Denkmaltopographie Märkisch-Oderland, Bd. 9.1, 2005, S. 269 f.

Das Gebäude wurde 1820 aus eigenen Mitteln der Dorfbewohner auf dem
Dorfplatz fertiggestellt. 1833 besuchten 25 Kinder die Schule, 1900 waren es
43. Von 1851 bis zur Errichtung des Pfarrhauses 1864 war ein Hilfsprediger für
Alttrebbin und die benachbarten Orte zuständig. 1867 wurde das Schulhaus
durch den Anbau eines Unterrichtszimmers erweitert.
Nach 1945 diente das Gebäude vorübergehend als Notwohnung und später als
Kindergarten. 1989 sollte das Schul- und Bethaus nach längerem Leerstand
und Verfall abgerissen werden. 1990 konnte mit ersten Sicherungsmaßnahmen
die bis 1995 dauernde Sanierung eingeleitet werden. Seitdem wird das Schul-
und Bethaus als Versammlungs- und Gemeindezentrum genutzt.
Einfacher Baukörper mit dreifach verriegeltem Sichtfachwerk, verputzter
Ziegelausfachung sowie ziegelgedecktem Krüppelwalmdach und straßenseitig
vorgelagertem zweigeschossigen Treppenturm unter Pyramidendach. Die
differenzierten Fenstergrößen verweisen bereits von außen auf die funktionale
Unterteilung im Inneren. Über den Turmeingang erreichbar der schlichte
Betsaal mit geputzter Flachdecke und ehemaliger Empore; er nimmt den
östlichen Giebelraum in vollständiger Höhe ein und wird dreiseitig belichtet
durch hohe Fenster mit kleinteiliger Sprossengliederung. Im größeren
westlichen Hausteil straßenseitig Schulraum und hofseitig Lehrerwohnung. Ein
giebelseitig belichteter Dachraum mit Drempelgeschoss und doppelt stehendem
Stuhl gleicht die gegenüber dem Betsaal geringeren Raumhöhen dieser Seite
aus. Der große Lagerraum über gewendelte Treppe im Turm erreichbar.
Erhalten dort der massive Mantelschornstein der zentral im Haus angeordneten
Schwarzen Küche. Die zum Bethaus gehörende Ausstattung gegenwärtig im
Gemeinderaum des ehemaligen Pfarrhauses aufbewahrt.
Mit dem Schul- und Bethaus entstand der separat wenige Meter östlich auf dem
Dorfplatz stehende Glockenschauer, ein Fachwerkbau über quadratischem
Feldsteinsockel mit massiver verputzter Ausfachung und Pyramidendach; die
offenen Gefache dienen als Schallluken. Im Schauer 1851 (i) gegossene
Bronzeglocke, gestiftet von den Gebrüdern Bachmann in Berlin.
Das Alttrebbiner Schul- und Bethaus mit Glockenschauer gehört zu den
wenigen bewahrten Beispielen dieses bauhistorisch besonderen Gebäudetyps,
der mit der Trockenlegung in vielen Dörfern des Oderbruchs entstand und
wesentlich zur Verbesserung der Schul- und Religionsbedingungen des
Gebiets beitrug.
Quelle: Natuschke, Peter, Rekonstruktionsversuch des Ursprungszustandes nach
einem Aufmaß von Eckhard Hähnel.
Literatur: Dehio Brandenburg, 2000, S. 18.