Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 390 ff.

Die Kirche steht leicht erhöht und von Lindenbäumen umgeben auf dem
großen dreieckigen Dorfanger. Den Kirchhof umschließt eine im Norden
abgerundet verlaufende Feldsteinmauer. Erneuerte Tore mit Ziegelpfosten
befinden sich im Norden, Westen und Süden. Vor der Westseite steht das
Gefallenendenkmal, gestaltet vom Bildhauer Gustav Borsdorf aus
Eberswalde und 1920 enthüllt; der ursprüngliche Adleraufsatz fehlt, die
Inschrift wurde 1995 verändert in »Die Toten mahnen«.
Schmargendorf war über Jahrhunderte, wohl seit der Wiederbesiedlung des
Ortes, Tochterkirche von Herzsprung; heute wird es von Brodowin-Chorin
betreut. Im Mittelalter gehörte der Ort zur Sedes Angermünde im Bistum
Brandenburg, später zur Inspektion bzw. Superintendentur Angermünde.
Schmargendorf war mit vier Pfarrhufen ausgestattet. Das Patronatsrecht
hatte die Landesherrschaft, wahrgenommen wurde es bis 1577 vom Schloss
und Amt Angermünde, danach vom Amt Chorin, 1837-1945 königlich-
staatlich. Seit 1691 wurde die Kirche auch von der französisch-reformierten
Gemeinde genutzt.

Baugeschichte
Der Rechtecksaal stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jh. Da das Dorf
vor 1447 wüst fiel, dürfte auch die Kirche in Verfall geraten sein. Nach der
Mitte des 16. Jh. muss es mit der Neubesiedlung des Ortes auch zur
Wiederherstellung der Kirche gekommen sein. Was damals baulich
geschah, ist jedoch unbekannt. 1687 ist von der Baufälligkeit der Kirche die
Rede. Im Zuge eines durchgreifenden Umbaus erhielt sie in den 1740er
Jahren das Aussehen einer typischen friderizianischen Landkirche. Das
neue Dach mit östlicher Abwalmung entstand 1742 (d). Auf der Westseite
fügte man einen barocken Turm an. Nach der Turmknopfurkunde vom 16. 9.
1745 wurde die schadhafte Kirche auf Veranlassung des Amtes Chorin
repariert und der ebenfalls schadhafte alte Turm durch einen Neubau
ersetzt. Zugunsten der einheitlichen Neugestaltung und der
Emporeneinbauten im Inneren wurden die alten Öffnungen zugesetzt. Durch
die neuen großen Flachbogenöffnungen, das Gurtgesims unter der Traufe
und den Verputz ließ sich der mittelalterliche Ursprung der Kirche nun nicht
mehr erkennen.
Nach diesem grundlegenden Umbau erfolgten im 19. und 20. Jh. zahlreiche
kleinere Reparaturarbeiten: U. a. wurden 1798 der obere Teil des Turms neu
verkupfert und die Haube mit Schiefer ausgebessert, 1823/24 das Dach neu
gedeckt, die Dielung im Inneren ausgetauscht sowie Putz, Gesims und
Aufsatz des Turms repariert, 1856 erhielt der Turm eine Schieferdeckung
und eine neue Turmbekrönung. 1859 erfolgte eine Schwammsanierung,
außerdem wurden Fenster sowie Außenputz und Innenanstrich erneuert.
1884 und 1908 gab es nochmals Putz- und Anstricharbeiten am
Kirchenäußeren. Im Zuge einer Kirchenrenovierung 1961 baute man unter
der Empore eine Winterkirche ein. Damals zeigte sich die Kirche im Äußeren
bereits wieder weitgehend ohne Verputz. 1999 erfolgte die Restaurierung
der Turmbekrönung. Eine grundlegende Sanierung erfuhr die durch
Schwammbefall geschädigte Kirche 2004/05 unter Leitung des
Planungsbüros ALV Angermünde. Dabei wurden Dachwerk, Deckenbalken,
Mauerkronen, Fenster, Faschen und Traufgesimse sowie der Turm
instandgesetzt, die Dachdeckung erneuert, im Untergeschoss des Turms
Toilette und Teeküche eingebaut, die Winterkirche beseitigt und das Innere
renoviert (Raumfassung, Einbauten, Fußboden).

Beschreibung
Durch den Verlust des Putzes im mittleren 20. Jh. zeigt die Kirche heute
äußerlich ein zwitterhaftes Erscheinungsbild. Während der eingezogene
Westturm mit Putzgliederung und geschweiftem Helm, das abgewalmte
Schiffsdach, die profilierte Gesimszone unter der Traufe und die großen
flachbogigen Öffnungen auf die Ausbauphase der 1740er Jahre
zurückgehen, erinnert das freiliegende Feldsteinmauerwerk an den
mittelalterlichen Kern des Baus. Mit den nun sichtbaren späteren Flickstellen
und vermauerten Portalen widerspricht das jetzige Erscheinungsbild dem
Zustand nach dem barocken Umbau. Andererseits fehlen zum Verständnis
der frühgotischen Kirche die ursprünglichen Giebel und Fensteröffnungen.
Der einfache, 21,2 x 11,8 m große Saalbau besitzt einen etwas verzogenen
Grundriss (Ostmauer leicht schräg verlaufend). Zusammen mit dem
eingezogenen quadratischen Turm ergibt sich eine Gesamtlänge von 26,65
m. Der mittelalterliche Bau hat quaderartiges, sockelloses
Feldsteinmauerwerk. Sorgfältiger sind die Eckquader bearbeitet, die zumeist
den übrigen Steinlagen entsprechen. Unregelmäßigkeiten im Osten der
Nordseite weisen auf einen dort ehemals vorhandenen Sakristeianbau.
Veränderungen der Umfassungsmauern erfolgten im Zuge des barocken
Umbaus v. a. unter der Traufe, auf der Westseite beim Anschluss des Turms
und im Bereich der neu eingebrochenen Fenster; außerdem wurden die
westlichen Ecken in Ziegeln erneuert. Seither auf beiden Längsseiten vier
große Flachbogenfenster mit Putzfaschen. Das dritte von Westen auf der
Südseite verkürzt, da sich darunter eine ebenfalls flachbogige Eingangstür
befindet (kassettierte Türblätter nach Mitte 19. Jh.). Den oberen Abschluss
bilden ein profiliertes Traufgesims und ein darunter umlaufendes getrepptes
Gurtgesims. Von den vermauerten mittelalterlichen Öffnungen erkennbar die
drei lanzettförmigen Fenster in der Ostwand (Bögen beseitigt) sowie die
Spitzbogenportale der Längsseiten, beide mit Scheitelstein und äußerer
Bogenbegleitschicht. Das Südportal liegt in der Mitte (rechte Laibung vom
barocken Eingang geschnitten); das Nordportal östlich des westlichen
Fensters; bemerkenswert hier der Schachbrettstein auf der rechten Seite
des inneren Bogens mit Muster aus zwei unterschiedlichen Quadratgrößen.
Ein weiterer ornamentierter Stein an der Südwestecke unterhalb der Traufe
sekundär eingemauert und teilweise beschädigt. Er zeigt auf der rechten
Seite das übliche Schachbrettmuster, links dagegen eine seltene Verzierung
aus Sechsecken mit ausgesparten Dreiecken, Rhomben und Zackenmuster.
Der 30 m hohe Westturm mit drei leicht zurückspringenden Geschossen aus
Mischmauerwerk (Feldstein und Ziegel). Sein Äußeres verputzt und mit
schlichter barocker Gliederung durch Gesimse und Lisenen versehen; im
mittleren Geschoss Ochsenaugenfenster, im oberen flachbogige Schallluken
und darüber kleine Flachbogenfenster. Abschluss durch geschweifte, mit
Schiefer gedeckte Haube, kleinen trommelförmigen verkupferten Aufsatz
und zierliche Spitze; darauf Kugel, Wetterfahne (1999 erneuert) mit
Jahreszahl »1745« und Initialen »FR« (Fridericus Rex) sowie kleine Krone.
Das Kircheninnere mit Holzbalkendecke und durchgehendem Fußboden aus
sechsseitigen Ziegelplatten (19./20. Jh.); der Chorbereich nicht abgesetzt.
Wände und Einrichtung in hellen Weiß-, Beige- und Grautönen gefasst. Die
Holzfenster mit Mittelpfosten und neogotischem Maßwerk zumeist von 1859
(im kleinen Fenster über dem Südportal Inschrift »R Behs Glasergesell
gebürtigt aus Danzig – Angermünde d. 23. July 1859«). Im westlichen Teil
des Kirchenraums über toskanischen Holzsäulen barocke, hufeisenförmige
Empore (um 1745); die Brüstung mit einfacher Rechteckfelderung an den
Ecken konkav einschwingend, im Mittelteil vorgewölbt. Der Treppenaufgang
mit geschwungenen, ausgesägten Brettbalustern. Zeitgleich wohl auch das
einfache, in zwei Blöcken angeordnete Kastengestühl (1882 teilweise
verändert; im Westteil, wo sich zeitweilig eine Winterkirche befand,
reduziert). Der Zugang zum Kirchenraum erfolgt durch das Westportal im
Turm und den im Turm liegenden Vorraum mit Holzbalkendecke und
Fußbodenbelag aus Normalziegeln. Hinter Wandpaneelen in barocken und
neogotischen Formen seit 2005 geschickt Teeküche und Toilette verborgen.
Eine aufgedoppelte, zweiflügelige barocke Tür mit Rautenmuster führt in den
Kirchsaal. Über dem Schiff verzapfte Dachkonstruktion des 18. Jh. mit
liegendem Stuhl und Windverband aus Andreaskreuzen.

Ausstattung
Kanzelaltar. Verbretterter Altarblock. Der hohe und schlanke hölzerne
Aufbau vermutlich von 1745; renoviert 1859 (i). Weißer Anstrich,
zurückhaltend akzentuierend vergoldet. Die rahmenden seitlichen Pilaster
mit dem profilierten Gebälk verkröpft, darauf seitlich je eine geflammte Vase.
Geschweifter Kanzelkorb mit Blendfeldern und kräftigem Gesims;
Schalldeckel mit Lambrequins, bekrönt von vergoldeter Strahlengloriole über
freien, reich verzierten Konsolbügeln mit Akanthusschnitzwerk. Beidseitig
des Altaraufbaus Brettbalusterbrüstungen. In der Kanzel der barocke
Klappsitz mit geschwungenem Standbein erhalten. Altarkruzifix aus der
ersten Hälfte des 19. Jh. Eisenguss wohl der Kgl. Eisengießerei Berlin. Über
gestuftem Sockel Podest, daran die Büstenreliefs von vier Aposteln nach
Modellen von Leonhard Posch (um 1818), darüber einfaches Kreuz mit
vergoldetem Corpus.
Orgel. 1880/81 von Wilhelm Remler & Sohn aus Berlin; Instandsetzung
2010/11 durch die Eberswalder Orgelbauwerkstatt Harry Sander und
Andreas Mähnert. Besonders wertvolles und hochgeschätztes, weitgehend
im originalen Zustand bewahrtes Instrument; noch vorhanden die
Prospektpfeifen aus Zinn (im Ersten Weltkrieg nicht abgegeben).
Mechanische Schleifladenorgel mit Magazinbalg. Dreiteiliger Prospekt mit
erhöhtem Mittelteil und abgewinkelten Seiten, jeweils mit Rundbogen
zwischen Pilastern; auf dem Gebälk Krabbenbesatz.
Standleuchter-Paar. Zweite Hälfte 17. oder Anfang 18. Jh. Bronzeguss. Über
hohem profiliertem Fuß runder Schaft mit flachem Knauf und ausladendem
Lichtteller.
Gedenktafel für die Gefallenen 1813/15. Einfache rechteckige Holztafel mit
abschließendem Gesims und Inschrift.
Glocke. 1604 von Rolof und Friedrich Klassen aus Stettin (i) mit
Gießerzeichen. Bronze, Durchmesser 78,5 cm. An der Schulter vier
Schriftbänder zwischen fünf Stegen, eingerahmt von feinem Lilienfries bzw.
Ornamentfries mit Trauben. Eine zweite, 1718 von W. Schubzin aus Berlin
gegossene Glocke 1917 abgeliefert.

Bedeutung
Die einschließlich ihrer inneren Einrichtung gut erhaltene Schmargendorfer
Kirche ist ein charakteristisches Beispiel für die typenhafte Neugestaltung
unter landesherrlichem Patronat im 18. Jh. Diese geschah so eingreifend,
dass der Bau trotz Einbeziehung der mittelalterlichen Umfassungsmauern
den Charakter einer friderizianischen Landkirche erhielt. Von der
Ausstattung ist neben dem Kanzelaltar das barocke Ensemble aus anmutig
geschwungener, beidseitig vorgezogener Westempore und
Gemeindegestühl hervorzuheben. Nach der letzten Sanierung ist die
Qualität des schlichten, aber ansprechend gestalteten Innenraums wieder
erlebbar. Durch den Standort auf der dreiecksförmigen Platzerweiterung ist
die Dorfkirche aus drei Richtungen ein wichtiger Blickpunkt innerhalb des
Ortes und mit ihrem barocken Turm auch aus der Ferne wirksam. Die
feldsteinernen Umfassungsmauern des 13. Jh. sind das älteste in
Schmargendorf erhaltene Bauwerk. Eine Besonderheit sind die beiden aus
dieser Zeit bewahrten Schachbrettsteine (vgl. Dobberzin, Schöneberg,
Schönermark). Bis heute ist die Deutung dieser v. a. in der Niederlausitz,
dem brandenburgischen und pommerschen Oderraum sowie Teilen
Skandinaviens verbreiteten, mit eingemeißelten Mustern versehenen Steine
nicht geklärt. Neben einer apotropäischen Funktion wäre auch denkbar,
dass es sich um Zeichen der ausführenden Baumeister oder um eine Art von
Gesellenstück handelt.

Quellen: ELAB 3.02/523, 14/7763 (Kirchenbauten zu Schmargendorf 1877-
1930); BLHA, Rep. 2 A Regierung Potsdam II A Nr. 1327 (Bau und
Unterhaltung der Kirche 1809-1909), Rep. 2 A Regierung Potsdam II A Nr.
1328 (Bau und Unterhaltung der Kirche 1909-1932) und Rep. 2 A Regierung
Potsdam II A Nr. 1329 (Orgelbau 1880-1882); Informationen zur Kirche o. A.,
o. J. (Aushang vor Ort); BLDAM, Denkmalkartei IfD, Erfassung Eichler 1965
und 1974 sowie Objektakte 2.00-18/888.
Literatur: KDM 1934, S. 354f.; BKD 1980, S. 46f.; Enders, HOL 1986, S.
865-68; Heubner 2000, S. 103f.; Chronik Schmargendorf 2006, S. 29-35;
Orgelhandbuch 2008, S. 242f.; Friske/Heußner/Walther 2009, S. 42; Dehio
2012, S. 1017f.; Friske 2014, S. 162f. und 443f.