Denkmaltopographie Elbe-Elster, Bd. 7.1, 1998, S. 302 ff.

Die Schönewalder Pfarrkirche steht nicht unmittelbar am Markt, sondern wird
durch eine weitere Häuserzeile von diesem getrennt. Die Kirche besaß zwei
Vorgängerbauten an gleicher Stelle. Den mittelalterlichen Bau mit seinem
1598 aufgesetzten Turm zeigt die Stadtansicht Dilichs von 1626. Nach dem
Brand im Jahr 1669 wurde 1670 der zweite Kirchenbau errichtet, 1715 ein
Holzturm aufgesetzt, 1768 massiv erneuert. Die zweite Kirche zerstörte ein
Brand, der am 7./8. Juni 1803 anläßlich einer Orgelreparatur ausgebrochen
war. Die Arbeiten an der heutigen Kirche begannen bereits 1804. Sie war
von einem Friedhof umgeben, der später aufgelassen wurde. An der
Südseite des Chors haben sich zwei Grabsteine des 18. Jh. erhalten. Einer
mit einem von Engeln flankierten Inschriftenschild über einem Sarkophag,
der zweite ein Doppelgrabstein mit Inschriftenschilden und Engelsköpfen.
Errichtet 1804-06 als massiver Putzbau über kreuzförmigem Grundriß mit
Walmdach, Sakristeianbau zwischen Chor und nördlichem Querarm. Die
Außenwände durch flache Putzquaderung sowie große Rundbogenfenster
mit kleinteiligen, rautenförmigen Eisensprossenfenstern gegliedert. An den
Giebelseiten der mit Satteldächern abgeschlossenen Querarme Portale mit
rechteckigen Gewänden und verglastem Okulus. Rechteckiger Westturm, in
Traufhöhe des Kirchendachs in einen oktogonalen Aufsatz übergehend,
darauf eine kupfergedeckte Schweifhaube mit offener Laterne. Im Westturm
ein weiterer Eingang, der in die flach gedeckte Turmhalle führt. Diese zum
Kirchenschiff hin geöffnet, die Öffnung durch eine Orgelempore jedoch
verstellt. Bemerkenswerter Orgelprospekt im Zopfstil mit holzfarbener
Fassung und Vergoldungen. Ein hölzernes Muldengewölbe überspannt das
Kirchenschiff. In den Querarmen zweiläufige, auf die Emporen führende
Treppen. Auf der Nord- und Südseite je eine zweigeschossige Empore auf
runden Stützen, mit heller, holzimitierender Fassung. Ursprünglich war sie
wie alle Holzeinbauten weiß und grün gefaßt.
Ausstattung
Kanzelaltar. Um 1805/06. Holz. Holzmaserung imitierende Fassung, von
gelüsterten Säulen eingefaßter Kanzelkorb, gerade abschließendes Gebälk,
bekrönt von den lebensgroßen bemalten Brettfiguren des aus dem Sarg
auferstehenden Christus und zweier Engel. Der rechte hält Kelch und Kreuz,
der auf einem Totenkopf stehende linke die Bibel und einen Palmzweig.
Taufe. Um 1805/06. Holz. Achtseitig mit holzimitierender Fassung und
flachen, geriffelten Kassettenfeldern.
Orgel. Ende 18. Jh. 1809/10 aus Halle erworben, da sie dort durch die
Zusammenlegung der Deutschen mit der Französisch-Reformierten
Gemeinde nicht mehr benötigt wurde. Vom Orgelbauer Carl Friedrich
Kühnzack, Belzig, für die Schönewalder Kirche umgebaut.
Der hohe Kirchenbau mit seinem schlanken Turm bestimmt gleichermaßen
die Silhouette wie das Stadtbild. Der 1804-06 geschaffene Neubau ist einer
der wenigen Kirchenbauten, die in Südbrandenburg an der Wende vom 18.
zum 19. Jh. entstanden. Mit ihrem klaren Grundriß und der zurückhaltenden
Innenraumgestaltung ist die Kirche ein anspruchsvolles Beispiel des
protestantischen Kirchenbaus dieser Zeit.
Quellen: Superintendentur Herzberg, Archiv: Akten der Superintendentur
Herzberg (numeriert), Kasten 197, Nr. 1687, 1691, 1697.
Literatur: Inv. Schweinitz 1891, S. 61; Julius August Richter, Chronik der
Stadt Schönewalde, in: Unser Elsterland, 1930, Nr. 131, 135.