Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 522 ff.

Die Kirche steht auf der östlichen Seite der Dorfstraße inmitten des von einer
Feldsteinmauer eingefassten ehemaligen Kirchhofs, der unter Einbeziehung
einiger Gräber und von Teilen des alten Gehölzbestandes (u.a. Flieder,
Eiben, Kastanie, Ulme, Robinie, Maulbeeren) zusammen mit der Freifläche
an der alten Schule in den 1990er Jahren in eine öffentliche Grünanlage
umgestaltet wurde; die Maulbeeren an der Grundstücksgrenze zum
Schulgelände und Pfarrhaus sind Reste der alten Anpflanzungen des 18.
bzw. 19. Jh. Töplitz war immer eine eigene Pfarre, von 1672 bis 1832
Mutterkirche von Phöben, seit 1832 auch von Nattwerder. Von Beginn an
eingekircht waren Göttin und Leest, später auch Eichholz und die
lutherischen Einwohner von Neu Töplitz. Die Kirche war mit zwei Pfarrhufen
ausgestattet. Das Patronatsrecht hatte bis 1321 die Familie von Gröben,
1321-1542 das Kloster Lehnin und danach der Landesherr.
Die Kirche entstand wahrscheinlich um 1760, eine eindeutige Klärung der
Baugeschichte steht noch aus. Bisher wurde das Kirchenschiff ins 17. Jh.
(Eckardt 1967, Kurztopographie) bzw. nach 1685 (Vinken 2000) datiert,
ausgehend von der Annahme, die Kirche sei für die in Neu Töplitz
angesiedelten reformierten Schweizer Kolonisten-Familien errichtet worden,
die jedoch nicht zutreffend ist (die Kolonisten waren nach Nattwerder
eingekircht, die Alt Töplitzer Kirche gehörte der lutherischen Gemeinde). Der
Westturm wurde als Anbau des 18. Jh. betrachtet (Eckardt 1967) bzw. auf
1739 datiert (Kurztopographie, Vinken 2000) – letzteres wahrscheinlich in
Folge eines Lesefehlers der schlecht lesbaren Wetterfahne, die tatsächlich
die Jahreszahl 1759 zeigt. Plausibler erscheint die in den 1930er Jahren
anlässlich gründlicher Instandsetzungsmaßnahmen durch den Baubeamten
Pillmann vorgenommene Datierung des gesamten Baues auf 1760/70. Dazu
passt auch die Datierung der Ausstattung ins 3. Viertel des 18. Jh.
(Kurztopographie 1978; damals die Ausstattung bereits entfernt) – belegt ist
eine farbliche Fassung des Kanzelaltars durch Christian Friedrich Barath
1773 und der Emporen um 1775 (beide erhielten 1932 eine Neufassung).
In der ersten Hälfte des 19. Jh. führte man verschiedene Reparaturen an
Turm- und Kirchendach durch; 1855 wurden die Fenster erneuert. 1874/75
kam es zu einer Instandsetzung der Fassaden, wobei vermutlich die
Putzgliederung verändert wurde, und zu Renovierungsarbeiten im Inneren.
1879/80 wurde eine Orgel aufgestellt, in diesem Zusammenhang erweiterte
man die Orgelempore. 1907/08 erfolgte eine Verstärkung des Dachwerks
durch eine Verdoppelung des Oberzugs der Deckenbalken und den Einbau
von Hängewerken. Eine umfassende Renovierung fand 1931/32 statt. Außer
einer Erneuerung des Putzes betraf sie vor allem Veränderungen im Inneren
(nochmalige Erweiterung der Orgelempore, Verkürzung der 1826
verlängerten Längsemporen, Neugestaltung des Altarraumes, Erneuerung
der Ausmalung, Einbau einer Warmluftheizung). Der damals projektierte
Anbau einer Apsis kam allerdings nicht zustande, da er die Beseitigung der
»bäuerlich einfachen, aber sehr charakteristischen hölzernen Altarwand«
erfordert hätte. Am 30.10.1932 fand die Einweihung durch den
Generalsuperintendenten der Kurmark statt.
1969 wurden die barocke Ausstattung und die Seitenemporen entfernt (a),
1988/89 die Kassettendecke wieder hergestellt. 2004 erhielt die Kirche ein
neues Altarbild.
Verputzter rechteckiger Saalbau mit im Osten abgewalmtem Satteldach, ca.
20 x 11 m. Aufgesetzter quadratischer Westturm mit flachem
Pyramidendach; der Turm aus Ziegelmauerwerk mit eingebundener
Fachwerkkonstruktion, innen auf zwei massiven Stützpfeilern ruhend. Die
gerade Ostwand durch zwei rundbogige Blendfenster gegliedert. Auf den
Langseiten jeweils fünf Rundbogenöffnungen, die mittlere auf der Südseite
als Seiteneingang ausgebildet. Schiff und Turm mit schlichter Putzgliederung,
bestehend aus profiliertem Traufgesims und Putzrahmung der Fenster (wohl
im 19. Jh. verändert). Der Turm mit breiten Ecklisenen und niedrigen
flachbogigen Schallöffnungen.
Innen das Turm-Untergeschoss durch dreifache Bogenstellung vom Schiff
abgetrennt; im Turm-Untergeschoss kleiner Vorraum mit Treppe zur Empore.
Der Kirchenraum mit flacher kassettierter Holzdecke, Ziegelfußboden und
tiefer Westempore; Emporengeländer und Ausstattung modern.
Die Dachkonstruktion als Hängewerk mit kräftigen Hölzern ausgeführt
(1907/08 verstärkt). Drei Hauptgebinde, dazwischen dünne
Zwischengebinde. Glockenstuhl aus der Bauzeit.
Ausstattung
Orgel. 1879/80 von Carl Eduard Gesell. 7 Register, 1 Manual, Pedal,
mechanische Schleiflade. Vierteiliger spätklassizistischer Prospekt mit
erhöhten, giebelförmig abschließenden Seitenteilen, oberer Abschluss durch
Akroterien. Die rundbogigen Pfeifenöffnungen von Pilastern mit korinthischen
Kapitellen gerahmt.
Altargemälde. 2004 von Eva-Maria Viebeg. Zehn Tafeln mit Geschichten des
Alten und Neuen Testaments.
Westempore. Bauzeitlich, 1874/75 und 1932 erweitert, dabei weit in den
Raum vorgezogen, die toskanischen Säulen wiederverwendet, in der Mitte
jüngere Zwischenstützen. Emporenbrüstung modern.
Totenkronenbrett. An der Westwand.
Zwei Glocken. 1922. Klangstahlglocken der Fa. Schilling & Lattermann aus
Apolda.
Im Turmobergeschoss Gedenktafel für die Gefallenen der Befreiungskriege
(1815) und Gedenktafel für die Veteranen der Befreiungskriege (nach 1858).
Der breite Rechtecksaal mit aufgesetztem Westturm und geradem
Ostschluss ist ein typisches Beispiel für die schlichten ländlichen
Kirchenbauten friderizianischer Zeit; bemerkenswert das moderne
Altargemälde.
Quellen: A. Cante 2005, S. 192-198. BLDAM, Altakten Provinzialverband,
Objektakte Nr. 2.00-14/1701. DStA, Depositum Ephoralarchiv Brandenburg
Neustadt, BEN 144/144 (1765-1822) und BEN 148/102 (Glocken);
Depositum Ephoralarchiv Lehnin, L-E 514/412 (Glocken, 1926-55) und L-E
AT 5/426 (1929-1937). BLHA, Pr. Br. Rep. 2A, Nr. 124 (1811-1923) und Nr.
127 (Orgel, 1827-80).
Literatur: Kieser 1941 (Beckmann-Umfrage), S. 64; Eckard 1967
(Erfassungskartei im BLDAM); Kurztopographie 1978, S. 263; Lohmann 1993
(Orgelerfassung); Vinken 2000 (Dehio), S. 1051;Vette 2003 (Töplitzer Wege),
S. 95.