Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 306 ff.

Der neogotische Sichtziegelbau steht in der Ortsmitte weit zurückgesetzt an
der Südseite der Dorfstraße auf einer Anhöhe. Die östliche Begrenzung des
Kirchhofs bildet die Brunner Straße, die hier in die Dorfstraße einmündet.
Der Friedhof schließt südlich an den langgestreckten Kirchhof an, dessen
Westseite eine Ziegelmauer begrenzt. Parallel zur Brunner Straße verläuft
eine Lindenreihe; das Zentrum der Anlage wird von einer stattlichen Eiche
dominiert.
Auf dem Friedhof einige bemerkenswerte schmiedeeiserne Grabgitter und
Granitobelisken des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jh. sowie ein
Grabmal für einen unbekannten deutschen Soldaten (1945). Der Bereich
nördlich vor der Dorfkirche wurde als Bestattungsfläche aufgelassen und in
eine Grünanlage umgewandelt. Erhalten sind mehrere ältere Gehölze,
darunter Linden und Trauerweiden. Ein Kriegerdenkmal in Stelenform
erinnert an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
Die Kirche erstmals 1459 als Mutterkirche erwähnt. Sie gehörte zur Sedes
Nauen, 1734 bis 1930 zur Superintendentur Fehrbellin, seit 1930 als Unica
zu Nauen. Patronatsrecht besaß der König bzw. der Fiskus. Zur Parochie
gehörte das Amtsvorwerk Lentzker Mühle und ab 1861 auch das Vorwerk
Klessener Zootzen (Havelland).
Ein nach dem Dorfbrand von 1756 errichteter massiver Vorgängerbau wurde
durch einen erneuten Brand 1868 zerstört. 1870/71 entstand etwa auf
demselben Standort, jedoch etwas gedreht, die neue Kirche nach 1869 von
Westphal (p) vorgelegten Entwürfen, ausgeführt durch Kreisbaumeister
Schlitte (a). 1963/64 Umgestaltung im Inneren (Kirchenbaurat Wendland).
1994 Instandsetzung des Kirchturms und Restaurierung des Inneren,
verbunden mit Erneuerung der Farbfassung.
Saalkirche auf Feldsteinsockel mit eingezogener polygonaler Apsis (5/8-
Schluss), diese flankierende kleinere Anbauten und hohem Westturm.
Durchweg spitzbogige Öffnungen; unter den großen zweibahnigen
Maßwerkfenstern je ein Paar kleine Fenster. Der relativ strenge Bau belebt
durch Staffelgiebel mit Blenden und Fialen im Osten und Westen sowie den
eingezogenen, quadratischen Westturm mit Ecklisenen und oktogonalem
Glockengeschoss; Abschluss durch steinernen Spitzhelm. Satteldach des
Schiffs mit Schieferdeckung. Im Inneren ein offenliegendes Dachtragwerk
mit Hängesäulen und doppelten Zangen, darüber eine Firstpfetten-
Konstruktion. Die Kreuzrippenwölbung der Apsis durch Runddienste mit
Blattkapitellen vorbereitet. Hellockerfarbene Wandfassung mit
dunkelbraunem Fugenmuster; um den Triumphbogen Blattwerk, im Chor
blau gefasstes Gewölbe mit goldfarbenen Sternen. Die ursprüngliche
Patronatsloge in der Südostecke und der Predigerstuhl in der Südwestecke
bei Renovierungsarbeiten 1964 entfernt, dabei auch die dreiseitige Empore
verkürzt. Erhalten die Treppe des ursprünglichen Emporenaufgangs im
südlichen Choranbau. In den Fenstern der Südseite und in den Zwickeln der
Nordseite geringe Reste farbiger Verglasung erhalten.
Bauzeitliche Innenausstattung in neogotischen Formen im Wesentlichen
bewahrt: Altar, Taufe, Kanzel, Gestühl in drei Blöcken, Orgel, Empore,
Bodenbelag mit sechseckigen gelben und roten Tonfliesen, ebenso viele
Details wie beispielsweise Türbeschläge sowie Türgriffe in Delphin-Form.
Ausstattung
Altar. 1871. Rechteckiger Block mit Spitzbögen an den Seitenflächen.
Taufe. 1871. Zinkguss, oktogonales Becken auf oktogonalem, leicht
konischen Fuß in neogotischen Formen.
Kanzel. 1871 (a). Oktogonaler Korb in neogotischen Formen. Der 1963/64
verkürzte Kanzelfuß mit Blattwerkfries.
Orgel. 1871. Von W. Remler, Berlin (a, i). Spieltisch mit neogotischem
Schnitzwerk, Prospekt mit vier spitzbogigen Öffnungen und bekrönenden
Fialen.
Christusfigur. Nach Thorwaldsen von F. Kahle & Sohn aus Potsdam (i).
Empore. 1871 (a). Dreiseitige Holzempore auf Holzstützen; Brüstung mit
Spitzbögen.
Gemeindegestühl. 1871 (a). Schlichte Holzbänke mit abschließender
Brüstung zum Altarraum, angeordnet in drei Blöcken.
Epitaph für Andreas Christoph Wolf (1754-1798). Seit 1780
Mühlenbescheider in der Lentzker Mühle, wirkte er auch als Wohltäter für
Lentzke. Südwand der Turmhalle.
Zwei Grabplatten. 18. Jh. Verwitterte Inschriften. An der Nordseite, vor der
Kirche (östlich der Vorhalle).
Glocken. 1959 (i). Zwei Stahlglocken.
Als reduzierte Wiederholung der von F. A. Stüler entworfenen Kirche im
benachbarten Fehrbellin errichtet, bildet die ansehnliche neogotische Kirche
den Mittelpunkt von Lentzke. Der Bau zeigt beispielhaft die damals von den
staatlichen Behörden favorisierte Form eines Kirchenneubaus. Beachtlich
die im Wesentlichen vollständig bewahrte Einrichtung.
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A II, Osthavelland, Nr. 1245 (1871-73); BLHA,
Pr. Br. Rep. 2 A, Karte, Nr. 4420 (Bauzeichnungen, 1869/70); LABB, Best.
3/2, Nr. 155 (1956-86).
Literatur: Vintzelberg 1863, S. 88f.; Drescher 1969 (Erfassungskartei
BLDAM); Enders 1972, S. 208-210; Kurztopographie 1978, S. 227; Dehio
2000, S. 577.