Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 244 ff.

Südöstlich des Orts an der alten Berlin-Hamburger Poststraße innerhalb der
Feldflur. Bestehend aus einem Denkmal an der Straße nach Linum und einer
von dort etwa einen Kilometer südwestlich als Aussichtsturm errichteten
Gedenksäule sowie der verbindenden Allee und der sonstigen gärtnerisch
gestalteten Freiflächen.
In der Schlacht bei Fehrbellin schlugen am 18. Juni 1675 die zahlen- und
rüstungsmäßig unterlegenen Truppen des Kurfürsten Friedrich Wilhelm
(1620-1688) die Schweden, die während des Holländischen Kriegs (1672-
1679) in das mit Holland verbündete Brandenburg eingefallen waren. Mit
diesem ersten selbstständigen bedeutenden Sieg des brandenburgischen
Heeres über das schwedische unter Generalleutnant W. Wrangel wurde die
Mark Brandenburg von der schwedischen Besetzung befreit. Literarisch
schlug sich die Schlacht beispielsweise in Heinrich von Kleists – allerdings
wenig historischen – Drama »Prinz Friedrich von Homburg« (1811) nieder.
(Da in Brandenburg erst 1700 die neue Zählung nach dem Gregorianischen
Kalender eingeführt wurde, fand die Schlacht nach heutiger Zeitrechnung am
28. Juni 1675 statt.)
Denkmal. 1800. Gestiftet vom Domherren Friedrich Eberhard von Rochow
auf Reckahn. Es soll an der Stelle stehen, wo die brandenburgischen Reiter
die schwedischen Linien durchbrachen. Staketeneinfriedung gestiftet 1857
vom Kriegerverein zu Fehrbellin (i). Restaurierung 1938, zuletzt 2002, dabei
das ursprüngliche Postament aus Rothenburger Sandstein
(Rothenburg/Saale bei Könnern) durch Kopie ersetzt und der ursprüngliche,
abgestufte Ziegelsockel in Sandstein erneuert. Postament auf abgestuftem
Sandsteinsockel mit bekrönender Vase aus Granit. Die vier Seiten des
Postaments mit Inschriften. Nordseite: FRIEDRICH WILHELM | DER
GROSSE | KAM SAH U. SIEGTE | DEN XVIII JUNI MDCLXXV«. Südseite:
»HIER LEGTEN | DIE BRAVEN BRANDENBURGER | DEN GRUND | ZU
PREUSSENS GRÖSSE | DAS ANDENKEN | AN DEN HELD | UND SEINER
GETREUEN | ERNEUERT DANKBAR | MIT JEDEM FREUNDE | DES
VATERLANDES | FRIEDR. EBERHARD von ROCHOW | AUF RECKAHN |
MDCCC. An den Seiten Auflistung von Teilnehmern. Ostseite: V.
DÖRFLINGER, V. GÖRZKE, V. GÖTZ, V. CANOWSKY, V. MOERNER UND
FROBEN. Westseite: FRIEDRICH LANDGRAF VON HESSEN, V.
TREFFENFELD, V. STRAUSS, V. SYDOW, V. ZABELTITZ. Das Postament
umfriedet von einem schmiedeeisernen Zaun auf einem Sockel aus
Sandstein und Ziegel. Von den Ecken der Einfriedung weist je eine in die
Erde gesteckte Kanone (Kaliber 10 cm) auf das Denkmal. Beidseitige
Einfassung der Anlage durch jeweils zwei geschnittene Linden.
Gedenksäule mit gärtnerisch gestalteter Anlage. Südwestlich vom Denkmal
errichteter Aussichtsturm. Angeblich der Standort, wo sich die
Geschützstellung der Brandenburger während der Schlacht befand.
Verbindung durch rechtwinklig von der Straße abzweigende, ca. 800 Meter
lange, offene Allee (kein Kronenschluss zwischen den Baumreihen), die den
damaligen Frontverlauf kennzeichnen soll; 1878 angelegt aus 140 in
regelmäßigem Wechsel gepflanzte Linden- und Ahornbäume; Abstand
zwischen den gegenständigen Bäumen innerhalb der Reihe 10 Meter,
zwischen den Reihen 19 Meter. Die in der zweiten Hälfte des 20. Jh.
gefällten Ahorne 2000 nachgepflanzt. Zwischen den Baumreihen breiter
Mittelweg sowie ursprünglich jeweils ein Fußweg innerhalb der breiten
Rasenbankette. Die Fahrbahn 1878 befestigt von der Potsdamer
Chausseebaufirma Friedrich Wilhelm Hein, 2000 in aufgehelltem Asphalt
erneuert. Hinter dem Turm ein Wärter-Gehöft mit Gaststätte. Zwischen
Denkmal an der Straße und Gedenksäule Sichtachse durch die breite Allee.
Die Gedenksäule auf künstlichem Hügel (»Kurfürstenhügel») errichtet als
Denkmal zum 200. Jahrestag der Schlacht. 1875 Grundsteinlegung durch
den Kronprinzen, Bauzeit 1878/79. Im ersten, von Riemann im März 1877
vorgelegten Entwurf ist ein oktogonaler Schaft vorgesehen. Noch 1877 legte
Spieker einen weiteren Entwurf – ähnlich der ausgeführten Variante – vor.
Im Januar 1878 folgte ein zweiter Entwurf von Spieker;
Ausführungszeichnungen durch Bauführer Riemann, die Bauzeichnungen
revidiert von Spieker und Adler (a). Bauleitung durch Bauführer Cuno
Riemann aus Potsdam unter Beteiligung von Kreisbaumeister Lancizolle.
1991 baupolizeiliche Sperrung, Sicherung 1993 (Geländer),
Wiederherstellung 2000. Säulenförmiger 32 Meter hoher Ziegelturm auf
zweigeschossigem oktogonalen Unterbau; dieser mit Sandsteinsockel. Die
Mauersteine aus Ketziner und Hennigsdorfer Ziegeleien, die Verblendsteine
aus Siegersdorf in Schlesien (Ziegelstempel); rot durchgefärbter
Ziegelmörtel. Am Turmsockel vergrößerte Nachbildung der von Andreas
Schlüter gefertigten Büste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm aus Carrara-
Marmor, 1879 von Albert Wolff modelliert, ausgeführt vom Bildhauer Bigonel.
Darunter Schrifttafel aus Granit: »Zur Erinnerung an den Sieg | Kurfürst
Friedrich Wilhelm des Grossen | von Brandenburg | Fehrbellin den 18. Iuni
1675.« Im Inneren des Säulenschafts Wendeltreppe mit Sandsteinstufen.
Ausladende Aussichtsgalerie mit Sandstein-Bodenplatten und gusseisernem
Maßwerk-Geländer. Inneres Schutzgeländer aus Edelstahl von 1993.
Abschließender Kegel aus Sandsteinplatten. Bekrönung durch eine von A.
Wolff gefertigte, vergoldete Kopie der Viktoria mit Siegeskranz von Christian
Daniel Rauch (hergestellt 1840/42 für die Friedenssäule des Belle-Alliance-
Platzes / heute Mehringplatz, Berlin). Gegossen in Lauchhammer.
Gärtnerische Anlagen aus symmetrisch zur Allee angelegten Wege-, Platz-
und Pflanzflächen sowie einem Teich (nach 1945 verfüllt). Ursprünglich zwei
Rundwege um die Gedenksäule, von Rasenflächen und teilweise
geschnittenen Bäumen begleitet. Hügel dicht mit Ziersträuchern und acht,
auf die Ecken des Bauwerks bezogenen Pyramideneichen bepflanzt. Bis
2000 die Anlage durch wild gewachsenen Robinienbestand in Substanz und
Wirkung stark beeinträchtigt. Heute Gestaltung des Hügels wieder
instandgesetzt. Ursprüngliche weite Sichten in die Landschaft durch
Wildwuchs am Rand der Anlage behindert, die Gartenanlagen am Fuß des
Hügels durch Parkplatz und Zufahrt zur Gaststätte zerstört.
Landschaftsprägendes Gesamtensemble, wobei der Gedenksäule in
Anlehnung an die Friedenssäule auf dem Berliner Belle-Alliance-Platz
besondere Bedeutung zukommt. Das die militärische Heldentat
glorifizierende Denkmal ist ein anschauliches Zeugnis für »vaterländische«
Erinnerungsstätten im 19. Jh. Die Markierung eines authentischen Orts
durch bauliche und gärtnerische Anlagen zeigt auch ein steigendes
Interesse an heimischer Landschaft und deren Geschichtsspuren.
Quellen: BLDAM, Altakten IfD (1945-56); BLDAM, Objektakte PD (1991-
2001); BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A, Karte, Nr. 4406 (Zeichnungen und Entwürfe
1877/78).
Literatur: Fontane, Dörfer (1865), S. 37-45; Das Denkmal auf dem
Schlachtfelde von Fehrbellin, in: Deutsche Bauzeitung 13 (1879), Nr. 73, S.
373; L., Die Denkmäler von Hakenberg, in: Der Bär, Illustrierte Berliner
Wochenschrift 9 (1883), Nr. 43, 21. Juli 1883, S. 519-521; Bergau 1885, S.
403f.; Drescher 1969 (Erfassungskartei BLDAM); Kurztopographie 1978, S.
225; Rapp 1997, S. 11-14; Dehio 2000, S. 429.