Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 402 f.

Die Kirche steht inmitten des Dorfes auf einem kleinen, teilweise intensiv mit
Ziergehölzen bepflanzten Platz, der ursprünglich als Kirchhof genutzt wurde.
Eine Kirche in Nahmitz gab es spätestens seit 1450, damals war sie
wahrscheinlich Mutterkirche. Seit 1541 ist Nahmitz Tochterkirche von Netzen.
1928 wurde das Vorwerk Doberow eingekircht. Das Patronatsrecht hatte das
Kloster Lehnin, danach der Landesherr.
Der Kirchhof war bis ca. 1900 belegt, ein neuer Friedhof wurde Mitte 19. Jh.
auf einem Hügel am westlichen Dorfrand angelegt. Die Fläche des alten
Kirchhofs in den 1960er Jahren von Gräbern und einem Denkmal für die
gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges geräumt und als Grünanlage
gestaltet, erneut in den 1980er Jahren umgestaltet. An der Südostseite zwei
Solitärbäume: Friedens-Eiche (1871) und Gedenk-Linde für Königin Luise
(»Königin-Luise-Linde«) sowie Gedenkstein für die Opfer beider Weltkriege.
Errichtet wurde die Kirche 1744 anstelle eines Vorgängerbaus, dessen Turm
bereits 1724/25 baufällig war. 1961, nach einer Begehung durch
Kirchenbaurat Wendland vom Kirchlichen Bauamt Berlin, wurde der Putz
erneuert, wobei die gequaderten Ecklisenen und das Dachgesims wieder die
alte Form erhielten. Eine Renovierung des Inneren kam erst nach 1967
zustande, wobei die barocke Ausstattung einschließlich Kanzelaltar
vollständig erhalten blieb – auf ausdrücklichen Wunsch der Gemeinde und
entgegen den Vorschlägen von Wendland, nach denen Altar und Emporen
zwar beibehalten, der Kanzelaltar jedoch entfernt und die Kanzel versetzt
werden sollte. Die letzte Sanierung erfolgte 1997-2005, dabei u.a.
Putzerneuerung, Schwammsanierung, Instandsetzung des Turmes (der sich
gesenkt hatte und neu unterfangen werden musste), Neueindeckung des
Daches mit geborgenen Biberschwanzziegeln und Malerarbeiten im Inneren.
Rechtecksaal mit nach Osten abgewalmtem Dach und aufgesetztem
quadratischen Westturm mit geschweifter Haube in leichter Brechung; der
Turm als Fachwerkkonstruktion mit Holzverschalung errichtet, im
Schiffsinneren auf zwei kräftigen toskanischen Holzsäulen ruhend. Das Schiff
durch gequaderte Ecklisenen gegliedert, auf jeder Längsseite vier
flachbogige Fenster. In der Westseite schlichter Eingang, barocke Tür
erhalten; Nebeneingang auf der Südseite vermauert. Das Dach mit alten
Biberschwanzziegeln gedeckt.
Innen breiter, relativ niedriger Saal mit flacher Bretterdecke; in die
Stützenreihe der Westempore die beiden kräftigen Holzsäulen, auf denen der
Turm ruht, einbezogen. Fußboden mit großen Ziegelplatten (Gang und
Altarraum) bzw. Ziegelsteinen (unter den Bankreihen) belegt. Prägend für
den Raum die einheitlich erhaltene barocke Ausstattung mit Kanzelaltar,
Hufeisenempore, Gemeinde- und Chorgestühl.
Barocke Dachkonstruktion mit liegendem Stuhl und Hängewerk (die
Hängesäulen in der Mitte mit dünnerem Querschnitt); Windverband.
Ausstattung
Kanzelaltar. Um 1744. Fünfseitiger Kanzelkorb auf zierlicher Stütze vor
hölzerner Rückwand in schlichten barocken Formen; davor hölzerner
Altartisch auf gedrechselten, untereinander verbundenen Füßen.
Taufe. Wohl spätes 19. Jh., Holz. Runder Aufsatz auf kannelierter Säule.
Orgel. 1911, von Alexander Schuke. 6 Register, 1 Manual, Pedal,
pneumatische Kegellade. Der niedrigen Höhe der Empore angepasster,
schlichter Prospekt.
Dreiseitige Empore auf toskanischen Säulen. Um 1744. Die tiefe
Westempore mit leicht ausschwingender, in quadratische Felder unterteilter
Brüstung, der Raum darunter 1955 zur Winterkirche ausgebaut.
Gestühl. In zwei Blöcken angeordnetes Gemeindegestühl; im Chorraum auf
beiden Seiten des Altars quer zum Gemeindegestühl angeordnete
Bankreihen (auf der Nordseite durch niedrige hölzerne Trennwand mit
zierlichem Gitteraufsatz zum Kirchenraum abgeschirmt).
Zwei Glocken. Die rechte 1524 (i), die linke 1924, gegossen vom »Bochumer
Verein« in Bochum (i).
Bescheidene, aber wohl proportionierte und ansprechend gestaltete ländliche
Barockkirche einer kleinen Gemeinde, in einem Guss entstanden und auch
im Inneren weitgehend authentisch erhalten. Der kleine Bau vermittelt ein
einprägsames Bild jenes schlichten »Bauernbarock«, auf den sich die
Baukunst zu Beginn des 20. Jh. berief. Das älteste in Nahmitz erhaltene
Bauwerk, das überdies einen markanter Blickpunkt inmitten des Ortes bildet.
Quellen: A. Cante 2005, S. 135 f. BLDAM, Altakten IfD, I 529. DStA,
Depositum Ephoralarchiv Lehnin, L-E 514/412 (Glocken 1926-1955),
Depositum Pfarrarchiv Netzen, Net 35/56 (Rechnungen Kirchenkasse
Nahmitz 1687-1766).
Literatur: Drescher 1968 (Erfassungkartei im BLDAM); Rohrlach 1977
(Ortslexikon), S. 279; Kurztopographie 1978, S. 50; Vinken 2000 (Dehio), S.
686.