Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 404 ff.
Das im Mittelalter als Kirche entstandene und später in einen Kornspeicher
umgewandelte Bauwerk steht leicht erhöht im Zentrum des Ortes, quer zur
Achse der von Nordwesten zur Ortsmitte führenden Felchower Straße.
Nördlich schließt sich das Gelände des Friedhofs an; dort fallen zwei riesige
alte Eichen ins Auge. Erwähnenswert ist das aus Granit gefertigte Grabmal
des Gutspächters Robert Bosselmann von 1880, bestehend aus Postament
mit Inschrift sowie einem Säulenstumpf als oberen Teil. Auf der südlichen
Seite bildet das um 1920 entstandene Gefallenendenkmal des Ortes einen
gestalterischen Blickpunkt.
1459 ist Schönberg in der Bistumsmatrikel Brandenburg als Kirchdorf
(Sedes Angermünde) aufgeführt. Angaben von 1600, 1800 und 1950 zufolge
war die Gemeinde in Stolpe eingekircht. Von 1472 bis 1945 übte die Familie
v. Buch zu Stolpe das Patronat aus.
Baugeschichte
Der Feldsteinkirche wurde in der 2. Hälfte des 13. Jh. errichtet. Nach der
Zerstörung des Dorfs im Jahr 1469 blieb sie ohne Nutzung und verfiel. 1687
waren von der Kirche nicht näher beschriebene »Reste« zu sehen. 1729
erhielt der damalige Vorwerksbesitzer Adolf Friedrich v. Buch-Stolpe von der
preußischen Regierung die Erlaubnis, die Kirchenruine in einen
Kornspeicher umzubauen. Im Verlauf der Arbeiten wurden die erhaltenen
Umfassungswände repariert bzw. im oberen Bereich ergänzt und mit neuen,
der Speicherfunktion entsprechenden Fenstern versehen. Komplett neu
entstanden damals die beiden Giebel, das Traufgesims und das gesamte
Dachwerk. Der Innenraum wurde durch einen hölzernen Zwischenboden in
zwei Speichergeschosse unterteilt. Die ehemalige Kirche diente danach 200
Jahre als Gutsspeicher. 1947 erfolgte der Einbau einer Schrotmühle; sie
blieb bis 1983 in Betrieb. Bis 1990 nutzte die örtliche LPG das Bauwerk,
danach übernahm es die Gemeinde. 1997/98 wurde eine jüngere hölzerne
Leichenhalle vor der Westseite abgerissen und anschließend die Außenhülle
saniert. In den folgenden Jahren ließ die Gemeinde im Erdgeschoss einen
Raum für Trauerandachten, eine »Heimatstube« sowie sanitäre Anlagen
einbauen. Im Obergeschoss wurde eine heimatkundliche Ausstellung
eingerichtet und auf der Nordseite als Fluchtweg eine stählerne
Außentreppe angefügt. 2006 erhielt das Bauwerk eine Glocke. Die Um- und
Ausbauten waren 2014 abgeschlossen.
Baubeschreibung
Die Kirche erbaut als schlichter, ca. 21 x 10 m großer Feldsteinsaal,
ehemals wohl mit Satteldach. Unklar ist, ob sie im Westen ursprünglich
einen schiffsbreiten querrechteckigen Turmriegel besaß. Vom
mittelalterlichen Bauwerk blieben Teile der Umfassungswände in
unterschiedlicher Höhe erhalten. Diese über leicht vorstehendem Sockel
regelmäßig aus quaderartig behauenen Feldsteinen gefügt. Die erneuerten
oberen Bereiche der Wände bestehen abweichend davon aus unbehauenen
Feldsteinen. Nicht mehr eindeutig nachvollziehen lassen sich Anordnung
und Zahl der früheren Fensteröffnungen; auf der Nord- und Südseite
könnten es je vier gewesen sein. Jetzt dort jeweils zwei Fensterachsen,
darin liegen übereinander je zwei rechteckige Fenster mit Backsteinlaibung.
Auf der zur Straße gerichteten Ostseite die Fenster spiegelsymmetrisch in
zwei Achsen angeordnet. Dort vom Mauerwerk des 13. Jh. nur die Ecken
und die unteren Quaderlagen bewahrt. Im Verband der Südostecke ein
Schachbrettstein. An der Fassade stellenweise ältere Putzreste
überkommen. Der Giebel auf dieser Seite 1729 in Fachwerk erneuert, die
Gefache mit Backstein ausgemauert. Im Giebelfeld jetzt Schallöffnung
jüngeren Datums.
Umfangreichere Partien älteren Quadermauerwerks weisen die beiden
Längsseiten auf. Mittig in der Südseite ein zweifach gestuftes
Spitzbogenportal mit Begleitbogen bewahrt; wohl gleichzeitig entstand die
darüber angeordnete Rundblende mit Backsteinumrandung. Vor dem Portal
eine moderne Freitreppe, über dem Eingang jetzt der Schriftzug
»Heimatstube«. Eine größere Rundblende mit unvollständiger
Backsteineinfassung befindet sich weiter westlich, im dort ansonsten
vergleichsweise wenig gestörten Mauerwerk. Die oberen Wandbereiche
beider Längsseiten und das abschließende, profilierte Backsteingesims
stammen aus der Umbauphase von 1729.
Noch partiell mittelalterlichen Ursprungs auch die Westwand des Bauwerks.
Bewahrt blieb deren unterer Bereich einschließlich des zweifach gestuften
Spitzbogenportals. Die äußere Bogenspitze wohl beim Umbau mit Backstein
ausgebessert. Axial darüber zwei Speicherluken angeordnet. Der Giebel
dieser Seite abweichend vom Ostgiebel in Feldstein aufgemauert. Das
abschließende Krüppelwalmdach ist mit Betonfalzziegeln der DDR-Zeit
eingedeckt.
Im zweigeschossigen Inneren das grobe Mauerwerk der Umfassungswände
weiß überschlämmt; Reste der mittelalterlichen Fenstergewände sind nicht
auszumachen. Die hölzerne Speicherkonstruktion von 1729 samt
Treppenstiegen und mittlerer Stützenreihe überwiegend bauzeitlich bewahrt.
Im jetzt zweigeteilten Erdgeschoss westlich der Andachtsraum, östlich die
»Heimatstube«; in dieser einige Ausstattungsteile der nach 1947
eingebauten Mühlentechnik aufgestellt. Das authentisch erlebbar gebliebene
obere Speichergeschoss als Ausstellungsraum mit Exponaten zur
Heimatgeschichte und zum Mühlenbetrieb bestückt. Teile der Mühlentechnik
gehen ins Dachgeschoss über. Bewahrt die Dachkonstruktion von 1729 –
ein kräftig dimensioniertes Kehlbalkendach mit liegendem Stuhl sowie Kopf-
und Fußstreben zwischen den Sparren. Am Ostgiebel neuer Glockenstuhl
mit Glocke von 2005 (i), Bronzeguss aus Lauchhammer, am Mantel
Aufschrift und Initialen mit Krone.
Bedeutung
Wie viele andere im Spätmittelalter aufgegebene uckermärkische
Feldsteinkirchen verfiel auch das Schöneberger Gotteshaus anfangs zur
Ruine, erfuhr aber dann eine profane Neunutzung. So blieben größere Teile
des einstigen Sakralbaus im Gewand eines Gutsspeichers erhalten. Durch
seinen Standort und seine partiell bewahrte mittelalterliche Substanz
bezeugt das Bauwerk die Existenz des Dorfs an gleicher Stelle im 13. Jh.
Zugleich erinnert es an den Ausbau des Vorwerks im 18. Jh. und die damit
beginnende Revitalisierung des lange wüst liegenden Ortes. In der Region
gehört das Bauwerk zu den seltenen Beispielen für die Umnutzung eines
mittelalterlichen Kirchenbaus schon in der frühen Neuzeit. Innerhalb der
Ortsbebauung hebt es sich aufgrund seiner zentralen Lage und markanten
Baugestalt besonders hervor.
Quellen: HM Angermünde, Ortsakte Schöneberg; BLDAM, Denkmalkartei
IfD, Erfassung Eichler 1965 und 1974; Objektakte 2.00-18/897.
Literatur: KDM 1934, S. 374; Schmidt, R. 1939/40, Bd. 1, S. 328 und Tafel
62; BKD 1980, S. 47; Enders, HOL 1986, S. 878-80; o. A., Zwei
Getreidespeicher besonderer Art in Schöneberg und Staffelde, in: AHK
1991, S, 67f.; Friske 2006, S. 70; Dehio 2012, S. 1024; Friske 2014, S. 167f.