Dehio Brandenburg, 2012, S. 811 f.

Plattenburg, jetzt Museum und Gästehaus. Nach dem sog. Wendenkreuzzug
(1147) zum Schutz der jüngsten Eroberungen gegr., 1319 urkundlich
erwähnt, bis M.16.Jh. im Besitz der Bischöfe von Havelberg. 1552–1945
Besitz der Familie v. Saldern. – Im Kern mittelalterliche Anlage, im 16. bis 19.
Jh. sukzessiv ausgebaut; die Backsteingebäude der Ober- und Unterburg
gruppiert um zwei miteinander verbundene Burghöfe und von Wassergräben
umgeben; südl. die Vorburg. Rest. 1992–2006.
Oberburg ehem. dreiflügelig, aus Palas (sog. Bischofsflügel) und rechtwinklig
anschließendem Wohnflügel, die Reste des Nordflügels 1862 beseitigt. Der
Bischofsflügel ein dreigeschossiger, im Kern spätgotischer, später verputzter
Backsteinbau; um 1609 ausgebaut, A. 18. um westl. Fachwerkanbau mit
symmetrischen Eckpavillons nach Plan von J. J. Müller aus Braunschweig
erweitert. Giebelfenster im 1. Obergeschoss mit profilierter
Sandsteinrahmung und den Wappen von Burchard v. Saldern und Ehefrau
Anna v. Klitzing, 1602; die übrigen Fenster M. 19. Jh. verändert. – Der
rechtwinklig anstoßende Wohnflügel im Kern ebenfalls spätmittelalterlich,
1862–65 nach Plänen F. A. Stülers ausgebaut mit einheitlichen
Backsteinfassaden und massigem Eckturm, dieser nach Brand 1883 durch
neugotisches Obergeschoss und Aufsatz erhöht (W. Martens). – Innen.
Kreuzgratgewölbte Keller, darüber z. T. große saalartige Räume, 1600/09
und 1862/65 umgestaltet; nach 1960 verändert. Das Erdgeschoss enthält die
Halle mit Balkendecke sowie den manieristisch geprägten Speisesaal (sog.
Rittersaal) mit vier rechteckigen stuckierten Kreuzgratgewölben, die von einer
Mittelsäule getragen werden, A.17.Jh. Aus der gleichen Zeit der
Sandsteinkamin, von wilden Männern gerahmt, und die in den Raum
hinabführende Treppe, deren Handläufe von je drei hockenden Löwen
getragen werden. Vorzüglich die hier wie auch in einigen anderen Räumen
erhaltenen reichgeschnitzten Türen, inschriftlich 1609; Wandkredenz, 18. Jh.
mit neugotischem Schnitzaufsatz; dieser, wie auch Paneele, Sitzbank,
Fenster nach Entwürfen Stülers.
Der Burghof der Unterburg an drei Seiten von im Wesentlichen spätgotischen
Backsteinbauten eingefasst, die die urspr. freistehende Ringmauer
einbeziehen.
Der Nordflügel (ehem. Brau-und Backhaus) mit reichem Stufengiebel
(überarbeitet 1886); im Erdgeschoss zweischiffige, kreuzgratgewölbte Halle
von vier Jochen, darüber eine 1714 eingerichtete Kapelle, 1885/86
neugotisch umgestaltet (C.J. Staemmler);Herrschaftsempore mit
holzverkleideter Rückwand; die Wappenmalereien von 1714/15; Grabplatte
für Michael Wollin († 1618), mit der reliefierten Halbfigur des Geistlichen.
Der südl. Flügel sog. Knappenhaus, 2.H.16.Jh., ausgebaut 1878. In der
spitzbogigen Durchfahrt des ehem. Hauptzugangs Sandsteinplatte mit
ganzfiguriger Reliefdarstellung (sog. hl. Laurentius), wohl 2.H.14.Jh.