Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 394 f.

Die kleine Fachwerkkirche steht in leicht erhöhter Lage auf der westlichen
Seite des Dorfangers inmitten des Kirchhofs. Dieser ist zur Straße durch eine
Feldsteinmauer eingefasst und von Grabstätten beräumt. Auf der Fläche hat
sich alter Baumbestand (Eichen, Weymouthkiefer, Ahorn) erhalten. Von um
1500 bis 1952 war Michendorf Tochterkirche von Neu Langerwisch, seit 1952
Mutterkirche. Eingekircht sind Lienewitz, Michendorf-Nord und Michendorf-
West (seit 1955 auch die Siedlungen Langerwisch-Süd, Wildenbruch-
Bergheide und Wildenbruch-Six). Die Michendorfer Kirche war nicht mit
Pfarrhufen ausgestattet. Das Patronat hatte der Landesherr. Zum
Pfarrsprengel Michendorf gehört heute auch Wildenbruch.
Die kleine Fachwerkkirche wurde 1742/43 an Stelle eines Vorgängers von
1704 errichtet, der noch im Jahr seiner Fertigstellung von einem Sturm
zerstört worden war. Der Entwurf stammt wohl von Bauinspektor Feldmann.
1843 fasste man einen Neubau der Kirche ins Auge, der aber nicht zur
Ausführung kam. Statt dessen kam es 1848 unter Leitung von Bauinspektor
Christian Heinrich Ziller zur Instandsetzung des bestehenden Bauwerks. Die
Kirche erhielt einen neuen Turm – im Gegensatz zum Kirchturm von 1742/43,
der von einer »kleinen runden Kuppel mit Spohn« gedeckt war, erhielt er ein
flaches Dach (dem Wunsch der Gemeinde nach einer achteckigen
Turmspitze wurde nicht entsprochen). Wahrscheinlich wurden damals auch
die Westwand durch massives Mauerwerk ersetzt und die Fachwerk-
Außenwände mit einer Ziegel-Ausmauerung versehen.
Knapp 100 Jahre später war die Kirche abermals reparaturbedürftig. In
Anbetracht der hohen Instandsetzungskosten setzte sich 1939 der
Gemeindekirchenrat für einen Neubau ein, der jedoch nicht genehmigt
wurde. Auch der »märkische Dachturm«, der das flache Turmdach ersetzen
sollte, und der Sakristeianbau auf der südöstlichen Chorseite wurden nicht
verwirklicht.
1963 wurde die Kirche restauriert, wahrscheinlich wurde damals auch die
bauzeitliche Ausstattung entfernt und durch eine einheitliche neue ersetzt.
Die letzte Sanierung fand 1995 statt.
Kleiner, schlichter Fachwerksaal mit bibersschwanzziegelgedecktem
Satteldach, aufgesetztem Westturm und dreiseitigem Ostschluss; das
Fachwerk mit Ziegelausfachung. Die Westseite (außer dem Turm) massiv
erneuert, ebenso der Sockel aus gelben Ziegeln. Die Längsseiten des
Schiffes durch jeweils vier Fenster gegliedert, die die ganze Breite zwischen
den Gefachen einnehmen; hölzernes Traufgesims. Der mit einem flachen
Dach abschließende Fachwerkturm mit stockwerktrennendem profilierten
Holzgesims und Traufgesims mit klassizistischem Klötzchenfries.
Der Kirchenraum ein flachgedeckter Saal mit Ziegelfußboden (im
Prüssverband verlegte Ziegelplatten); der Altarraum um zwei Stufen erhöht;
bauzeitliche Westempore. An den Längswänden die profilierten
Holzknaggen, die die Deckenbalken tragen, sichtbar. – Dachkonstruktion mit
doppelt stehendem Stuhl, verzapften Hölzern und geringen
Sparrenabständen.
Ausstattung
Die Ausstattung, außer der Empore, in den 1960er Jahren entfernt und
einheitlich durch eine neue ersetzt: Unterbau von Altar, Kanzel und Taufe
aus schmalen roten Klinkern, Altarplatte und Kanzel aus Holz, Taufe mit
schmiedeeisernem Aufsatz und Messingschale.
Orgel. 1966 von Wilhelm Sauer, Frankfurt/Oder (i), op. 1834. 4 Register, 1
Manual, angehängtes Pedal, mechanische Schleiflade.
Westempore. Bauzeitlich, als Stützen die Turmstützen einbezogen, Brüstung
in schlichte hochrechteckige Felder unterteilt.
Zwei Bronzeglocken. Die kleinere 1798, gegossen von I. E.Thiele in
»Berlien« (i), mit oberem Palmettenband. Die größere 1884, aus der
Glockengießerei Apolda (i), mit Laubranke (eine 1939 noch aufgeführte
kleine Glocke von 1783 nicht mehr vorhanden).
Eine der wenigen erhaltenen Fachwerkkirchen der Region (vgl. Ferch); die
meisten dieser bescheidenen Bauten des 17./18. Jh. wurden später durch
Massivbauten ersetzt. Der kleine Bau gibt Aufschluss über die geringe Größe
der Gemeinde im 18. Jh. Zusammen mit den benachbarten bäuerlichen
Gehöften bildet er ein authentisches dörfliches Ensemble, das in
bemerkenswertem Kontrast zur gründerzeitlichen, städtisch anmutenden
Ortserweiterung der Potsdamer Straße steht.
Quellen: BLDAM, Altakten Provinzialverband; Objektakte Nr. 2.00-14/678.
BLHA, Pr. Br. Rep. 2A: Regierung Potsdam, Abt. II: Kirchen- und
Schulwesen, Kreis Zauch-Belzig, Nr. 1598, Bd. 1; Rep. 7: Landesherrliche
Ämter, Amt Saarmund, Nr. 267.
Literatur: Eckardt 1967 (Erfassungskartei im BLDAM); Rohrlach 1977
(Ortslexikon), S. 268; Kurztopographie 1978, S. 275; Vinken 2000 (Dehio), S.
659.