Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 103 f.

Die Dorfkirche steht am westlichen Ende der Hauptstraße, kurz bevor diese
rechtwinklig nach Norden abknickt, inmitten des kleinen, noch genutzten, von
Hecken eingefriedeten Kirchhofs (ältester erhaltener Grabstein von 1916). In
der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde ein zusätzlicher Friedhof in der Alten
Schulstraße eingerichtet. Damsdorf war vor 1450 bis nach 1690 Tochterkirche
von Trechwitz (zwischenzeitlich auch zu Jeserig gehörend), vor 1721 bis 1959
Tochterkirche von Jeserig und seit 1959 von Bochow. Heute wird es von
Plötzin betreut. Das Patronatsrecht hatte bis 1542 das Kloster Lehnin, danach
der Landesherr. Offensichtlich war die Kirche nicht mit Pfarrhufen ausgestattet.
Errichtet wurde der heutige Bau 1776-77 an Stelle einer zu klein und baufällig
gewordenen Feldsteinkirche mit hölzernem Turmaufsatz, deren spätgotischen
Turmunterbau aus Feldstein man in den Neubau mit einbezog (im Inneren des
Turmes die spitzbogigen Entlastungsbögen sichtbar). Die bis 1775
zurückreichenden Planungen gehen auf Bauinspektor Vatter zurück,
ausführender Maurermeister war Johann Conrad Barnick aus Spandau.
1903/04 fanden nach einem Blitzschlag eine Turmreparatur und eine
Kirchenrenovierung statt, wobei auch das Feldsteinmauerwerk im
Turmunterbau freigelegt wurde. Im November 1956 besichtigte Baurat
Wendland die Kirche; 1957 fand eine Sanierung nach seinen Empfehlungen
statt, bei der u.a. der als nicht »künstlerisch wertvoll« eingestufte Kanzelaltar
entfernt und durch eine Kanzel und einen Altar aus roten Ziegeln ersetzt
wurde; außerdem erhielt die Kirche einen neuen Anstrich. Bei der jüngsten
Sanierung, 1999-2004, erfolgte eine Reparatur des Dachstuhls, eine
Erneuerung des Außenputzes und eine Instandsetzung des Innenraumes. Die
Kirche erhielt eine Neuausstattung durch Wieland Förster (Altartisch,
Taufbecken, Kanzel und Kruzifix); Deckenfresko und Altar-Triptychon fertigte
Peter Schubert an. Die Einweihung fand mit einem Festgottesdienst am 15.
August 2004 statt.
Beschreibung
Rechtecksaal mit nach unten ausschwingendem, nach Osten abgewalmtem
Satteldach und eingezogenem Westturm. Schiff und Turmaufsatz verputzt, mit
zurückhaltender barocker Gliederung. Der Baukörper mit zarter Putzfugung,
die Mitte der Längsseiten durch schwach vortretende Risalite mit kräftiger
Putznutung hervorgehoben, dort jeweils Seiteneingang (der nördliche
zugesetzt). Beiderseits des Risalits jeweils zwei große Rundbogenfenster mit
einfach abgestuftem Gewände und Schlussstein. Auf der Ostseite drei
rundbogige Blendfenster. Das Dach mit reizvoller Biber-Doppeldeckung setzt
über reich profiliertem Traufgesims an. Der vom Vorgängerbau übernommene
querrechteckige Turmunterbau aus sichtbar belassenem bzw. 1903/04
freigelegtem Feldsteinmauerwerk, lediglich die Mittelachse verputzt, dort
Westportal von 1777 mit geschwungener Verdachung und darüber liegendem
Kreis- und Ovalfenster. Das mittelalterliche Mauerwerk aus gespaltenen
Findlingen; Öffnungen auf der Nord- und Südseite mit Backsteinlaibung
(abgestufter Abschluss). Quadratischer Turmaufsatz mit Pilastergliederung,
rundbogigen Schallöffnungen und darüber liegenden Rundfenstern,
abgeschlossen von nach unten ausschwingendem Zeltdach mit zierlichem,
geschweiftem Aufsatz.
Das Kircheninnere mit flacher Putzdecke über Voute. Fußboden aus rötlichen
Ziegelplatten, der Altarraum um zwei Stufen erhöht. Von der barocken
Ausstattung lediglich die Hufeisenempore erhalten. Der Raumeindruck heute
geprägt von dem abstrakten, an illusionistische barocke Deckenmalerei
erinnernden Deckenfresko und der Neuausstattung des Altarraumes von 2004,
Peter Schubert.
Ausstattung
Altartisch, Taufe und Kanzel. 2004, nach Entwurf von Wieland Förster. Holz.
Altarkruzifix. 2004, Wieland Förster. Bronze.
Altarbild. 2004, Peter Schubert.
Zwei Altarleuchter. Barock, Messing, runder Fuß mit Balusterschaft.
Taufschale. Gestiftet 1903 (i).
Empore. Ca. 1777. Hufeisen-Empore auf toskanischen Säulen.
Gestühl. Im hinteren Teil (unter Empore) bauzeitlich.
Orgel. 1860, von Orgelbauer Gottfried Wilhelm Baer aus Niemegk. 9 Register,
1 Manual, Pedal, mechanische Schleiflade. Prospekt mit Rundbogenarkaden
und fein gearbeitetem Gesims.
Bronzeglocke. 1326 (i). Eine der frühesten inschriftlich datierten Glocken der
Region. Nicht mehr vorhanden eine 1660 von Simon Colle aus Berlin
gegossene zweite Glocke.
Charakteristisches und gut gegliedertes Beispiel eines ländlichen Kirchenbaus
friderizianischer Zeit. Das geschweifte Zeltdach des Turmes setzt einen
wichtigen Akzent an der Dorfstraße, die sonst kaum ansehnliche Bauten
aufzuweisen hat. Der Turmunterbau aus Feldstein ist der älteste bauliche
Zeuge des Ortes; gleichzeitig dokumentiert er die denkmalpflegerische Praxis
um 1900 in ihrem Bestreben, das mittelalterliche Erbe wieder zur Geltung zu
bringen (Freilegung des Feldsteinmauerwerks). Das Deckengemälde und das
Altarbild von Peter Schubert (der z.B. auch die Deckengestaltung im Mittelsaal
der Orangerie des Charlottenburger Schlosses geschaffen hat) sind
herausragende Zeugnisse moderner Sakralkunst und gelungene Versuche,
den durch die Purifizierung von 1957 entstandenen kargen und nüchternen
Eindruck des Kirchenraumes abzumildern. Zusammen mit den Stücken von
Wieland Förster bietet Damsdorf eine zeitgenössische Kirchenausstattung von
sonst seltener Qualität.
Quellen: A. Cante 2005, S. 13-16. BLDAM, Altakten IfD, 0412, 18-21 (1947-
61); Objektakte Nr. 2.00-14/605. BLHA, Pr. Br. Rep. 33A, Kurmärkisches
Amtskirchenrevenuendirektorium, Nr. 47 (Reparatur der Kirche und des
Turmes von Damsdorf, 1774-78). DStA, Depositum Ephoralarchiv Lehnin, L-E
514/412 (Glocken); Depositum Pfarrarchiv Jeserig, J 4/142; J 23/59.
Literatur: Wolff 1920, S. 38 und 99; Drescher 1968 (Erfassungskartei BLDAM);
Rohrlach 1977 (Ortslexikon), S. 85-88; Lohmann 1993 (Orgelerfassung);
Vinken 2000 (Dehio), S. 218; Jamaikina, Jelena, Tradition und Moderne. Hg.
von der Kirchengemeinde Damsdorf, Potsdam 2005.