Denkmaltopographie Uckermark, Bd. 18.1, 2016, S. 423 ff.

Die Feldsteinkirche mit steilem Satteldach und verbrettertem Westturm steht
mitten auf dem Dorfanger. Den seit 1848 nicht mehr belegten rechteckigen
Kirchhof umgibt eine mehrfach erneuerte Feldsteinmauer mit Toren im
Westen und Osten. Steinhöfel war zumeist Mutterkirche (erwähnt 1557) und
hatte eine Tochtergemeinde in Görlsdorf; um 1600 und ab 1847 wurde auch
Wilmersdorf mitversorgt. Zwischenzeitlich wurde Steinhöfel seinerseits von
Nachbargemeinden betreut (1577 von Görlsdorf, 1690-1786 vom Städtchen
Greiffenberg, 1817-18 von Bruchhagen und 1818-47 von Ringenwalde). Seit
1965 ist Steinhöfel Tochterkirche von Greiffenberg. Im Mittelalter war das
Dorf mit vier Pfarrhufen ausgestattet und gehörte zum Bistum Cammin. Das
Patronatsrecht hatte 1557 Familie v. Sparr zu Greiffenberg allein, danach die
jeweiligen Dorfherren anteilig und ab 1786 Familie v. Redern zu Görlsdorf.

Baugeschichte
Alle stilistischen Merkmale weisen auf eine Entstehungszeit des
Feldsteinsaals in der zweiten Hälfte des 13. Jh. hin. Die auf der Rückseite
des Flügelaltars genannte Bauzeit 1220 lässt sich mit dem jetzigen Bau nicht
verbinden, könnte sich aber, sofern tatsächlich von einer mittelalterlichen
Quelle übernommen, auf einen hölzernen Vorgängerbau beziehen (z. B.
Weiheinschrift). Zur Erneuerung sämtlichen Holzwerks einschließlich Kanzel
und Bänken soll es 1710-22 gekommen sein. Damals wurden wohl auch die
Traufzone erneuert und der westliche Dachturm aufgesetzt. Mit
Baumaßnahmen im Jahr 1774 wird die barocke Vergrößerung der meisten
Fenster verbunden. Reparaturen der Kirche sind für 1803 und 1856/57
belegt. Bei einer Restaurierung des Inneren 1889-91 unter Leitung des
Architekten Theodor Prüfer aus Berlin wurde das gotische Altarretabel an die
Nordseite versetzt und die Ausstattung erneuert. Die Kirche erhielt eine
Innenfassung mit aufgemalter Quaderung, Ornamtentierung und Sprüchen.
1950/51 sicherte man die Westseite durch zwei geböschte Strebepfeiler aus
Ziegeln. 1979-81 kam es zur Reparatur des Dachwerks, zur Neudeckung
und zum Einbau einer Winterkirche unter der Orgelempore. 1996 entstand
die jetzige Verbretterung des Dachturms.

Beschreibung
Der 20,8 x 11,6 m messende Rechtecksaal aus quaderartigem
Feldsteinmauerwerk ist im Verhältnis zur geringen Länge relativ breit
proportioniert. Er wurde aus durchgehenden Steinschichten aufgemauert,
ohne besondere Betonung der Gebäudeecken. Die ungegliederten Giebel
bestehen aus kleinteiligem Feldsteinmauerwerk, der östliche mit Putzresten
und zugesetztem Schlitzfenster. Von den ursprünglich schmalen, gedrückt
spitzbogigen Fensteröffnungen erhalten das jeweils westliche der
Längsseiten (im Norden mit verändertem Bogenschluss) sowie die östliche
Dreifenstergruppe mit geringfügig höherem Mittelfenster. Die drei übrigen
Fenster der Längsseiten im 18. Jh. verbreitert und mit flachbogigem Schluss
versehen; dabei auf der Südseite die jeweils östliche, auf der Nordseite die
westliche Seite der alten Laibung einbezogen. Bewahrt die
Spitzbogenportale mit Laibungen aus sorgfältig bearbeiteten
Feldsteinquadern. Über dem relativ breiten, zweifach gestuften Westportal
ein zugesetztes Schlitzfenster. Die beiden vergleichsweise dicht beieinander
liegenden Portale der Südseite im 19. Jh. vermauert. Bemerkenswert das
zweifach gestufte westliche Gemeindeportal. Hier die äußere Laibung mit
Kehle, die innere mit Rundstab profiliert und der Bogen durch Begleitschicht
ausgezeichnet. Die kleine südliche Priesterpforte ohne Profilierung. Auf der
Nordseite keine Zugänge.
Der Dachturm ist eine nicht ausgefachte, sondern nur von außen
verbretterte Fachwerkkonstruktion mit Schallluken im Süden und Norden.
Das abschließende Pyramidendach wird bekrönt von einem Turmknauf mit
fragmentarisch erhaltener Wetterfahne (ehem. mit den Jahreszahlen 1837,
1903, 1951) und Stern.
Das Kircheninnere mit geweißten Wänden und flacher Holzbalkendecke;
ausgeführt vermutlich um 1720/22, ebenso wie die Orgelempore mit
profilierten Mittel- und Seitenpfeilern. Seit der letzten Innenrenovierung die
Fenster von gemalter roter Quaderung mit weißem Fugenstrich eingefasst
(unpassend insbesondere bei den barocken Öffnungen). Der Fußboden im
Laufbereich aus quadratischen Ziegelplatten, unter dem in drei Blöcken
angeordneten hölzernen Gemeindegestühl mit einfach geschwungenen
Wangen teilweise breite Dielenbretter. Der Chorteil um eine Stufe erhöht;
dort an der Südwand längs gestelltes Gestühl, an der Nordwand der
Pfarrstuhl des frühen 18. Jh. mit bewahrter Tür und Gitteraufsatz sowie
später angefügter Kanzel. Gleich daneben in der Nordwand kleine
Rechtecknische. In den Ostfenstern farbige Ornamentverglasung von
1890/91 (Lanzetten mit Scheitelkreis, in den Innenflächen Rhomben mit
stilisierten Blattornamenten in Grisaille; im Mittelfenster als moderne
Ergänzung rotes Kreuz vor orangenem Hintergrund). Westempore mit
geschlossener Brüstung (dafür ältere Holzteile wiederverwendet, die
vielleicht von einem Gestühl stammen). Die darunter eingerichtete
Winterkirche mit verglaster Holzwand ins Schiff vorgezogen. An der
Innenseite des Westportals zwei eiserne Türangeln; der Kanal des einstigen
Verschlussbalkens zugesetzt. Der südliche Turmraum wohl im 19. Jh. zur
Leichenaufbahrung abgeteilt.
Über dem Schiff verzapftes Sparrendach mit hoch ansetzenden Kehlbalken
und liegender Stuhlkonstruktion; zwischen den Sparren Windverband aus
Riegeln und Diagonalstreben; in der Mitte eine Hochsäule (ohne
erkennbares Hängewerk). Vielfach sog. Tabaksnägel. Die
Fachwerkkonstruktion des Turms ohne Unterbau auf den Dachstuhl gesetzt;
dazu teilweise ältere Hölzer wiederverwendet. Bei der Sanierung 1996
diverse Hölzer erneuert. Der Turm hatte früher teilweise
Ziegelausfachungen.

Ausstattung
Altarblock. 13. Jh. Feldstein, verputzt. Auf der Rückseite mit Brettern
ausgekleidete Rechtecknische. Darin 1889 Reliquien gefunden; dafür
Oblatendose aus Messing (»1767 Witwe Siecken«) mit Nachrichten über die
Erneuerung eingemauert. Der hölzerne Altaraufsatz mit Kruzifix um 1889
geschaffen, wohl nach Entwurf von Prüfer aus Berlin. Kleiner dreiteiliger
Aufbau mit Inschriften, am erhöhten Mittelteil gemalte Darstellung des
Lamms Gottes und Kruzifix mit geschnitztem Corpus. Gusseisernes
Altarkruzifix des 19. Jh. mit vergoldetem Corpus.
Altarretabel. Letztes Drittel 15. Jh. (vgl. Knüvener 2013), bescheidenes Werk
regionaler Produktion, das bisher noch keiner Werkstatt zugeschrieben
werden konnte. 1720 neu gefasst, 1890/91 unsachgemäß erneuert bzw.
nochmals überfasst; 1891 an die Nordwand versetzt. Im Mittelschrein drei
größere starre Figuren, getrennt durch gedrehte Säulchen, die
Maßwerkbaldachine stützen: Maria mit Kind (Mitte), Bischof (links), Hl.
Katharina (rechts). In den Flügeln Figuren der 12 Apostel, je drei in zwei
Zonen übereinander unter Baldachinen. In der Predella jetzt Figuren der
Anna Selbdritt zwischen Magdalena (links) und Barbara (rechts), für die
Aufstellung zu Halbfiguren verkürzt. Auf den Rückseiten der nicht mehr
wandelbaren Flügel stark beschädigte verblasste Reste von vier
Temperamalereien mit Passionsszenen (u. a. Ecce Homo) und deutsch-
lateinische Fraktur-Inschrift: »Ums Jahre 1220 ist dieses Gotteshaus erbaut
und in vielen bösen Zeiten bisher bewahrt geblieben«.
Taufstein. 1887. Kunststein. Neogotisch. Über achteckiger Säule
sechseckige Kuppa mit überkragender Abschlussplatte. Einfache Taufschale
aus Zinn.
Kanzel. 1891, wohl nach Entwurf von Prüfer. An die vordere Ecke des
Pfarrstuhls angefügt. Holz, einfacher Aufbau mit polygonalem Kanzelkorb, in
den spitzbogigen Brüstungsfeldern gemalte Darstellungen der vier
Evangelisten.
Orgel. 1889 von Emil Kaltschmidt aus Stettin. Das Werk größtenteils original
erhalten. Mechanische Schleifladenorgel. Dreiteiliger neogotischer Prospekt
mit erhöhtem, durch Wimperg mit Fialen und Krabben abgeschlossenem
Mittelteil.
Altarleuchter-Paar. 1713 (i) und 1719 (i). Zinn. Standleuchter mit rundem
Fuß auf drei Kugeln mit eingravierten Inschriften, Balusterschaft und
ausladendem Lichtteller.
Kronleuchter-Paar. 1889. Messing. Mit sechs Doppelarmen und gedrehter
oberer Schafthälfte. Einer im Kirchenschiff hängend, der andere beschädigt
auf dem Dachboden (Turm) abgestellt.
Gedenktafel für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. Schlichte hölzerne
Rechtecktafel mit Rahmung und Inschrift; nennt die Gefallenen der
Gemeinde Steinhöfel.
Glocke. 1739 von Christian Heintze aus Berlin (i). Bronze. Reich gestaltet
mit erhabenen Antiqua-Schriften, Friesen und Wappenrelief der Grafen v.
Sparr; Maskenbügel. Eine zweite Glocke aus demselben Jahr im Zweiten
Weltkrieg abgeliefert.

Bedeutung
Die Steinhöfler Kirche, ein charakteristisches Beispiel für den frühgotischen
Dorfkirchentypus, bildet bis heute den baulichen Mittelpunkt des Ortes. Als
Seltenheit bei den einfachen ländlichen Kirchen der Region ist die
Profilierung des südlichen Gemeindeportals durch Rundstab und Kehle
hervorzuheben. Eine solche Bearbeitung war sonst Stadt- und
Ordenskirchen vorbehalten. Hervorragendstes Ausstattungsstück ist das
spätgotische Altarretabel. Beachtung verdient außerdem die reich gestaltete
Glocke, eine Stiftung der Gutsbesitzerfamilie v. Sparr.

Quellen: SUP Prenzlau, A. 4.18, Steinhöfel I. 249 (Kirche zu Steinhöfel
1833-66); ELAB 3.02/528 (Kirche, Pfarrhaus); BLHA, Rep. 2 A Reg.
Potsdam II A Nr. 1507 (1885-1911) und Rep. 6 B Landratsamt Angermünde
Nr. 334 (1829-1874). BLDAM, Denkmalkartei IfD, Erfassung Eichler 1965
und 1977 sowie Objektakte 2.00-18/965 und 966 (P).
Literatur: KDM 1934, S. 140f.; BKD 1980, S. 48; Enders, HOL 1986, S. 942-
44; Heubner 2000, S. 113f.; Klauke/Martin 2003, S. 207; Friske 2006, S. 76;
Chronik Steinhöfel 2008, S. 9f.; Orgelhandbuch 2008, S. 278f.; Knüvener
2011, S. 275; Dehio 2012, S. 1072; Knüvener 2013, S. 79f.; Friske 2014, S.
182-84.