Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.1, 1996, S. 366 ff.

Die Wuthenower Pfarre gehört zu den ältesten Ruppins. Der
Visitationsbericht von 1541 nennt die Wuthenower Kirche als Mutterkirche
von Neuruppin. Später wurde sie ihrerseits Tochterkirche Neuruppins und
von den dortigen Kaplanen kuriert. Patronatsrecht hatte die Landesherrschaft
bzw. das Amt Alt Ruppin. Die Kirche steht auf einer leichten Anhöhe an der
Nordseite der Dorfstraße. Hinter ihr fällt das Gelände stark ab. Auf dem
umgebenden Kirchhof Grabstätten des 19. und 20. Jh.
Lage und Aussehen des mittelalterlichen Ursprungsbaus sind nicht
überliefert. 1584 Errichtung einer Fachwerkkirche, deren hölzerner Turm
1648 zerstört wird. 1721 Kirchenneubau, 1836 wegen Baufälligkeit
abgerissen. 1836/37 an gleicher Stelle Errichtung der bestehenden Kirche
unter Leitung von Christian Ludwig Jacobi. Verputzter Ziegelbau von strenger
kubischer Gestalt. Die Fassaden in klassizisierendem Rundbogenstil
gestaltet. Kräftige, abgestufte Gesimse als Horizontalbetonung; fein profilierte
Faschen an den Bögen der hohen, rundbogigen Fenster und Portale.
Schiffsbreiter westlicher Querbau mit Satteldach; darauf in der Mitte kurzer,
quadratischer Turm mit Pyramidendach. Auf dem rechteckigen Kirchenschiff
Satteldach. Das Kircheninnere geteilt in Vorhalle und rechteckigen Saal. Den
Raumeindruck bestimmen die dreiseitig umlaufende Empore, das schlichte
Gestühl und der Kanzelaltar vor der Ostwand. 1960 Innenrestaurierung;
dabei Winterkirche unter der Westempore und wohl auch Flachdecke
eingezogen (ursprünglich Balkendecke).
Ausstattung
Kanzelaltar, um 1836/37, Holz, halbrunder Korb mit Akanthuswerk unter
Baldachin.
Ölgemälde, 2. Hälfte 17. Jh., Christus mit der Weltkugel, restauriert 1857.
Ölgemälde, 1694 von Heinrich Krüger nach Samuel Dieterich (i), Ansicht von
Neuruppin und Wuthenow (Fahrt des Neuruppiner Pfarrers und Küsters in
Begleitung Christi über den Ruppiner See nach Wuthenow), bemerkenswert
als eine der ältesten erhaltenen Neuruppiner Stadtansichten, restauriert 1934
von Walter Kuphal.
Ölgemälde, 1837 von Wernicke, Bildnis Martin Luthers als Ganzfigur.
Kronleuchter, 1763 (i), Bronze, sechsarmig.
Kronleuchter, 1. Viertel 19. Jh., Bronze, Empirekrone mit Palmetten und
Prismengehängen.
Kronleuchter, 1816 (i), Zinn, Eisernes Kreuz als Bekrönung.
Orgel, 1857 von Friedrich Hermann Lütkemüller aus Wittstock, Prospekt
1921 von Hoffmann.
Die Wuthenower Kirche gehört zu den qualitätvollsten, noch zu Lebzeiten
Schinkels entstandenen klassizistischen Dorfkirchen der Mark Brandenburg.
Ihre Errichtung ist in engem Zusammenhang mit den von Schinkel ab 1828
entworfenen und 1832-35 erbauten vier Berliner Vorstadtkirchen zu sehen
(St. Elisabeth, St. Paul, Nazareth, St. Johannis). Bausubstanz und
Ausstattung blieben in Wuthenow in bemerkenswerter Ursprünglichkeit
erhalten. Die Kirche prägt wesentlich das Ortsbild und ist durch ihre erhöhte
Lage von großer Fernwirkung. Sie war Anlaß, bei der Neugestaltung des
Neuruppiner Klosterkirchplatzes, die Stadtmauer für Blickachsen zu öffnen.
Literatur: Heydemann 1863, S. 204-206; Inventar 1914, S. 399-402; Fischer,
Hundertjahrfeier der Kirche in Wuthenow, 1937; Ruppiner Land 1981, S. 174;
Dehio 1988, S. 474f.; Fontane, Dörfer (1865), S. 71f.