Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 113

Wohnhaus (Villa Voigt). Jetzt Heimatmuseum. In prominenter Lage unmittelbar
am Kirchplatz. Errichtet in den 1890er Jahren für die seit 1838 in Deetz
ansässige Großbauern- und Ziegeleibesitzerfamilie Voigt, der die 1863
gegründete Ziegelei am östlichen Ortsausgang an der Schmergower Straße
(nördlich des heutigen Voigtschen Parks, stillgelegt um 1900 nach einem
Wassereinbruch in den Tonstich) gehörte. Stattlicher zweigeschossiger
Putzbau in repräsentativen spätklassizistischen Formen; rückwärtig kurzer
Seitenflügel, schmaler Vorgarten mit schmiedeeisernem Zaun. Vor der
Fassade auf der Straße zwei Linden (um 1900 gepflanzt). Das als
Sockelgeschoss ausgebildete Erdgeschoss mit schlichter Putzquaderung, das
Obergeschoss über kräftigem Gurtgesims, durch reiche Stuckgliederung als
Beletage hervorgehoben (Fenster mit Pilasterrahmung und
Gesimsverdachung, reich gestaltete Drempelzone); ausladendes Kranzgesims
auf Konsolen. Die beiden mittleren Achsen leicht vorgezogen und durch
flachen Dreiecksgiebel betont, im Giebelfeld rankenverzierter Wappenschild.
Eingang auf der dem Kirchplatz zugewandten Giebelseite, Haustür und
Fenster bauzeitlich. Innen das Erdgeschoss durch mittleren Längsflur
erschlossen; im rückwärtigen Seitenflügel schlichtes Treppenhaus mit steiler,
einläufiger Treppe mit einfachem Traljengeländer. Im Obergeschoss
repräsentativ ausgestattete, zur Straße orientierte Wohnräume und ein die
gesamte Gebäudetiefe einnehmender Saal mit Stuckdecke im Südteil;
aufwendig gestaltete Türen mit Gesimsverdachung. Im Dachboden
ursprünglich Dienstbotenkammern und Lagerfläche; der Keller mit
Kappengewölbe.
Die Hofgebäude, gelbliche Ziegelbauten mit roter Ziegelgliederung, verändert
(Einbau von Wohnungen).
Einer der aufwendigsten dörflichen Wohnbauten der Region. Das Haus mit
nahezu gutshausähnlichen Dimensionen gehört zu den wenigen in Deetz
erhaltenen baulichen Anlagen, die die einstige Rolle der Ziegelherstellung
dokumentieren. Es ist ein anschauliches Zeugnis für den Wohlstand und das
Repräsentationsbedürfnis einer aus dem Großbauernschaft in die Schicht des
ländlichen Unternehmertums aufgestiegenen Ziegeleibesitzerfamilie, wobei es
eine Zwischenstellung zwischen Bauernhaus und bürgerlicher Villa einnimmt.
Durch seinen Standort an einer wichtigen Straßenkreuzung im Zentrum des
Dorfes auch von großer städtebaulicher Bedeutung.
Quellen: Heimatverein Deetz, historische Postkarte.
Literatur: Niedlich, Karl: Kirchenchronik von Deetz an der Havel (1921),
Nachdruck, hrsg. vom Heimatverein Deetz e.V., ca. 2005; Die Geschichte der
Ziegeleien in Deetz an der Havel, hrsg. vom Heimatverein Deetz, 2004.