen mit einfachen, ausgesägten
Ornamentformen; ebensolche am gesprengten Giebelaufsatz. Über dem
Gebälk der Seiten ursprünglich je ein Pelikan mit gespreizten Flügeln. In
jedem Mittelfeld ein Ölbild von guter Qualität; grob mit Nägeln angebracht:
unten das Abendmahl, darüber Kreuzigungsszene und Himmelfahrt. Die
Altarschranken als winkelförmige Brüstungsgitter mit zierlichem
Konsolgesims gearbeitet. Das Altarkruzifix um 1820, wohl Kgl. Eisengießerei
Berlin. Am Podest vier Apostelreliefs nach einem Modell von Leonhard
Posch.
Kanzel. Spätes 17. Jh., gefertigt wohl von derselben Werkstatt wie der Altar,
einschließlich der Ölbilder. Der polygonale Kanzelkorb mit Brustbildern der
Evangelisten über mehrseitig gebrochener Holzsäule. An Korb und
Treppenwange gesägte Zierbretter, ebenso am polygonalen, mit Inschrift
versehenen Schalldeckel.
Taufschale. 1695 (i). Tiefe Schale aus getriebenem Messing, der Rand
verziert mit gebuckelten und gravierten Früchten und Blättern, im Boden
eine Stifterinschrift.
Gestühl. Ende 17./Anfang 18. Jh. Einheitliches hölzernes Kastengestühl mit
schlicht gefelderten Brüstungen und Bockshornbeschlägen. Die Bank
südlich vom Altar zusätzlich mit hoher überdachter Rückwand und
ornamental ausgesägten Seitenteilen versehen. Der Pfarrstuhl in der
Nordostecke mit Treppe zur Kanzel.
Gedenktafel für Kriegsgefallene 1813. Hölzerne Tafel mit geschwungen
ausgesägten Seiten, Bemalung und kleiner Bekrönung in Urnenform.
Gedenktafel für Kriegsgefallene 1914-18. Querrechteckige hölzerne Tafel
mit sparsam dekoriertem Dreiecksgiebel und flankierenden schlanken
Säulchen. In der Mitte Ehrentafel mit zwei Schlachtendarstellungen, bekrönt
von Adler mit Eisernem Kreuz, seitlich die Namen der Gefallenen.
Glocke. 1817 (i) von Ernst Ludwig Wilhelm Thiele aus Berlin. Im Auftrag der
kgl. Regierung Potsdam umgegossene Bronzeglocke, verziert mit Fries aus
Blumenkörbchen und Fries mit Lambrequins. Am Glockenmantel erhabene
Inschrift.

Bedeutung
Die Kirche ist das älteste erhaltene Bauwerk des Ortes. Anzunehmen ist,
dass sie eine hölzerne Vorgängerkirche ersetzte, über deren Existenz und
Standort wir aber nichts mehr wissen. Typisch für die spätmittelalterliche
Entstehungszeit des jetzigen Gotteshauses ist das unregelmäßige und ohne
besondere Ansprüche ausgeführte Feldsteinmauerwerk, mit dem sie sich
deutlich von den Kirchenbauten des 13. Jh. in der Region unterscheidet.
Die Loslösung der westlichen Giebelwand von den Längsmauern wurde
schon 1725 beklagt; offenbar half im 19. Jh. nur noch ein kompletter
Austausch des Mauerwerks. Ähnliche Probleme gab es anscheinend auf der
Ostseite, wo man deshalb grob wirkende Stützpfeiler anfügte. Ob die
Schäden mit Nachlässigkeiten schon bei der Errichtung zusammenhängen
oder ausschließlich mit den Zerstörungen, die das Bauwerk im
Dreißigjährigen Krieg erlitt, lässt sich heute nicht ohne weiteres entscheiden.
Angesichts der mehrfach gefährdeten Existenz des Bauwerks in der
Vergangenheit ist den noch vorhandenen Bau- und Ausstattungselementen
der Zeit vor 1800 besonderer Zeugniswert beizumessen.

Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 7 Amt Neustadt Eberswalde, Nr. 743 (1783-
1856), Rep. 2 A Regierung Potsdam II A, Nr. 823 (1800-1898) und 824
(1905-1934), Rep. 7 Amt Chorin, Nr. 930 a (1725-1728); ELAB 14/7758
(880-1931), 3.02/507 (Kirche und Pfarrhaus 1983-1987), 14/7751 Kirchen-
und Schulvisitation Herzsprung (1880-1913); BLDAM, Denkmalkartei IfD,
Erfassung Eichler, 1965 und 1974; Kirchgemeinde Herzsprung, Die
Dorfkirche zu Herzsprung (Informationsblatt o. J.).
Literatur: Wagner, G., Was der Herzsprunger Kirchturmknopf enthielt, in:
AngHbl, Nr. 47 (1924); KDM 1934, S. 350-53; Enders HOL 1986, S. 224-26;
Heubner 2000, S. S. 64; Herzsprung im Wandel der Zeiten, S. 80-82; Dehio
2012, S. 475; Friske 2014, S. 120f.