Dehio Brandenburg, 2012, S. 870 f.

Bildergalerie. Für die Gemäldesammlung Friedrichs d. Gr. errichtet 1755–63
nach Plänen von J. G. Büring. Ältester erhaltener selbständiger Museumsbau
in Deutschland. Die Rückfassade 1844–47 nach Entwürfen Friedrich
Wilhelms IV. von L. Persius und L. F. Hesse verändert. Rest. zur
Wiedereröffnung 1963 und 1982–87; GesamtRest. 1993–97. –
Eingeschossiger Bau mit kuppelbetontem Mittelteil, in Lage und
Massenverteilung als Pendant der Knobelsdorffschen Orangerie (s. Neue
Kammern) angelegt, die langgestreckten Galerieflügel durch leicht
vortretende Nebenrisalite belebt. Komplexes Skulpturenprogramm in
barocker Tradition: zwischen den Fenstern auf Postamenten 18 ganzfigurige
Marmorskulpturen, Allegorien der bildenden Künste und ihrer
Bildungsgrundlagen, ausgeführt von J. P. Benckert, J. G. Heymüller, F. Cocci
und G. Girola (sukzessiv durch Kopien ersetzt); Fensterschlusssteine in Form
von Büsten berühmter antiker bis zeitgenössischer Künstler von Ph. G.
Jenner. Über der Attika Sandsteingruppen, Putten und Vasen, am Mittelrisalit
u.a. Allegorie der Bildenden Kunst und der Geschichtsschreibung. – Die
Terrasse vor der Vorderfront erneuert und verändert 1847–50 von L. F.
Hesse.
Innen. Langgestreckter einseitig belichteter Saal von festlicher Pracht,
angeregt durch die von J. F. Eosander unter dem Eindruck der Galeria
Colonna in Rom geschaffene ehem. Bildergalerie des Berliner
Stadtschlosses. Der überkuppelte Mittelteil durch korinthische Säulenpaare
von den Galerieflügeln abgesetzt, die Ordnung an den Schmalseiten
wiederholt. Dem Ostflügel angegliedert ein Kabinett für kleinere Gemälde,
westl. entsprechend Treppenhaus zur oberen Weinbergterrasse. – Die
Dekoration unter dem Eindruck Knobelsdorffscher Raumgestaltungen.
Kostbare Natursteinauskleidung unter Verwendung von Giallo antico-
Marmor, der sonst weiß-gelb rautierte Boden im Kuppelbereich farbig
inkrustiert von J. M. Kambly und N. Eppen in Anlehnung an florentiner
Mosaikarbeiten. An der flachbogigen Decke köstliche vergoldete Stuckaturen
von C. J. Sartori (Ostflügel) und J. M. Merck (Westflügel), allegorische
Figurengruppen und Utensilien aus dem Bereich der Künste.
Gemäldesammlung. Spätes Beispiel einer repräsentativen fürstlichen
Sammlung, größtenteils innerhalb eines Jahrzehnts erworben und von
schwankender Qualität, ehem. geprägt durch Bilder der Hochrenaissance
und des Barock bei Bevorzugung akademisch geprägter mythologischer und
biblischer Sujets. Mehrfach beträchtlich reduziert, so durch Abgabe
zahlreicher Hauptwerke an die 1830 eröffnete Gemäldegalerie der Berliner
Museen und durch Kriegsverluste 1945. Von den 1786 von F. Nicolai
beschriebenen 178 Gemälden noch 47 vorhanden, seit 1927 mit Werken aus
dem Fundus der königlichen Schlösser ergänzt. 2010 sind neun seit 1945 als
verschollen geltende Gemälde aus Privatbesitz zurückgekehrt. – Enge
mehrreihige Hängung auf der fensterlosen nördl. Längswand, größtenteils in
Originalrahmen; museumsgeschichtlich frühes Beispiel der Trennung nach
Schulen bei Wahrung eines rhythmisch gegliederten, symmetrisch
geordneten Gesamtbilds. – Skulpturen. Vom Originalbestand die vier
Götterstatuen an den Schmalseiten, 1769/71 gefertigt von J.-B. Lemoyne II,
L.-U. Vassé und G. Coustou d. J., sowie die dort als Supraporten
eingebauten antiken Sarkophagreliefs.