Dehio Brandenburg, 2012, S. 60 ff.

Dreischiffige Backsteinhalle mit Westquerturm und einschiffigem, polygonal
geschlossenem Chor. 1247 Ablassbriefe zum Bau der Kirche in
Zusammenhang mit einem nicht näher bezeichneten Wunder, 1370 als
Heilig-Blut-Verehrung konkretisiert, die seit dem 16. Jh. fassbare Legenden
mit jüdischem Hostienfrevel in Verbindung bringen (analog etwa zu
Heiligengrabe; beide wohl unter dem Eindruck von Bad Wilsnack). Die
Baugeschichte weitgehend ungeklärt. Der schwere Westquerturm und Teile
der Außenmauern des Schiffs Reste der 1. H. 13. Jh. angelegten
Feldsteinkirche, vermutlich einer flachgedeckten dreischiffigen Basilika mit
eingezogenem Chor. 1478 durch Brand zerstört. Mit diesem Datum wird die
Erneuerung des Langhauses in Feldstein (auf der Südseite bis zur Traufe!)
und Backstein sowie der südl. Sakristeianbau in Verbindung gebracht.
Ablesbar ist ein (vielleicht schon früher beg.) erster Umbau unter
Beibehaltung des basilikalen Aufrisses (tiefsitzende zweiteilige
Spitzbogenfenster mit Backsteingewänden, vermauert), später Ausbau zur
dreischiffigen Hallenkirche mit einschiffigem Polygonalchor. Dabei Integration
einer 1370 belegten Heiligblutkapelle. Der Ablauf der sich ins 16.Jh.
hinziehenden – durch weitere Brände unterbrochenen – Arbeiten durch die
eingreifende neugotische Überformung von 1898 nicht mehr im Einzelnen
ablesbar. 1990 weitgehende Erneuerung des Turmaufsatzes (1700/22);
Innenrestaurierung 1996, Sanierung seit 2009. Außenbau. Westquerturm aus
Feldsteinquadern mit deutlicher horizontaler Baunaht; neugotisches
Westportal; Westgiebel und quadratischer Turmaufsatz verputzt. Das
Langhaus dicht mit Strebepfeilern besetzt, 1898 stark übergangen, große
neugotische Fenster; frühgotisches Südportal von Strebepfeiler überschnitten
und wie das Nordportal halb im Boden versunken, zugesetzt. Das
Chorpolygon (5/8-Schluss) ebenfalls 1898 erneuert. Südl. den Chor
begleitend zweigeschossiger Backsteinanbau (analog den sog.
Märtyrerchören, etwa in Beeskow oder der Frankfurter Marienkirche); mit
großen spätgotischen Öffnungen. – Die Heiligblutkapelle auf der Nordseite
des Chors ein achtseitiger Backsteinbau auf Feldsteinsockel, urspr. wohl frei
stehend mit südöstl. Eingang. Große zweiteilige Spitzbogenfenster zwischen
Strebepfeilern, der abschließende Gitterfries erneuert.
Innen. Geprägt durch die Wölbung der 1.H. 16.Jh. und die Holzeinbauten des
18.Jh.: dreiseitige urspr. doppelte Empore mit ausgesägten
Balusterbrüstungen im Schiff; um 1900 umgebaut und neu gefasst, ebenso
die Chorsüdempore. Das gedrückt wirkende Langhaus gewölbt über
schlichten Achteckpfeilern, im Mittelschiff Kreuzrippengewölbe, in den
Seitenschiffen oblonge Sterngewölbe. Im Chor Kreuzrippengewölbe, in der
Apsis schönes Sterngewölbe. Rundbogentür mit profiliertem Gewände zum
Chorsüdanbau. Dessen Untergeschoss (Sakristei) mit tief ansetzendem
Dreistrahlgewölbe, das Obergeschoss (zeitweilig Ratsherrenloge)
rippengewölbt, mit zwei spitzbogigen Arkaden zum Chor geöffnet. In den
Apsisfenstern Glasmalerei um 1900 von C. Busch, Berlin. – Die ehem. durch
eine breite Arkade zum neu errichteten Chor geöffnete Heiligblutkapelle um
1965 bis auf niedrige Durchgangsarkade zum südl. Seitenschiff abgeteilt;
schönes kuppliges Sterngewölbe mit neugotischer Ornamentmalerei auf
vermutlich barockisierten Wandpfeilern. Unter den Fenstern paarige
Spitzbogennischen.
Ausstattung. Vorzügliche geschnitzte Kanzel, 1656 gefertigt für die Berliner
Marienkirche, 1703 als Geschenk König Friedrich I. nach Beelitz. Polygonaler
Korb mit Ecksäulchen, reichem Knorpel- und Beschlagwerk sowie
Puttenköpfen, getragen von großer Petrusfigur, der Apostel auch in zwei der
Brüstungsgemälde dargestellt: Heilung des Gelähmten durch Petrus und
Johannes, Petrus zu Gast bei Kornelius; auf den anderen
Brüstungsgemälden Johannespredigt, Guter Hirt, Gang nach Emmaus und
Verklärung Christi, z. T. nach älteren Stichvorlagen, seltene Beispiele der
Malerei kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg. Auf dem reichen
kronenförmigen Schalldeckel mit Ohrmuscheldekoration Putten mit
Leidenswerkzeugen und der Auferstandene; innen Pfingstszene. Am
Aufgang Engelshermen, die Gemälde (Bekehrung des Saulus, Jonas,
Jakobsleiter) wohl 1703 ergänzt.