Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 355 f.

Die Dorfkirche steht in der Ortsmitte von Schönberg, an der fast rechtwinklig
abknickenden Dorfstraße. An diesem Abzweig befindet sich eine platzartige
Erweiterung. Deren südlicher Teil wird vom erhöht liegenden Kirchhof
eingenommen, den eine niedrige Feldsteinmauer umgibt. Inmitten des
Kirchhofs steht die Dorfkirche, die sowohl von Norden als auch von Westen
einen markanten Blickpunkt bildet. Nördlich der Kirche befinden sich ein
Kriegerdenkmal und das Sowjetische Ehrenmal, nordwestlich steht eine
mächtige Linde (18. oder frühes 19. Jh.).
Die Dorfkirche wurde erstmals 1541 als Mutterkirche erwähnt. Sie war mit
zwei Pfarrhufen ausgestattet und gehörte zur Superintendentur Lindow-
Gransee. 1541 wurde sie vom Pfarrer in Herzberg mitbetreut. Schönberg
hatte früher eine Tochterkirche in Gühlen, seit etwa 1691 in Grieben.
Patronatsrecht besaß bis 1541 das Nonnenkloster in Lindow, danach der
Landesherr bzw. der Fiskus.
Die Dorfkirche ist ein Fachwerkbau von 1689 (i Wetterfahne). Ein 1772
angefügter Seitenanbau für die Knechte des Schulzen und des Predigers
wurde 1777 wieder abgebrochen. Nachdem bereits 1806/07
Dachreparaturen und Ausbesserungen am Turm nach einem Voranschlag
von Brasch aus Neuruppin durchgeführt worden waren, erfolgte 1845 eine
umfassende Erneuerung unter Bauinspektor Treptin aus Gransee (a); dabei
wurden weitere Hölzer ausgewechselt und im Inneren die heutige Aufteilung
eingeführt (p). 1932/33 (a, i) fand eine Bauerneuerung statt, und die Kirche
erhielt eine neue Innenausmalung (1934 fertiggestellt). Die letzte
Restaurierung erfolgte 1989 (i).
Der Kirchenbau eine Fachwerk-Saalkirche auf Feldstein-Ziegelsockel.
Abschließendes Satteldach mit je einer Fledermausgaube an den beiden
Längsseiten. Der polygonal geschlossene Chor mit 5/10-Schluss. An den
Längsseiten befinden sich je fünf hohe, über zwei Riegel reichende,
rechteckige Fenster, die in ihrer heutigen Größe wohl 1933 entstanden. Über
dem Giebel der Westseite ein gedrungener, verbretterter Turm mit
Pyramidendach. An der Nordseite ein kleiner Sakristeianbau; vermutlich seit
den 1930er Jahren mit Satteldach, ursprünglich mit Walmdach (Plan von
1844). Der Eingang befindet sich an der Nordseite.
Im Inneren eine flache Holzbalkendecke auf zwei Längsunterzügen,
beidseitig von je drei Holzsäulen getragen; zwischen ihnen die
hufeisenförmige Empore eingespannt. Die Stellung der ursprünglichen
Stützen 1845 verändert und aus der Raummitte an den heutigen Ort versetzt
(p). Decke und Empore mit reicher geometrischer Schablonenmalerei von
1933/34, Ausführung durch Erich Kistenmacher (a). Kastengestühl in drei
Blöcken mit Mittelgang, der Boden aus Ziegelsteinen gefügt. Der
bauzeitliche Westturm besitzt eine eigenständige Fachwerk-
Innenkonstruktion mit Kreuzstreben, von der nur wenige Hölzer
ausgewechselt wurden; hingegen ist die Konstruktion des Turmdachs zum
großen Teil erneuert. Erhalten das Turmuhrwerk mit Gewichten aus großen
Feldsteinen. Über dem Schiff ein liegender Dachstuhl mit Längsaussteifung.
Im Zuge der 1845 erfolgten Veränderungen im Kircheninneren wurden
nachträglich über den Innenstützen Aussteifungen in die Dachkonstruktion
eingefügt.
Ausstattung
Kanzelaltar. Ende 17. Jh. Kräftig plastischer, polychromierter Holzaufbau;
fünfseitiger Kanzelkorb zwischen gewundenen, weinlaubumkränzten Säulen
und üppigen Akanthuswangen. Baldachinartiger Schalldeckel mit
abschließender Krone, diese gehalten von Putten mit Palmzweigen. Seitlich
auf Gebälkstücken Engel mit Spruchbändern. Farbfassung 1988/89 von H.
Gürtler, Malermeister aus Wolfsruh (i). Der verputzte Altartisch ein
gemauerter Block aus Ziegelsteinen.
Taufengel. Ende 17. Jh. Holz, polychromiert. Zeitweise fehlende Füße und
Arme nach 1969 ergänzt.
Empore. Ende 17. Jh. Mit der Neuordnung des Inneren 1845 in die heutige
Hufeisenform gebracht. Die Brüstungsfelder 1934 mit geometrischen
Mustern und Darstellungen biblischer Szenen von E. Kistenmacher bemalt.
1989 die Farbfassung erneuert (i).
Orgel. 1893. Von Hollenbach als Ersatz für ein Positiv von 1836 aus
Schulzendorf. Eine von Buchholz (Berlin) entworfene Orgel kam nicht zur
Ausführung. Prospekt von 1934. Eckiges Gehäuse mit seitlicher
Kassettierung.
Gedenktafel für Hermann Friedrich Bartel 1847-1870. Schlichte Holztafel,
gewidmet 1871 von Familie Bartel.
Opferstock. 1931. Nach Entwurf von Regierungsbaumeister Wohler.
Schrank. Ende 17. Jh. Bis 1933 in der Sakristei (a), heute unter der
Westempore. Holzschrank mit zwei übereinander angeordneten Türen und
abschließendem Konsolgesims. Polychrome Fassung mit flechtbandartigem
Muster wohl von Kistenmacher.
Kommode mit drei Schubladen; in der Sakristei. Geometrische Bemalung
vermutlich von Kistenmacher.
Kronleuchter. Ende 19. Jh. (?). Messing.
Zwei Bronzeglocken. Große Glocke. Ca. 15. Jh. 87 cm Durchmesser,
bemerkenswert die verschiedenen Rundschilde am Hals; je zwei mal Rosen
und sechsteilige Sterne sowie ein heraldischer Adler. Weiter figürliche
Darstellungen, darunter eine Mariendarstellung mit Engeln,
die Auferstehung Christi und Christus am Kreuz. – Kleine Glocke. 14. Jh. (?).
70 cm Durchmesser, schlankere Form als die große Glocke; ohne Inschrift.
Am Hals umlaufend gedrehte Schnüre. – Die im Inventar 1914 erwähnte
dritte Glocke von Rubon, gegossen 1843, nicht mehr vorhanden.
Auf Grund ihrer Lage an der Kreuzung in der Ortsmitte entfaltet die
Dorfkirche weitreichende Blickbeziehungen und ist von städtebaulicher
Bedeutung. Als Kirchenbau vom Ende des 17. Jh. ist sie eine der wenigen,
direkt nach dem Dreißigjährigen Krieg errichteten Fachwerkkirchen, die im
Bearbeitungsgebiet bewahrt sind. Im 19. Jh. wurden diese Fachwerkkirchen
sonst oft durch massive Neubauten ersetzt. Eine Besonderheit ist die
einheitliche farbliche Gestaltung des Inneren aus den 1930er Jahren.
Quellen: BLDAM Altakten IfD/PV, Lkr. Neuruppin, Nr. 199 (1931-34); BLHA,
Pr. Br. Rep. 2 A II, Ruppin, Nr. 2381 (1806-1885), Nr. 2382 (1888-1934), Nr.
2383 (1836-93, Orgel) u. Nr. 2384 (1841-44, Unterhaltung der Glocken); KA
OPR, Nr. 470 (1930-33).
Literatur: Inventar 1914, S. 328f.; Drescher 1969 (Erfassungskartei BLDAM);
Enders 1970, S. 235f.; Kurztopographie 1978, S. 241; Dehio 2000, S. 975;
Schmidt, Peter, Rangstreit um die Kirchenstühle, in: Brandenburger Blätter
Nr.157, 20.4.2001 (Beilage zur Märkischen Oderzeitung).