Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 438 ff.

Die Dorfkirche steht am westlichen Rand des alten Dorfkerns, inmitten des
von einer Ziegelmauer eingefriedeten Kirchhofs (Mauer und Durchwegung
des Kirchhofs 1997/98 erneuert). Phöben war bereits 1313 Kirchdorf. 1459
bis 1672 war es Mutterkirche, 1672 bis 1832 Tochterkirche von Alt-Töplitz,
dann Tochterkirche von Schmergow. Seit 2004 (Wegfall der Pfarrstelle
Schmergow) gehört Phöben kirchlich wieder zu Alt Töplitz. Das Patronat
hatte bis 1542 das Kloster Lehnin, danach der Landesherr. Die Kirche war
mit zwei Pfarrhufen ausgestattet; das Pfarrhaus brannte 1541 ab.
Errichtet wurde die Kirche 1756-58 nach Abbruch des Vorgängerbaus »auf
Allerhöchsten Spezialbefehl Seiner Majestät Friedrichs des Großen«
(Inschrifttafel im Turmuntergeschoss mit Einweihungsdatum). Am Entwurf
beteiligt waren die Baubeamten Christian Friedrich [?] Feldmann,
Landbaumeister H. Berger und Pohlmann. Die Ausführung oblag
Maurermeister Johann Da(h)lbritz (Inschrifttafel im Turmuntergeschoss) und
Zimmermeister Johann Ernst, beide Brandenburg. Aktenkundig ist, dass die
Phöbener Bauern sich weigerten, die ihnen für den Neubau abgeforderten
Spanndienste zu leisten.
Ein Ausbau der Kirche mit Umgestaltung des Äußeren wie des Inneren fand
kurz vor 1857 statt. Die wichtigsten Veränderungen waren der Anbau einer
Apsis, die Erneuerung des Turmaufsatzes, der Einbau hoher
Rundbogenfenster und wohl auch die Veränderung der Putzgliederung. 1859
wurde im Zusammenhang mit dem Einbau einer Orgel die Westempore nach
Osten vorgezogen, dabei wurden zwei zusätzliche Stützen angebracht,
während man die alte Brüstung wiederverwendete. 1890/91 erfolgte eine
Kirchenreparatur mit kleineren baulichen Veränderungen, u.a. wurde das
zuvor spiegelbildlich zum Südportal gelegene Nordportal vermauert. Bei einer
Besichtigung der Kirche durch W. Wendland im Auftrag des Kirchlichen
Bauamtes 1951 wurden u.a. Schäden am Kirchendach und am Dachboden
festgestellt.
1958 wurde der Innenraum renoviert, dabei entfernte man die wohl aus dem
19. Jh. stammende Ausmalung der Apsis und der Decke, baute eine
Winterkirche unter der Empore ein und ersetzte Altar und Lesepult durch
neue Stücke. Möglicherweise stammt auch der Anbau auf der Nordseite aus
dieser Zeit. 1965 erhielt die Kirche einen neuen Außenputz mit leicht
vereinfachter Gliederung. 1987/88 wurden Gemeindegestühl und Fußboden
erneuert. Bei einer umfassenden Sanierung 2003-05 wurden die
Holzschäden im Dachstuhl beseitigt, die Betonziegel durch handgestrichene
Biberschwanzziegel ersetzt, der Außenanstrich erneuert sowie Empore,
Kanzel, Orgel und Innentüren neu gefasst.
Verputzter Saalbau mit eingezogenem quadratischen Turm und halbrunder
Apsis. Das Schiff ca. 16 x 11,5 m, abgeschlossen von auf der Ostseite
abgewalmtem Satteldach, der Turm mit spitzem verschieferten Helm. Auf
den Langseiten fünf hohe, schlanke Rundbogenöffnungen, auf der Südseite
in der mittleren Achse der ursprüngliche Seiteneingang erhalten. Die
Fassaden durch Lisenen, ein auf Kämpferhöhe umlaufendes Gesimsband
und ein profiliertes Traufgesims gegliedert. Das Turmuntergeschoss massiv,
das Obergeschoss als Fachwerkkonstruktion mit Ziegel-Ausmauerung und
Ziegel-Ummantelung errichtet; die stilisierte Lisenengliederung erhielt ihre
heutige Form 1965 (davor die Wandflächen durch vertiefte Putzfelder reicher
gegliedert). Auf der Westseiten schlichtes Rechteckportal (Tür 19. Jh.) mit
darüber liegendem Rundfenster.
Innen im Turmuntergeschoss Vorraum, dort Emporenaufgang mit
Balustergeländer. Die Turm-Zwischendecken von separater Holzkonstruktion
getragen. Der Kirchenraum mit flacher Decke über profiliertem Gesims, die
Wände hell gestrichen. Apsisfenster von 2006, Farbverglasung in abstrakten
Formen in Rot-, Lila- und Orange-Tönen. Über der Tür zum Vorraum Inschrift
mit Baudatum. Aus der Bauzeit die Hufeisenempore (1857 nach Osten
erweitert), von der Ausstattung des mittleren 19. Jh. Kanzelkorb und Orgel
(1859) erhalten.
Barocke Dachkonstruktion mit liegendem Stuhl und Hängewerk; die
Hängesäulen in der Mitte mit verringertem Querschnitt. Die Sparren durch
Windverband verstärkt.
Ausstattung
Kanzel. Wohl 1856. Der polygonale hölzerne Kanzelkorb in rechteckige,
durch Rundbogenblenden gegliederte Felder unterteilt, die durch kleine
Pilaster mit zierlichen Kapitellen gerahmt sind; 1958 der polygonale Fuß wohl
verkürzt und Kanzeltreppe verändert, 2006 farbliche Neufassung.
Taufe. Wohl Ende 19. Jh., Terrakotta. Polygonaler Aufsatz über polygonalem
Fuß, mit neogotischem Blendmaßwerk.
Orgel. 1859, von Gottfried Wilhelm Baer aus Niemegk. 9 Register, 1 Manual,
Pedal, mechanische Schleiflade. Fünfteiliger Prospekt, bei dem breitere
Rundbogen- mit schmaleren Rechteckfelder wechseln, 2006 farbliche
Neufassung.
Christusfigur. Wohl 19. Jh., Südostecke.
Hufeisenempore. 1758, auf toskanischen Säulen, Brüstung in rechteckige
Felder unterteilt. Westempore im Zusammenhang mit dem Einbau einer
Orgel 1857-59 verbreitert, dabei die Säulen nach Osten versetzt und unter
der Empore zwei zusätzliche Stützen eingebaut, die bauzeitliche Brüstung
wiederverwendet. 2006 farbliche Neufassung. Unter der Empore
Winterkirche.
Zwei Glocken. 1922, Klangstahlglocken der Firma Schilling und Lattermann
aus Apolda.
In seiner schlichten Erscheinung ein typischer preußischer Dorfkirchenbau
des 18. Jh., der im 19. Jh. umgestaltet, repräsentativ aufgewertet und mit
seinem hoch aufragenden Turmhelm zur weithin sichtbaren Landmarke in
der Havellandschaft wurde.
Quellen: A. Cante 2005, S. 147-152. BLDAM, Altakten IfD; Objektakte Nr.
2.00-14/1686 und 1689. BLHA, Pr.Br.Rep.2A: Regierung Potsdam, Abt. II:
Kirchen- und Schulwesen, Kreis Zauch-Belzig, Nr. 1911 (Orgel, 1857-1919),
Pr. Br. Rep. 33A: Kurmärkisches Amtskirchenrevenuendirektorium, Nr. 184
(1756-63). DStA, Depositum Ephoralarchiv Lehnin, L-E 514/412 (Glocken,
1926-55); BEN 434/P 314 A2 und BEN 435/P 441 A3 (beides Pläne der
Kirche, 1891 und 1857).
Literatur: BLDAM, Erfassungskartei (ohne Datierung; nach 1965); Rohrlach
1977 (Ortslexikon), S. 322; Kurztopographie 1978, S. 276; Lohmann 1993
(Orgelerfassung); Vinken 2000 (Dehio), S. 766.