Denkmaltopographie Barnim, Bd. 5.1, 1997, S. 147 ff.

Die jenseits der Finow an der Ausfallstraße nach Norden errichtete Kapelle
gehörte zum gleichnamigen Hospital und soll im Mittelalter das Ziel der
Fronleichnamprozessionen gewesen sein. Der Bau war umgeben vom
Pestkirchhof, der um 1600 erweitert wurde, später als Armen- und 1761-1850
auch als Soldatenfriedhof diente. Das Hospital beherbergte 1574 alte Weiber,
die in der Stadt Kranke pflegten und Tote kleideten. 1620 waren die Gebäude
verfallen und die Kirche nicht mehr genutzt. Ihr Inventar gelangte in die
Stadtkirche. 1745 entstand ein neues Hospitalhäuschen, ein eingeschossiger
Fachwerkbau, in dem unentgeltlich alte Menschen wohnen konnten (1749
bezogen). Die letzten Bauten wurden 1870 beseitigt.
Die Kapelle wurde vermutlich im mittleren 14. Jh. errichtet. Hinweis darauf ist
die Nachricht von der Ausstattung eines zu Ehren St. Georgs vor dem
Untertor 1359 errichteten Altars, zugleich die erste indirekte Erwähnung des
Hospitals. Ein 1767 geplanter Abriß der nicht mehr benutzten Kapelle
unterblieb nur, weil der kleine Bau nicht genügend gewinnbringendes
Material hergegeben hätte. Er wurde als Vorratsraum verpachtet und 1779
als Pulvermagazin der Garnison eingerichtet. Erst seit 1834 erfolgten
mehrfach Wiederherstellungsarbeiten, darunter 1930 eine Restaurierung.
1954-60 diente die Kapelle als Heimatmuseum, ab 1973 als Konzertsaal.
1992-93 letzte Restaurierung.
Kleiner, zweijochiger Backsteinbau mit 3/6-Schluß und eingezogenem,
rechteckigem Westturm. Der Turm durch Rechteckblenden und eingetieftes
Friesband gegliedert, als Abschluß gemauerter Pyramidenhelm. Das
Kapellenäußere geprägt von zweifach abgetreppten Strebepfeilern,
umlaufendem Fries unter der Traufe und Spitzbogenfenstern mit
kleeblattförmigen Öffnungen. Zur Straße gerichtetes Westportal in
flachbogiger Turmnische; das Südportal in Wandvorlage jetzt ver148 mauert.
Formsteinrepertoire des Außenbaus auf Fasen und Kehlen begrenzt, die
Portale durch Rundstäbe ausgezeichnet. Der gedrückt wirkende Innenraum
überspannt von Kreuzgewölbe mit Birnstabrippen auf kelchförmigen
Konsolen und runden, rosettenförmigen Schlußsteinen. Wandgliederung
durch je zwei flachbogige Nischen pro Joch. Ehemals ein gemalter
Maßwerkfries unter den Fenstern. Dachkonstruktion als Hängewerk
ausgebildet mit Kehl- und Hahnenbalken, Streben in Längs- und
Querrichtung sowie Sparrenstreben.
Die Kapelle ist heute neben der Magdalenenkirche das älteste erhaltene
Bauwerk in Eberswalde und zugleich das letzte Zeugnis für die drei
Hospitäler der mittelalterlichen Stadt mit dafür charakteristischer Lage
außerhalb der Mauern. Sie stellt ein bemerkenswertes Beispiel für einen trotz
bescheidener Maße sorgfältig durchgebildeten Kleinkirchenbau am Beginn
der märkischen Spätgotik dar.
Literatur: Hagen 1785, S. 365-66; Bergau 1885, S. 333; Schmidt, Geschichte,
Bd. 1 S. 53-56 und Bd. 2, S. 141; Dehio 1987, S. 80