Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 284 ff.
Die Kirche steht auf einer Anhöhe innerhalb der nördlichen Gehöftreihe auf
dem bis heute belegten Kirchhof. Dieser wird zur Straße durch eine
Feldsteinmauer mit Ziegelabdeckung eingefasst (Eisentore mit Pfosten aus
gelben Ziegeln). Neben dem Eingang steht eine große, vermutlich 1871
gepflanzte Eiche.
Krielow gehörte bis um 1540 als Tochterkirche zu Groß Kreutz, danach bis
1991 zu Derwitz; nach einer kurzen Zugehörigkeit zu Deetz wird es heute
wieder von Groß Kreutz betreut. Im Mittelalter gehörte es zur Sedes
Brandenburg, kam vor 1573 zur Inspektion, 1806 zur Superintendentur
Brandenburg-Neustadt und 1924 zur Superintendentur Lehnin. Krielow war
nicht mit Pfarrhufen ausgestattet; die Pfarrer bezogen den dritten Teil des
Fleischzehnten und eine Roggenabgabe (1541). Das Patronatsrecht hatte bis
1542 das Zisterzienserkloster Lehnin, danach der Kurfürst bzw. Fiskus.
Über das Aussehen der mittelalterlichen Kirche ist nichts bekannt. 1631/32 ist
von Brandschäden die Rede. Der heutige massive Putzbau geht auf einen
Fachwerkbau mit polygonalem Ostschluss zurück, der 1698 errichtet worden
sein soll (so von Bauinspektor Koehler 1882 in Schreiben an die Regierung).
1815 wird er als dreifach verriegelter Fachwerkbau mit Ziegelausfachungen
und Ziegeldach beschrieben; er hatte acht rechteckige Fenster, über denen
1858/59 zusätzliche Oberlichtfenster eingebaut wurden.
1815-18 entstand der neugotische Westturm nach Entwurf von Bauinspektor
Carl Friedrich Quednow, revidiert durch Regierungs-Bauinspektor Hecker,
ausgeführt durch Maurermeister Wilhelm van der Leeden und Zimmermeister
van den Bosch (alle aus Potsdam). Der verputzte Ziegelbau ersetzte den
baufälligen westlichen Fachwerk-Dachturm, an dessen Stelle vier neue
Dachgebinde entstanden. Gleichzeitig erfolgte eine Instandsetzung der
Kirche (u.a. Putzausbesserungen, Ziegelpflasterung, Anlage einer Öffnung
zum neuen Turm, Umdeckung des Daches). Schon 1828 war eine Reparatur
des gerade erst zehn Jahre alten Turms nötig. Eine weitere folgte 1876 durch
Maurermeister Mahlow aus Werder (Ausbesserung verschiedener Gesimse,
die sich gelöst hatten, und des Putzes). 1879/80 beseitigte Maurermeister A.
Eiserbeck aus Golzow weitere Turmschäden, insbesondere am Maurerwerk
im Übergangsbereich vom Viereck zum Achteck. Bauliche Probleme
bereitete aber auch die alte Fachwerkkirche: 1882-83 musste Zimmermann
F. Hübner aus Derwitz verfaulte Teile des Holzwerks der Südseite
austauschen (außerdem Emporen repariert); 1888 folgten Arbeiten am
Fachwerk der Nordseite. Zu einer umfassenden, von Baurat Koehler aus
Brandenburg ab 1897 geplanten Kirchenrenovierung kam es 1898-99,
ausgeführt u.a. durch Maurermeister G. Koeber aus Lehnin. Neben der
Auswechslung schadhafter Hölzer wurden die Fachwerkwände des Schiffs
verputzt (was später zu gravierenden Bauschäden führte) sowie am Turm
Gesimse, Ziegel und Putz erneuert; außerdem erhielt der gesamte Bau einen
lichten erdfarbenen Anstrich. Im Inneren wurden die Turmtreppe verlegt, die
Bretter- durch eine Putzdecke ersetzt, Decke und Wände mit einer reichen
Ausmalung versehen, Ausstattung, Türen und Fenster neu gestrichen sowie
eine Orgel angeschafft. 1933 folgte eine Instandsetzung des schadhaften
Außenputzes, 1934 eine Reparatur der Turmspitze und des Innenputzes. Die
damals von Seiten der Denkmalpflege vorgeschlagene Freilegung des
verputzten Fachwerks kam ebenso wenig zustande wie eine farbliche
Neugestaltung des Inneren.
Wegen der Unmöglichkeit, das für die dringend nötigen Reparaturen
erforderliche Bauholz zu bekommen, wurde zeitweilig ein Abriss der Kirche
erwogen. Stattdessen entwickelte das kirchliche Bauamt 1961 den Plan, die
schadhaften Fachwerkwände durch massives Mauerwerk zu ersetzen. Dies
geschah dann bei der »umfassenden Wiederherstellung« 1964-65,
ausgeführt durch das Baugeschäft Albert Liere aus Groß Kreutz. Die
Fachwerkwände des Schiffs wurden massiv unterfangen, abgeputzt und auf
der Nordseite mit Stützpfeilern versehen, außerdem entstand vor dem
Südeingang eine Vorhalle, wurden der Putz des Turms vereinfachend
erneuert und Zierelemente beseitigt sowie die Ausstattung umgestaltet
(Kanzel über dem Altar entfernt und links gesondert auf Steinsockel
aufgestellt, neuer Taufstein, Gestühl umgearbeitet; auch Fenster und
Lampen aus dieser Zeit). Später erfolgte der Einbau einer Winterkirche unter
der Empore (m). 1988 wurde die Turmspitze abgetragen und durch eine
neue Konstruktion ersetzt. Um 1991/92 erhielt das Schiff eine neue
Biberschwanzdeckung.
Der verputzte Saalbau schließt im Osten in fünf Seiten eines Zehnecks und
besitzt flachbogige Fenster mit schmalen Putzfaschen (vier in den
Längsseiten, zwei im Polygon), dazwischen auf der Nordseite flache
Strebepfeiler. An Stelle des zweiten Fensters auf der Südseite der Eingang
mit kleiner, durch Pultdach abgeschlossener Vorhalle. Die ursprünglichen
Fachwerkwände 1964 durch verputztes Ziegelmauerwerk ersetzt; alter
Bestand noch das über der ausschwingenden Traufe ansetzende Dach.
Bewahrt blieb auch der hohe Westturm. Er erhebt sich über einem
gegenüber dem Schiff leicht eingezogenen Unterbau mit abgeknicktem
Satteldach und höherer Traufe als das Schiff. Dieser gegliedert durch das um
die Ecken verkröpfte profilierte Traufgesims, Ecklisenen mit vertieften
Feldern, schlanke Spitzbogenblenden im Norden und Süden sowie das reich
profilierte Spitzbogenportal auf der Westseite (erhalten die zweiflügelige Tür
mit verglastem Oberlicht); im Westgiebel ein Rundfenster. Aus dem Dach des
Unterbaues erhebt sich der schlanke Turmschaft, durch abgeschrägte Ecken
von achtseitigem Grundriss. Über niedrigem Geschoss mit
Spitzbogenfenstern ein durch zwei Gesimse gebildetes Friesband; das hohe
Glockengeschoss mit zweiteiligen spitzbogigen Schallöffnungen und
Zifferblättern der Uhr. Über dem Abschlussgesims achtseitiger Spitzhelm
(ursprünglich mit Eichenschindeln, ab 1862 Schieferdeckung, jetzt
Kupferdeckung). Ursprünglich bereicherten den Turm als weitere
Zierelemente geputzte Spitzbogenfriese an Unterbau, Westgiebel sowie
unterstem Achteckgeschoss, eiserne lilien- bzw. kreuzblumenähnliche
türmchenartige, in die Dachflächen einschneidende Aufsätze auf den
westlichen Turmecken, eiserne Maßwerkkränze um den Turmhelm und die
Turmspitze. In der hohen Turmhalle die Wände mit Spitzbogennischen.
Turmmauerwerk aus Ziegeln; die Binnenkonstruktion der oberen Etagen aus
Fachwerk.
Das Innere des Schiffs mit einfacher Putzdecke und Boden aus
quadratischen Tonplatten. Erhalten das barocke Dachwerk mit geringen
Sparrenabständen, vollständig verzapfter liegender Stuhlkonstruktion
(Dreiecksrähme, Spannriegel mit Abstand unter den Kehlbalken) und
Windverband aus schrägen Streben und Riegeln. Durch abbrechende
Rähme und jüngere Sparren der Bereich des früheren Westturms kenntlich.
Für den hier befindlichen Kasten über der Orgel teilweise profilierte Hölzer
aus anderem Zusammenhang wiederverwendet. Im Westen wieder ein altes
Gebinde.
Ausstattung
Altaraufsatz. Anfang 18. Jh. Farbig gefasster barocker Holzaufbau; im
Zentrum halbrund geschlossenes Altarbild mit Christus am Kreuz, Maria und
Johannes; flankiert von gedrehten, von Ähren bzw. Weinlaubranken
umwundenen Säulen; in der Predella Abendmahlsgemälde; über den
Gebälkstücken gesprengter Giebel mit Engelfiguren, im Aufsatz Lamm
Gottes; reich geschnitzte seitliche Akanthuswangen. Der Altar später zu
Kanzelaltar umgestaltet; 1964 der Kanzelkorb wieder herausgenommen.
Taufstein. 1965 von Albert Schlägel aus Lehnin geschaffen; Sandstein.
Ersetzte die wohl aus dem späten 17. Jh. stammende hölzerne Taufe in
achtseitiger Pokalform und eine Taufe des späten 19. Jh.
Kanzel. Wohl 1698 für den damals errichteten Kirchenneubau angeschafft.
Später der Kanzelkorb mit dem Altar kombiniert, 1964 wieder aus dem Altar
ausgebaut und auf neuem flachen Sockel aufgestellt. Fünfseitiger hölzerner
Kanzelkorb mit Ecksäulchen; dazwischen Malereien der vier Evangelisten;
die Brüstung mit Blattkonsolen.
Orgel. 1899 von der Orgelbauanstalt Brüder Oswald und Paul Dinse in Berlin,
dem damals bedeutendsten Berliner Orgelbaubetrieb; Instandsetzung 1964
durch Alexander Schuke aus Potsdam. 8 Register, 1 Manual und Pedal;
pneumatische Membranlade. Die vier Öffnungen des Prospekts mit
Tudorbögen schließend, dazwischen polygonale Pfosten.
Gemeindegestühl. 1786 waren neue Kirchenstühle angefertigt worden,
1898/99 Bänke in den Mittelgang verlängert. 1964 durch Tischlerei Fritz
Damm aus Schmergow die alten Kirchenbänke durchgeschnitten,
auseinander genommen und umgearbeitet. In zwei Blöcken angeordnet.
Reste des alten Gestühl auf der Empore erhalten.
Westempore. Im Kern wohl barock; 1882/83 Reparatur durch Zimmermeister
F. Hübner aus Derwitz. Westteil durch Orgelprospekt eingenommen. Um
1964 die Seitenteile der ursprünglich dreiseitigen Empore beseitigt.
Bronzeglocke. 1625 von Andreas Schultz aus Wittenberg (i).
Große Glocke. 1922 von der Firma Schilling und Lattermann aus Apolda (i).
Klangstahl. Sie ersetzte eine 1828 von Ernst Ludwig Wilhelm Thiele aus
Berlin gegossene, im Ersten Weltkrieg abgelieferte Glocke.
Ein ursprünglich wohl aus Lehnin stammendes Antependium gelangte 1903
ins Märkische Museum Berlin. 1905 ist von einem im »mittelalterlichen
Kirchenschrank« aufbewahrten alten Wandteppich die Rede, der ans
Märkische Museum verkauft wurde.
Der straff gegliederte, schlanke Turm ist ein gutes Beispiel früher Neugotik
und macht die Kirche zum Wahrzeichen des Ortes und zur Landmarke. 1964-
65 konnte das Schiff nur durch die vollständige Erneuerung der Wände durch
massives Mauerwerk gerettet werden. Bei dieser, der Mangelwirtschaft zu
DDR-Zeiten geschuldeten Maßnahme ging zwar der ursprüngliche
Fachwerkbau verloren, es gelang jedoch die Raumform, das originale
barocke Dachwerk sowie wesentliche Teile der alten Ausstattung zu erhalten.
Quellen: A. Cante 2005, S. 112-122; Themel/Ribbe 1896, Kirchenbücher, S.
378. BLDAM, Provinzialverband, Lkr. Potsdam, Nr. 249 (1904-05 zu altem
Teppich, 1934-35 Renovierungen); Objektakte Nr. 2.00-14/514; Grundriss
der massiven Erneuerung des Schiffs (Plansammlung Nr. 202772). BLHA,
Pr. Br. Rep. 2A, Regierung Potsdam, Abt. II (Kirchen- und Schulwesen, Kreis
Zauch-Belzig), Nr. 1239 (Bau und Unterhaltung der Kirche [in Krielow], Bd. 1,
1785-1897, mit Zeichnungen zum Turmbau von Quednow). DStA, Depositum
Ephoralarchiv Brandenburg Neustadt, BEN 148/102 (Glocken und Geläute
1841-1922 [eigentlich bis 1925]); Depositum Ephoralarchiv Lehnin, L-E
514/412 (Glocken 1926-1955) und L-E Der 5/444 (Kirchenbau Krielow 1962-
1964 [eigentlich bis 1965]); Depositum Pfarrarchiv Derwitz, Der 66,1/109
(Rechnungsbuch von Derwitz, enthält auch Inventar der Kirche 1631-1744);
Der 74/87 (Kirchenrechnungen von Krielow 1799-1853 [Rechnungen 1821-
1827 u. 1829 fehlen]) und Der 84/61 (Kirchenbausachen von Krielow 1785-
1905, 1960-1964 [weiteres, lose einliegendes Material 1900-1923]), darin
Grundriss und Südansicht von 1897 sowie Grundriss von 1898 (! Abb.).
Literatur: Wolff 1920, S. 92; Klünder 1951, S. 58; Eckardt 1967
(Erfassungskartei im BLDAM); Rohrlach 1977 (Ortslexikon), S. 205f.;
Kurztopographie 1978, S. 275; Birkholz 1993, S. 62; Lohmann 1993
(Orgelerfassung); Vinken 2000 (Dehio), S. 543; Wegweiser in den
Pfarrsprengel Groß Kreutz 2004.