Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 226 ff.

Der rote Ziegelbau steht inmitten des nicht mehr belegten Kirchhofs auf dem
Dorfanger, der heute durch die unmittelbar südlich der Kirche verlaufende
Autobahn durchschnitten wird. Der Kirchhof wurde um 1900 im
Zusammenhang mit Anlage des neuen Friedhofs am südöstlichen Dorfrand
geschlossen, beräumt und als schlichte Grünfläche gestaltet. Heute lediglich
eine Grabstätte erhalten, die des letzten Grebser Gutsbesitzers Friedrich
August Schultze (1811-1899). Am Rand 1920 aufgestelltes Kriegerdenkmal
für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, Obelisk auf Postament. Von der
Einfriedung des Kirchhofs nur zwei auf das Westportal ausgerichtete
Torpfeiler aus roten Ziegeln erhalten. Ursprünglich war Grebs wahrscheinlich
selbst Mutterkirche, 1450 wurde es Tochterkirche von Netzen, von dem es
noch heute betreut wird. Grebs war mit 1,5 Pfarrhufen ausgestattet. Das
Patronatsrecht hatte der Gutsbesitzer.
Errichtet wurde der Bau 1903/04 an der Stelle einer Fachwerkkirche aus der
ersten Hälfte des 18. Jh. (um 1720) nach einer Zeichnung des
Maurermeisters Köber aus Lehnin (a), die wohl nach Vorgaben des
Regierungs- und Baurats Ludwig von Tiedemann entstand. Die Bauleitung
hatte Maurermeister Jacob (Lehnin). Köbers Planzeichnung vom 30.11.1900
entspricht bereits weitgehend dem später ausgeführten Bau, sie wurde nur
geringfügig revidiert (Details des offenen Dachwerks, Gestaltung des
Westportals, Geschosszahl und Treppenanordnung im Turm sowie die
Glockenstuhlkonstruktion). Bevor die alte Kirche abgebrochen wurde, fertigte
Kreisbauinspektor Schierer 1902 eine Zeichnung von ihr an. Bei den
Abbrucharbeiten 1903 stieß man auf eine Gruft mit Sargresten (wohl Familie
von Broesigke). Die Einweihung der neuen Kirche fand im September 1904
statt. 1994 wurden die Fenster erneuert, 1998 erfolgte eine Sanierung des
Inneren.
Roter Ziegelbau in stilisierten neugotischen Formen mit aufgesetztem
Westturm und eingezogenem, gerade abschließendem Chor. Die Langseiten
jeweils durch einen großen Giebel und ein vierbahniges, in das Giebelfeld
hochgezogenes Fenster gegliedert; dadurch querhausartige Wirkung. Die
schmalen Wandflächen seitlich davon mit hohen, lanzettartigen
Spitzbogenfenstern. Der von einem Satteldach abgeschlossene Westturm
mittels Spitzbogenblenden betont vertikal gegliedert; auf der Westseite
flachbogiges Portal in abgetreppter Spitzbogenblende, im Giebelfeld über der
Tür Rundfenster. Die Ecken des Chors durch Strebepfeiler betont. Der Bau
durch sparsam verteilte Putzfelder belebt (in den Fensterblenden, im
Friesband unter der Traufe, unter den Schallöffnungen des Turmes).
Innen in der Turmachse Vorraum mit Aufgang zu Empore und Turm. Der
Kirchenraum von zentralbauartiger Wirkung; der Raumeindruck geprägt
durch die dachförmig geschlossene, mit dunkel lasierten Holzbrettern
verkleidete Decke, das sichtbar belassene Dachtragwerk und die weitgehend
erhaltene bauzeitliche Ausstattung (nur der Altar nicht mehr vorhanden).
Diese in originellen, dem Tudorstil entlehnten Formen; alle Holzteile dunkel
lasiert, teilweise mit zurückhaltender farblicher Fassung. Fußboden aus
Ziegelplatten, zwischen die kleine quadratische Steine eingefügt sind. Der
Chorraum durch breiten Spitzbogen vom Schiff getrennt, um zwei Stufen
erhöht und von Kreuzrippengewölbe abgeschlossen.
Raumfassung, Glasmalereien
Im Kreuzrippengewölbe des Chorraums aus der Bauzeit stammendes
filigranes Ranken- und Blütenmuster auf dunklem Grund, vom Hof-
Zimmermaler Max André aus Potsdam.
Zwei Glasfenster. In der Ostwand, Entwurf Günter Grohs aus Wernigerode,
Ausführung Glaswerkstatt F. Schneemelcher in Quedlinburg, 1994 (i).
Ausstattung
Kanzel. 1904. Polygonaler hölzerner Kanzelkorb mit dunkler Holzlasur; in den
hochrechteckigen Feldern aufgemalte Evangelistensymbole, von
zurückhaltendem Rankenmuster umgeben. Neben der zum Kanzelkorb
führenden Treppe zinnenbekrönte Sitznische für den Pfarrer.
Taufe. Wohl bauzeitlich. Holz, weiß gestrichen, Fuß in Form einer gedrehten
Säule; vermutlich aus anderem Zusammenhang übernommen.
Orgel. 1904, von Alexander Schuke aus Potsdam. 6 Register, 1 Manual,
Pedal, pneumatische Kegellade. Prospekt mit Zinnenabschluss im Tudorstil;
dunkle Holzlasur.
Westempore. 1904. Polygonale Stützen mit breit ausladenden Kapitellen in
Phantasieformen; die Brüstung in hochrechteckige, in hellem Holzton lasierte
und mit Rankenwerk bemalte Felder gegliedert.
Gestühl. 1904. In zwei Blöcken angeordnete Holzbänke mit geschwungenen
Wangen.
Bronzeglocke von 1594, gegossen von Borstelmann aus Magdeburg.
Liedertafel. An der Ostwand, bauzeitlich.
Origineller Bau des frühen 20. Jh., der Formen der märkischen
Backsteingotik aufgreift, sie jedoch zeitgemäß stilisiert und zu einem
eigenständigen Ganzen verarbeitet; auch wegen seiner weitgehend
authentisch überlieferten Ausstattung in Anlehnung an den Tudorstil
anschauliches Zeugnis der Kirchenbaukunst dieser Phase. Der Turm dient
überdies als Blickpunkt und Landmarke.
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep. 2A, Regierung Potsdam, Abt. II Z, Nr. 985
(Grebs), Abb.; DStA, Depositum Ephoralarchiv Lehnin, L-E 514/412
(Glocken, 1926-55); Depositum Pfarrarchiv Netzen, Net 45/51 (Rechnungen
der Kirchenkasse Grebs, 1879-1914), Net 54/P 367-371 A3
(Planzeichnungen, 1899-1902/03).
Literatur: Drescher 1968 (Erfassungskartei im BLDAM); Rohrlach 1977
(Ortslexikon), S. 156; Brekow, S. 55-61; Werte der Heimat 2006, S. 230.