Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 155 f.

Die Kirche steht nördlich des Dorfangers inmitten des von einer Ziegelmauer
umgebenen Kirchhofs. In einer Mauernische neben dem Eingang zum
Kirchhof befindet sich eine Eiche von 1871. Ursprünglich war Fresdorf wohl
Mutterkirche, seit um 1450 Tochterkirche von Stücken. Eingekircht waren
Schiaß und Tremsdorf. Die Kirche war mit zwei Pfarrhufen ausgestattet. Das
Patronatsrecht hatte der Kurfürst bzw. der Fiskus, 1541 und 1576 besaß
auch die Familie von Thümen Anteile daran. Heute wird Fresdorf von
Stücken mit betreut.
Als Baudatum der Kirche, deren Baugeschichte bisher nicht vollständig
geklärt werden konnte, ist 1724 überliefert; sie entstand unter Einbeziehung
der zum Teil aus Feldsteinen bestehenden Schiffswände des
mittelalterlichen Vorgängerbaus. 1742 fanden diverse
Ausbesserungsarbeiten statt; projektiert war dabei auch der Abriss des als
baufällig eingestuften Fachwerkturms (der Bau eines neuen Turmes damals
im Etat jedoch noch nicht vorgesehen), der aber wahrscheinlich nicht
ausgeführt wurde, denn neuerliche Turmreparaturen sind für 1776 und 1806
überliefert. Eine Instandsetzung und Erweiterung der Kirche erfolgte 1852-54
auf Gesuch des Predigers Schliebner, der auf die dringend notwendige
Vergrößerung des Kirchenraumes hingewiesen (die
Gemeindemitgliederzahlen hatten sich in der ersten Jahrhunderthälfte mehr
als verdoppelt) sowie um den Einbau einer Turmuhr und Orgel gebeten
hatte. Dabei wurde der Eingang von der Südseite des Schiffes auf die
Westseite des Turmes verlegt, die Kirche erhielt hohe Rundbogenfenster,
eine tiefe Westempore und teilweise eine neue Innenausstattung (Anstrich
der Holzteile durch den königlichen Hof-Wagen-Lackierer J.G. Nitsch aus
Potsdam). Der Turm – den Schliebner als baufällig und reparaturbedürftig
bezeichnet und dessen versetzten Neubau er angeregt hatte – wurde
instandgesetzt und mit einem neuen Aufsatz versehen. Belegt ist, dass die
Bauarbeiten im Juli 1853 noch nicht beendet waren (u.a. war der
Glockenstuhl noch nicht fertig) und der Kirchenraum immer noch als zu klein
und zu dunkel bemängelt wurde. Die Einweihung fand im April 1854 statt.
Die Apsis wurde zu einem späteren Zeitpunkt angefügt. 1899 erhielt der
Kirchenraum eine Ausmalung durch den Hof-Zimmermaler André.
1930 wurde der Außenputz erneuert. 1970 baute man die Original-Fenster
aus, wohl zur gleichen Zeit kam es zu einer Vereinfachung der
Putzgliederung (Beseitigung des kräftigen Gurtgesimses zwischen Turm-
unter- und Obergeschoss, der schmalen Lichtöffnungen der Apsis und der
Putzfaschen der Fenster; 1967 war die Gliederung noch vorhanden).
1993/94 fand eine Sanierung statt, die auch die Ausmalung des Inneren
betraf (a), 2000 wurde die Orgel repariert, 2002/03 die Friedhofsmauer
wieder hergestellt.
Schlichter verputzter Saalbau mit eingezogenem quadratischen Westturm
und halbkreisförmiger Apsis. Das Schiff ca. 18 x 10 m, teilweise aus
Feldsteinmauerwerk bestehend (davon sichtbar Mauerwerk an der
Nordwestecke durch abgeschlagenen Putz und Abgrabung sowie der
Westgiebel vom Dachboden aus). Die Schiffseiten jeweils durch drei
Rundbogenfenster gegliedert. Das Untergeschoss des gedrungenen Turmes
mit vertieften Mittelfeldern und kleinen Rundbogenfenstern, im Westen
schlichte Rundbogentür; der obere Teil glatt verputzt mit rundbogigen
Schallöffnungen, darüber kleine kreisförmige Blenden; das kräftige
Gesimsband, das das untere von den oberen Turmgeschossen getrennt hat,
nach 1967 beseitigt. Der Turmaufsatz mit spitzem Helm 1852/53. Die Apsis
jetzt fensterlos (1967 noch schmale schlitzartige Öffnungen im oberen Teil).
Innen im Turmuntergeschoss Vorraum; von dort Treppe mit zierlichem
Traljengeländer zu Turm und Empore. Im Turminneren die mit Ziegeln
ausgefachte Fachwerk-Innenkonstruktion der oberen Turmgeschosse
sichtbar. Das Schiff mit flacher Putzdecke, die in einem Rundbogen zum
Schiff geöffnete Apsis von Halbkuppel überwölbt. Altarraum um zwei Stufen
erhöht, rechts erhöhte Fläche mit Holzklappe (darunter wohl Gruft). Im Schiff
und im Vorraum alter Ziegelfußboden. Von der Ausstattung des 18. Jh.
lediglich der Kanzelkorb erhalten, die übrigen Einbauten und
Ausstattungsstücke im wesentlichen von 1852-54. Unter der sehr tiefen
Westempore jetzt Winterkirche. Der Raumeindruck durch die Ausmalung von
1899 und die Holzlasur des Gestühls und der Empore bestimmt.
Dachstuhl aus dem 18. Jh., Kombination aus liegendem Stuhl und
Hängewerk; alle Holzverbindungen verzapft.
Ausmalung durch Hofzimmermaler André, 1899 (renoviert 1993/94). Auf der
Ostwand in den Zwickeln neben dem Apsisbogen Engel mit Spruchbändern.
Die Apsiswand mit Rankenmuster auf rotem Untergrund, die Kuppel mit
blauem Sternenhimmel. Im Apsisbogen und in den Fensterlaibungen
Rankenmuster und Evangelistensymbole. Die Schiffswände mit schlichter
aufgemalter Quaderung und abschließendem Rankenfries.
Ausstattung
Altar. 1852/54, schlichter hölzerner Altartisch. Zwei Altarleuchter, Messing.
Kanzelkorb. Wohl Anfang 18. Jh. Polygonaler Kanzelkorb mit ovalen, von
Akanthus-Blattwerk gerahmten Feldern, Teil des früheren Kanzelaltars.
Taufe. Mitte 19. Jh. Wohl Steinguss, Inschrift »Lasset die Kindlein zu mir
kommen«.
Orgel.1890, von dem Potsdamer Orgelbauer Carl Eduard Gesell. Repariert
1926. 9 Register, 1 Manual, Pedal, mechanische Schleiflade. Hölzerner
dreiteiliger Prospekt. Letzte Instandsetzung 2000.
Westempore. Eingebaut 1852/54 als eine der Maßnahmen zur notwendigen
Vermehrung der Sitzplätze. Sehr tiefe Empore mit mehreren Bankreihen,
Brüstung in drei querrechteckige Felder gegliedert, in die kassettenartige
Vertiefungen eingelassen sind; Holzlasur.
Gemeindegestühl. 1852/54, schlichte Bänke mit geschwungenen Wangen in
Holzlasur.
Deckenleuchter. Wohl 19. Jh., Messing.
Vier Totenkronenbretter im Vorraum (Johanna Charlotte Heinrich, 1833-60;
Johann Friedrich Zimmermann, 1841-56; Ernestine Wilhelmine
Zimmermann, 1821-61; Johann-Friedrich Bochow, »Sohn des
Gerichtsschulzen«, 1827-32); ein weiteres Totenkronenbrett im ersten
Turmobergeschoss.
Drei Gedenktafeln (für die Veteranen des Krieges von 1864 und der Kriege
von 1866 und 1870/71 sowie für die Gefallenen der Befreiungskriege), im
Vorraum.
Holztruhe. 1817, in Winterkirche.
Zwei Glocken: die kleinere (linke) mittelalterlich (ohne Datierung), die
größere 1952.
Kleiner Kirchenbau des frühen 18. Jh., der mit seinen vermutlich
mittelalterlichen Bauteilen auch die älteste bauliche Überlieferung des Ortes
darstellt. Die Umgestaltung und die authentisch erhaltene Neuausstattung
(tiefe Westempore) von 1852-54 dokumentieren den gestiegenen
Raumbedarf, nachdem die Einwohnerzahlen in der ersten Hälfte des 19. Jh.
stark gestiegen waren. Eine Besonderheit sind die Totenkronenbretter im
Vorraum. Außerdem ist die Fresdorfer Kirche eine der wenigen Dorfkirchen
der Region mit erhaltener Ausmalung, die anschaulich den Zeitgeschmack
um 1900 illustriert.
Quellen: BLDAM, Objektakte Nr. 2.00-14/685. DStA, Depositum
Ephoralarchiv Beelitz, BeeE 224/231, 1917-34 (Glocken und Orgel); BeeE
312/367, 1829-69, 1892-1920. BLHA, Pr. Br. Rep. 2 A, Regierung Potsdam,
II Z, Nr. 806 und 807; Pr. Br. Rep. 7, Nr. 1428, 1742-1896.
Literatur: Eckardt 1967 (Erfassungskartei BLDAM); Rohrlach 1977
(Ortslexikon), S. 120; Kurztopographie 1978, S. 270; Birkholz, Karl, Fresdorf,
in: Landreis Potsdam 1993, S. 35f.; Lohmann 1993 (Orgelerfassung); MAZ
14.12.94; Vinken 2000 (Dehio), S. 327.