Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 409 ff.

Die längs zur Dorfachse ausgerichtete Kirche erhebt sich inmitten des von
einer alten Feldsteinmauer umgebenen Kirchhofs. Der Hauptzugang zum
Kirchhof befindet sich auf der Westseite; die kräftigen Torpfeiler stammen
aus dem 18. oder frühen 19. Jh., die Torgitter wurden 1979 nach Entwürfen
des Pfarrers Horst Fichtmüller gestaltet. Ein Nebeneingang liegt an der
Südseite. Auf dem Kirchhof sind mehrere gusseiserne Grabkreuze sowie
einige verzierte schmiedeeiserne Grabeinfriedungen aus dem 19. Jh.
erhalten.
Schönermark wurde im Visitationsprotokoll 1542 als Mutterkirche mit der
Tochtergemeinde Grünow verzeichnet; dabei blieb es auch später (so
erwähnt 1765 und 1970). Um 1600 wurde zeitweise Hohenlandin mit
versorgt, 1682 ebenso Bruchhagen und Kuhweide. Die Gemeinde gehörte
im Mittelalter zum Bistum Brandenburg, Sedes Angermünde, nach der
Reformation zur Inspektion bzw. späteren Superintendentur Angermünde.
Der Pfarrhof war 1459 mit vier Hufen ausgestattet; die Küsterei lag damals
wüst. Das Patronat besaßen vor 1703 anteilig die Grundherren (im 16. Jh. je
zur Hälfte die v. Flans und die Gebrüder v. Falkenberg, im späten 17. Jh. der
Gutsbesitzer Fehlow), danach die Herrschaft Schwedt bzw. 1789-1945 der
preußische Staat. Als Patrozinium wurde aufgrund einer früheren
Wandmalerei die Hl. Anna vermutet.

Baugeschichte
Die Kirche entstand in der 2. Hälfte des 13. Jh. als einfacher Feldsteinsaal
mit gleichbreitem, nur schiffshoch fertiggestelltem Westturm. Ansatzspuren
auf der Nordseite künden von der ehemals vorhandenen Sakristei. Während
des Dreißigjährigen Kriegs führten Plünderungen, Kämpfe und ausbleibende
Reparaturen zu nicht näher bekannten Schäden am Bauwerk. Die
Wiederherstellung erfolgte ab dem letzten Viertel des 17. Jh.
Dendrochronologische Befunde weisen auf die Errichtung eines neuen
Dachwerks 1685 (u. a. Riegel der Nordseite). Weitere Arbeiten folgten im 1.
Drittel des 18. Jh.; sie umfassten u. a. die Errichtung eines Turmaufsatzes in
Barockformen (wohl um 1710), einen Verputz des gesamten
Außenmauerwerks und die Neuausstattung des Inneren. Bei einem Orkan
im November 1836 wurde der als sehr hoch beschriebene Turmaufsatz
zerstört; einen neuen Turmabschluss bekam das Bauwerk bereits im
Folgejahr. 1876 begann eine grundlegende Instandsetzung und
Umgestaltung der Kirche, während der bis 1879 u. a. die Fenster der beiden
Schiffslängsseiten vergrößert und ein neues, neogotisches Westportal
hergestellt wurden. Außerdem stattete man das Innere mit einer U-förmigen
Empore, einer Orgel und dem jetzigen Gestühl aus. Reparaturen am Turm
sind für das späte 19. Jh. und 1935 belegt. 1965 erfolgte eine Sanierung des
Turms, 1979 eine umfassende Renovierung des Inneren. Dabei wurden u. a.
die Seitenemporen, das Pfarr- und Patronatsgestühl und die vermutlich im
18. Jh. entstandene Putzdecke entfernt, außerdem wurden neue, teils
künstlerisch gestaltete Bleiglasfenster eingebaut und die Wände getüncht.
Während der Arbeiten traten stellenweise mittelalterliche Wandmalereien zu
Tage, die man farblich auffrischte. Am Beginn der 1990er Jahre gab es
kleinere Baumaßnahmen (u. a. Erneuerung des Fußbodens im Altarbereich).

Beschreibung
Rechteckiger, durch Satteldach abgeschlossener, insgesamt ca. 24 x 10 m
großer Feldsteinbau von vier Achsen Länge; davon entfallen drei
Fensterachsen auf das Schiff und eine Achse auf den gleichbreiten
Turmunterbau im Westen, über dem sich ein jüngerer Turmaufsatz aus
Fachwerk erhebt. Das bis in Traufhöhe nahezu vollständig erhaltene
Mauerwerk der Bauzeit gleichmäßig aus quaderförmig behauenen
Feldsteinen gefügt; die Ecken in durchgehendem Verband hergestellt,
jedoch sorgfältiger ausgeführt. An der Südostecke ist in etwa 50 cm Höhe
ein Schachbrettstein mit Muster aus 8 x 5 Quadraten vermauert. Die
Gliederung der Schiffsseiten bestimmt durch die 1876-79 (wohl anstelle der
bauzeitlichen Lanzettöffnungen) neu eingebrochenen Spitzbogenfenster mit
Ziegelgewände. Auf der Südseite im Mauerwerk zwei zugesetzte, etwa
gleichgroße Spitzbogenportale. Der Bogen des östlichen Portals heute
durchschnitten von der zweiten Fensterachse; das westliche, dicht am Turm
gelegene Portal noch als Nische mit zweifach gestuftem Gewände erhalten.
Am östlichen Ende der Schiffsnordseite geringe Spuren des früheren
Sakristeianbaus zu erkennen. Auf der Schiffssüdseite, unterhalb der Traufe,
noch Reste eines aufgeputzten Zierfrieses mit geometrischem Ritzmuster,
vergleichbar dem des Wandfrieses im Inneren.
Die Ostseite der Kirche ohne wesentliche Veränderungen aus der Bauzeit
überkommen. Ihre Gliederung im unteren Teil geprägt durch leicht
gestaffelte Gruppe aus drei gedrückt-spitzbogigen Lanzettfenstern mit
uneinheitlichen Bogenabschlüssen aus mittelalterlichem Backstein. Der
Giebel in unregelmäßigem (ursprünglich wohl überschlämmtem)
Feldsteinmauerwerk ausgeführt und lebhaft gestaltet, ebenfalls unter
Verwendung von Backstein für die Einfassungen der Öffnungen bzw.
Blenden. In der Mittelachse ein kleines Rundfenster, darüber
Zwillingsblende. Oben flache Spitzbogenblende mit Scharte, seitlich jeweils
gedoppelte Lanzettblende. Die Firstspitze akzentuiert von kleinem
gemauerten Pfeileraufsatz. Am Giebelfuß auf beiden Seiten die gekehlten
Feldsteinquader des Gesimsansatzes bewahrt.
Das Erscheinungsbild der Westseite heute erheblich durch die späteren
Veränderungen bestimmt, v. a. durch das 1876/79 erneuerte Hauptportal mit
neogotischer, dreifach gestufter Ziegelrahmung und einem von Kreuz
bekrönten Dreiecksgiebel. Bewahrt ist die zweiflügelige Eingangstür mit
neogotischem Dekor. Der trapezförmige, modern überputzte Westgiebel
mittig durch Rundfenster betont. In Flucht der Westwand folgt darüber der
Dachturm auf quadratischer Grundfläche, eine zweigeschossige, weitgehend
schmucklose Fachwerkkonstruktion mit zwei Schallluken auf jeder Seite und
abschließendem Pyramidenhelm; darauf als Bekrönung Stange mit
Turmknopf, datierte Wetterfahne und Stern.
Im Kircheninneren ist die räumliche Unterteilung in Schiff und westlichen
Turmunterbau gut ablesbar. Als Verbindung dient eine große, seit 1876
durch die Westempore mit Orgel verdeckte Spitzbogenöffnung. Schiffsseitig
fallen nördlich und südlich kleine, aus der Bauzeit stammende
Raumabtrennungen auf. In die südliche führt eine rundbogige Türöffnung mit
Feldsteinlaibung; dahinter Ansatz eines Treppenaufgangs mit
Feldsteinwölbung. Der schlichte Kirchsaal von Holzbalkendecke
abgeschlossen, der Fußboden überwiegend mit Wabenfliesen des 19. Jh.
belegt. Auf der Nordseite, in Höhe des Altars, das Gewände der
spitzbogigen Pforte zur einstigen Sakristei überkommen, außerdem in der
Ostwand, hinter dem Kanzelaltar, eine kleine Rechtecknische mit hölzerner
Auskleidung und Metalltürchen. Die nördlich davon liegende größere und
spitzbogige Wandnische aus Ziegeln entstand vermutlich 1876/79.
An den heute weiß getünchten Innenwänden stellenweise mittelalterliche
Wandmalereien in den Farben rot/schwarz/weiß (1979 freigelegt und nach
Befund überfasst). Es handelt sich um mehrere Weihekreuze, einen Fries
aus geometrischen Mustern am oberen Abschluss der Westwand,
Scheitelbetonungen an den Ostfenstern (Backsteinimitation) sowie ein
bisher nicht näher bestimmtes Wappen an der Ostwand, rechts der
Dreifenstergruppe. An der Nordwand soll es eine Darstellung der Hl. Anna
gegeben haben (vgl. Fidicin 1864). Der Raumeindruck maßgeblich
mitbestimmt durch den barocken Kanzelaltar und die neogotische
Ausstattung des 19. Jh. Dazu gehören die Westempore und die Orgel sowie
der Taufständer und das in zwei Blöcken aufgestellte Gestühl. Eine jüngere
Zutat stellen die farbigen Glasfenster der Ostseite dar, geschaffen 1979 von
der Kunstglaserin Dorothee Fichtmüller.
Aus der barocken Erneuerungsphase das Dachwerk erhalten, eine
Kehlbalkenkonstruktion von 1685 (d) mit liegendem Stuhl, Hahnenbalken
sowie Riegeln und Diagonalstreben zwischen den Sparren. Am Gebälk sog.
Tabaksnägel. Der Glockenstuhl ist wohl mit der Turmerneuerung 1837
entstanden.

Ausstattung
Altarblock. Mittelalterlich, eventuell bauzeitlich. Backstein; die Mensa aus
Holz. In der Rückseite des Blocks spitzgiebelige Nische.
Kanzelaltar. Vor 1740. Holz, weiß gefasst, teilvergoldet. Aufbau in
Ädikulaform. Seitlich zwei marmorierte korinthische Säulen; sie tragen einen
gesprengten Segmentbogengiebel. Mittig darüber als Abschluss eine von
Wolken eingefasste runde Kartusche mit Gottesnamen in hebräischen
Lettern. Als Altarwangen geschnitzte Akanthusranken. Zentral zwischen den
Säulen fünfseitiger, bauchiger Kanzelkorb; seine Felder durch vegetabile
Gewinde getrennt. Mittig an der Front die vergoldeten Initialen »FWR«
(Friedrich Wilhem I.) und kleine Krone, darüber Lesepult, gestützt von
Engelsköpfchen. Der Schalldeckel mit reich profiliertem, verkröpftem Gesims
und Zierschnitzwerk sowie einem auf blauer Weltkugel hockenden
preußischen Adler, von Wolken hinterfangen. In der Altarwand rundbogige
Öffnung zur Kanzeltreppe sowie rückseitig einige Inschriften, die wohl auf
Renovierungen verweisen.
Taufe. Um 1840 (?). Holz, weiß gefasst. Auf dreieckiger Grundfläche
stehend; als Beine drei in Voluten endende Bügel; das runde Taufbecken mit
breitem profilierten Rand. Taufschale 1840 (i), Zinn, auf der Rückseite die
Initialen F. C.
Orgel. 1876 von Emil Kaltschmidt aus Stettin. Serientyp einer Kleinorgel,
Prospektpfeifen nach 1920 ersetzt. Das Gehäuse mit dreiteiliger Front in
sparsamen neogotischen Formen.
Gedenktafel. Nach 1815. Schlichte hölzerne Schrifttafel zur Erinnerung an
Teilnehmer und Gefallene der Befreiungskriege 1813-1815. Der obere Rand
als Gebälk mit Zahnschnittfries, darunter in vergoldeter Fraktur auf
schwarzem Grund die Inschrift und die Namen.
Gedenktafel. Nach 1918, für Gefallene des Ersten Weltkriegs. Hölzerne
Tafel in Form eines gotischen Spitzbogenfensters.
Brustbild Christi. Im Pfarrhaus. 2. Hälfte 15. Jh., Bologneser Schule, 1964/65
restauriert. Öl auf Holz. Ursprünglich im Berliner Stadtschloss; anlässlich der
beendeten Neugestaltung der Kirche 1879 als Gnadengeschenk von
Wilhelm I. an die Gemeinde gegeben.
Kelch. 15./16. Jh. Silber, vergoldet. Am Fuß ein Kruzifix in Reliefform, am
Knauf tropfenförmige Zapfen und Stängel mit Blättchen. Filigrane Arbeit.
Zugehörige Patene mit graviertem Christuskopf.
Standleuchterpaar. 1743 (i). Zinn, mit reich verziertem Fuß (Akanthuswerk,
Engel), Balusterschaft und ausladendem Lichtteller. Beide Leuchter
versehen mit Stifterinschriften.
Glocken. Die ältere 1513. Bronze, Ø 64 cm, am Mantel ein Inschriftenband
in Minuskeln (»ihesus·maria·anna sole·de naar·« und Jahreszahl) sowie fünf
kleine Reliefs (davon vier Pilgerzeichen). Die jüngere Glocke 1553 (i) von
Gregor Borgstede aus Hamburg. Bronze, Ø 106 cm. Am Mantel zwei Reliefs
(Maria mit Kind und Kreuzigung) sowie Minuskelinschrift und kleines
Bildnismedaillon (vermutlich Luther). Die dritte Glocke, wahrscheinlich 1506
gegossenen, wurde im Zweiten Weltkrieg abgeliefert.

Bedeutung
Der Feldsteinbau repräsentiert einen im Gebiet recht häufig anzutreffenden
Kirchentypus des 13. Jh. Nicht ungewöhnlich ist, dass der Turm seinerzeit
lediglich bis zur Traufhöhe des Schiffs fertigstellt wurde; eine vollständige
Ausführung war aber, so kann angenommen werden, als spätere Option
eingeplant. Bemerkenswert vollständig blieb die Ostseite erhalten. Ihre
Gestaltung zeigt ländlich-bescheidene Formen, zeichnet sich aber durch den
Einsatz von Backstein für Blenden und Öffnungen aus. Die später außen
und innen vorgenommenen Umgestaltungen decken sich zeitlich und
stilistisch mit denen vieler anderer Kirchenbauten der Region. Trotz dieser
Veränderungen blieben viele bauzeitliche Elemente erhalten. Sie
ermöglichen wertvolle Einblicke in den ländlichen Kirchenbau während der
askanischen Besiedlungsphase. Eine Seltenheit in Schönermark stellt der
Schachbrettstein dar; in der Gegend finden sich solche speziell bearbeitete
Einzelsteine nur an drei weitere Kirchen (! Dobberzin, Schmargendorf und
Schöneberg). Im Inneren sind die Reste der mittelalterlichen Ausmalung und
die im Ansatz erhaltene Turmtreppe erwähnenswert, außerdem als älteste
Ausstattungsstücke die beiden Glocken und der barocke Kanzelaltar.

Quellen: BLHA, Rep. 37 Herrschaft Schwedt-Vierraden, Nr. 1085, 1087 und
1401 (1792-1840); Pfarramt Schönermark, Aktenbestand zu Kirche und
Pfarre Schönermark; BLDAM, Denkmalkartei IfD, Erfassung Eichler 1965
und 1977.
Literatur: KDM 1934, S. 419f.; BKD 1980, S. 48; Heubner 2000, S. 107f.;
Friske 2006, S. 71; Orgelhandbuch 2008, S. 248-51; Dehio 2012, S. 1027;
Friske 2014, S. 168-70.