Dehio Brandenburg, 2012, S. 323 f.

Ev. Friedenskirche, ehem. St. Nikolai, jetzt Stätte der Stiftung
Oekumenisches Europa-Centrum (Schulstr. 4A). Älteste Pfarrkirche der
Stadt, 1656–1928 Reformierte Kirche. Gewölbte dreischiffige Backsteinhalle
mit Umgangschor und Doppelturmfront. – Die Kirche in der Urkunde von
1253 als vorhanden aufgeführt. Wohl E. 13. Jh. als dreischiffige
Backsteinhalle erneuert (Reste eines Dachwerks von 1302/03 d erhalten).
Der urspr. eingezogene, einschiffige Feldsteinchor mit spätromanischen
Wandvorlagen aus Backstein (Fundamente unter östl. Chorpfeilern erhalten)
im 3.V. 14.Jh. durch den bestehenden Umgangschor mit dreiseitigem
Ostschluss ersetzt (Dachwerk 1370/73d); frühes Beispiel dieses Bautyps,
unter dem Eindruck der Marienkirche entstanden. Anstelle der um 1300
errichteten Doppelturmfront, einst städtisches Wahrzeichen (Einsturz des
Südturms 1643), trat 1891–94 der neugotische doppeltürmige Westbau von
F. Adler unter Einbeziehung der drei Untergeschosse des Nordturms sowie
der Ostmauer; gleichzeitig der neugotische polygonale Chorsüdanbau
(Sakristei). Die Kirche 1945 gering beschädigt, Rest. 1991 beg. Außen
geprägt durch die vereinheitlichende Regotisierung 1881–94; am Langhaus
leicht gespitzte Bögen, am Chor reicheres Maßwerkgitter. Am nordöstl.
Chorumgangsjoch urspr., retrospektive Fensteranordnungen aus dreiteiligem
Hauptfenster und flankierenden Blenden in der Form von Lanzettfenstern,
der Wandgliederung am südl. Seitenschiff der Marienkirche sehr ähnlich.
Einfach abgetreppte Strebepfeiler, unterhalb durchlaufender Friese endend.
Unter dem nördl. Dachgesims romanischer Rundbogen-Plattenfries aus
Backstein (Lehnin), 1881 nach originalen Resten. – Innen das vierjochige
Langhaus mit Kreuzrippengewölben auf Bündelpfeilern (Basen 1881 auf
höherem Niveau erneuert), im Grundriss den frühgotischen Pfeilern der
Marienkirche nachgebildet, profilierte Scheidarkaden, Wandsockel mit
gestuften Rundbogenblenden. Im zweijochigen Chor Sterngewölbe auf
achteckigen Pfeilern. Unter dem Chordach erhalten der durch polygone
turmartige Strebepfeiler eingefasste Ostgiebel der Langhaushalle des 14.Jh.
mit Blendengliederung und figürlicher Bemalung. – Im Chor mehrere
Inschriftengrabsteine, 17./18.Jh.