Denkmaltopographie Potsdam-Mittelmark, Bd. 14.1, 2009, S. 115

Das Pfarrhaus unmittelbar westlich der Kirche, die Traufseite zum Westturm
ausgerichtet. Errichtet 1878/79 auf der Grundlage einer 1876 wohl vom
Prediger Lange gleichzeitig mit dem Gesuch zum Neubau des Pfarrhauses
eingereichten Handskzizze (a), ausgeführt durch Maurermeister Eiserbeck aus
Golzow. Großer eingeschossiger Sichtziegelbau von sieben Achsen mit flach
geneigtem Satteldach (ursprünglich wohl Schieferdeckung, jetzt
Pappschindeln), Eingang mittig gegenüber der Kirche (Haustür bauzeitlich).
Die Fassaden mit roten Rathenower Ziegeln verblendet, gegliedert durch
Trauf- und Ortganggesims und zierliche Überfangbögen über den
segmentbogigen Fenstern. Infolge des abschüssigen Geländes die Gartenseite
mit hohem Souterraingeschoss. Innen bauzeitliche Raumaufteilung und
zahlreiche Details erhalten. Erschlossen durch mittleren, in einen Querflur
mündenden Flur, im linken Hausteil die Wohn- und Schlafräume (im hinteren
Raum bauzeitlicher Kachelofen), rechts vom Flur rückseitig Küche mit
Speisekammer, auf der Vorderseite das »Studierzimmer«, das später unter
Einbeziehung des ursprünglich neben der Küche gelegenen
»Gesindezimmers« zur Amtsstube vergrößert wurde. Dachgeschoss modern
ausgebaut (ursprünglich zwei Giebelstuben).
Geräumiger Keller L-förmig unter dem Wohnteil (nicht unter Amtsstube und
Archiv); flache Kappen auf Unterzügen.
Westlich hinter dem Haus Garten, zweigeteilt in den erhöht am Haus liegenden
ursprünglichen Ziergarten und den westlich davon befindlichen Nutzgarten.
Heute von der ursprünglichen Bepflanzung bis auf eine Fliederhecke als
westliche Grundstückseinfassung nichts erhalten. Geländesprung am
Pfarrhaus nach Süden und Westen durch Ziegelmauer mit Feldsteinsockel
abgefangen. Westliche Mauer mit Tür und Treppe zum tiefer gelegenen
Gartenteil, in dem das Wirtschaftsgebäude steht (Stall und Remise, mit
Toilette), errichtet 1906/07 durch Maurermeister Jacob aus Lehnin (a) in
Formen des Heimatstils. Verputzter Ziegelbau mit Satteldach über hohem
Drempel, die flachbogigen Tür- und Fensteröffnungen durch rote Ziegel
eingefasst, Eisensprossenfenster erhalten. Links großes korbbogiges Tor.
Innen Ziegelfußboden und Preußische Kappendecke.
Im hinteren Teil des Gartens eine Scheune, errichtet wohl Anfang 20. Jh. als
Fachwerkbau mit Ziegelausfachung, die Fachwerk-, Innen- und
Dachkonstruktion aus älteren Hölzern (u.a. Balken mit der Inschrift »anno
1793« verbaut; vermutlich aus der alten Kirche oder dem Vorgängerbau des
Pfarrhauses); Dachstuhl mit Firstpfette.
In seiner sparsamen, aber soliden Gestaltung und mit seinem bauzeitlich
erhaltenen Inneren mit Pfarrerwohnung, Amtsstube und Archivraum ist der Bau
ein typisches Beispiel eines preußischen Pfarrhauses der zweiten Hälfte des
19. Jh. Der Einbau von Hölzern aus dem 18. Jh. (Scheune), vermutlich aus
einem Vorgängerbau oder der Kirche, verweist auf die Tradition des
Standortes.
Quellen: BLHA, Pr. Br. Rep 2A, Regierung Potsdam, Nr. 619.