Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 211 ff.

Park einer Ziegeleibesitzervilla (Ziegelei Bossdorf), mit Wasserturm,
Teichanlage und Grotte. Auf dem nördlichen Hangfuß des Götzer Berges. Im
Norden und Osten durch die Bergstraße begrenzt.
Die Ziegelei Bossdorf wurde vor 1880 auf der östlichen Seite der Bergstraße
angelegt; auf der gegenüberliegenden Straßenseite entstand im ehemaligen
Waldbestand eine Ziegeleibesitzervilla mit Park. Später Verkauf an
Hauptmann a.D. Daude, um 1920 an Fritz Jöllenbeck verpachtet, der bereits
eine Ziegelei in Netzen besaß. Nach 1945 als VEB weitergeführt, 1954
Stillegung. Von den baulichen Anlage der Ziegelei haben sich außer der
Drehbrücke über einen Kanal (Tonstichlandschaft) nur wenige Reste erhalten
(Ruine Kohlenbunker, Stall, Kantinen- und Unterkunftsgebäude). Die Villa in
den 1970er Jahren zum Schulungs- und Ferienheim des FDGB umgebaut,
dabei beträchtliche Eingriffe in die Substanz; auf der Straßenseite entstand
ein verglaster Anbau, auf der Rückseite ein mehrgeschossiger Bettenflügel;
im Park wurden eine Reihe Bungalows errichtet. Erhalten hat sich das
nördlich der Villa gelegene »Jagdhaus« (Bergstraße 25a).
Das Gelände des Villenparks in großen Bodenwellen nach Südwesten
ansteigend. Leicht erhöht über der Bergstraße die Villa, nördlich davon auf
der Kuppe der ersten Bodenwelle der Wasserturm, im Hang der zweiten
Bodenwelle die Grotte. Der Park im Westen und Süden in Wald übergehend.
Mehrere Bäume des ursprünglichen Waldbestandes (vor allem Eichen) in die
Gestaltung integriert. Von der Bergstraße die Zufahrt in weitem Schwung
nach Süden zum Hof der Villa führend, einseitig mit einer Reihe aus Eichen
und Ahornen gefasst. Die Fläche nördlich der Villa als Rasenhang
ausgebildet. Östlich unmittelbar an das Gebäude anschließend markanter
alter Baumbestand aus Blutbuchen, Eichen und Spitzahorn, mit Terrassen-
und Beetflächen aus Betonelementen (1970er Jahre) unterbaut. Der
anschließende Hang bis zur Straße mit Rasen und Ziersträuchern bepflanzt.
Innerhalb der Böschung eine zweiläufige Treppenanlage mit Betonstützwand
und intensiver Bepflanzung der Ränder (u.a. Wacholder), in den 1970er
Jahren angelegt, jüngst z.T. überpflanzt. Die Fläche südlich der Villa mit
Beeten neu gestaltet, am Rand zum Wald alte Parkgehölze erhalten (u.a.
Eichen, Eiben in unterschiedlichen Sorten).
Der westlich der Villa erhöht stehende Wasserturm diente der
Wasserversorgung des Parks und betrieb die in der Nähe gelegenen
Wasserbecken. Kleiner gelber Ziegelbau in historisierenden Formen. In der
Höhe gestaffelter Baukörper mit schlankem, schräg gestelltem Ecktürmchen,
Zinnenbekrönung und zierlichen Turmaufsätzen über den Ecken; die
Fassaden durch Gesimsbänder sowie rundbogige Fenster und Blenden
gegliedert. Das Erdgeschoss von kreuzgratüberwölbter Halle eingenommen,
die sich in einem großen Bogen zum Park öffnet und als Gartenpavillon
genutzt wurde. Das Bauwerk im Süden von hohen Bäumen umstanden,
darunter Eichen, Douglasie, Kupfer-Buche, und mit Wildem Wein und Efeu
malerisch bewachsen. Von der nördlich gelegenen Lichtung der Wasserturm
in der Staffelung seiner Bauteile vor dem Hintergrund der Baumkulisse als
wichtiges romantisches Gestaltungsmittel im Park wahrnehmbar.
Unmittelbar südlich dem Gebäude auf dem Höhenrücken eine aufwendig
gestaltete Teichanlage vorgelagert, bestehend aus mehreren, am oberen
Rand mit Tuffsteinen bekleideten Betonbecken in geometrischen Formen, mit
einem leicht bogenförmigen Steg überspannt. In der Umgebung zahlreiche
Altbäume, darunter Eichen und Buchen. Hinter dem südlichen, mit
Kalktuffsteinen verkleideten Überlauf ein künstlicher Wasserfall und daran
anschließend ein gefasster, in engen Schwüngen geführter Bachlauf, der in
einem kleinen Teich mit zahlreichen Buchten und einer Insel mündet. Der
Rand dieses im Kontrast zu der architektonisch gefassten Wasserachse auf
dem Hügelrücken betont natürlich gestalteten Teiches ursprünglich dicht mit
Stauden bepflanzt sowie mit Kalktuffsteinen verziert.
Die sich westlich an den ersten Höhenrücken anschließende Geländemulde
und der Gegenhang hainartig mit Eichen, Buchen, vereinzelt Fichten, Kiefern,
Linden und Douglasien in Einzel- und Gruppenstellung bestanden. Innerhalb
des westlichen Hanges die Grotte mit begehbarer Terrasse als oberer
Abschluss eingeordnet. Diese aus Kalktuffstein und Ziegelmauerwerk
bestehend; in den sichtbaren Bauteilen vollständig mit Kalktuffstein
verkleidet, stellenweise mit seltenen Kalksteinformationen, die Fossilien
enthalten, angereichert. Der kleine Innenraum mit winzigen Fensteröffnungen
und weiter Eingangsöffnung versehen, letzterer nach Osten zum Wasserturm
und der Villa orientiert. Unmittelbar an der Südseite des Grottenbauwerks
Treppe aus Kalksteinstufen, seitlich u.a. mit Mahonien bepflanzt. Auf der
oberhalb des Hanges liegenden Ebene eine Reihe Bungalows aus der Phase
der Nutzung als Ferienanlage erhalten; der Waldpark dahinter mit in weiten
Schwüngen geführtem Wegenetz, der Boden mit großen
Maiglöckchenbeständen bedeckt. Das Grundstück nach Norden zur
Bergstraße mit einem kurzen, dicht mit Bäumen bestandenen Steilhang
abfallend und durch einen schmiedeeisernen Zaun abgeschlossen.
Bergstraße 25a
Wohnhaus (»Jagdhaus«). Kleiner gelber Ziegelbau am Ende der Bergstraße,
errichtet 1870 (m) als Jagdhaus der benachbarten Villa (Bergstraße 1).
Dekorative Giebelgestaltung mit Abtreppung, Eck- und Firstaufsätzen; alle
Gliederungselemente aus roten Ziegeln (Stürze der flachbogigen Fenster,
Rahmung des Rundfensterchens im Giebel, Traufgesims, Eckaufsätze).
Eingang auf der Hofseite. Innen auf der Straßenseite zwei Stuben, auf der
Hofseite Küche und Wirtschaftsküche; alle Räume mit Preußischen
Kappendecken (in den Wohnräumen jetzt abgehängt). Unterkellert nur der
hofseitige Teil.
Der Villenpark mit seiner gartenkünstlerischen Komposition, welche die
besondere topographische Situation des wellenförmig ansteigenden
Berghanges ausnutzt, sowie den aufwendig gestalteten Wasseranlagen
gartengestalterisch und -historisch bedeutsam. Bemerkenswert auch die
gärtnerischen Überformungen aus den 1970er Jahren östlich der Villa. Der
Wasserturm eine malerische Parkarchitektur, die das romantisch-verklärte
Mittelalterbild des späten 19. Jh. umsetzt. Wahrzeichen der bis auf wenige
Reste verschwundenen Götzer Ziegeleistandorte, die sich durch ihre reizvolle
Lage am Havelufer inmitten von Laubwäldern auszeichneten. Zeugnis von
Reichtum und sozialer Stellung der »Ziegelbarone«.
Das kleine, sorgfältig gestaltete Gebäude gibt Aufschluss über die an den
Adel angelehnte Lebensweise der »Ziegelbarone«. Seine Funktion als
»Jagdhaus« ist noch heute an dem großen Raum, den Küche bzw.
Wirtschaftsküche einnahmen, ablesbar. Auch die Einwölbung aller Räume
durch Preußische Kappen verweist darauf, dass das Gebäude keine
Wohnnutzung hatte.
Quellen: Haseley/Fehlauer 2008 (Karte Ziegeileitransportbahn 1880). StaBi-
PK, UrMBl. Nr. 1904 von 1839.
Literatur: Werte der Heimat 1992, S. 51; Die Geschichte der Ziegeleien in
Deetz an der Havel, hrsg. vom Heimatverein Deetz, 2004.