Dehio Brandenburg, 2012, S. 1002 f.

Spektakulär am Wasser auf einer in den Jungfernsee hineinragenden
Substruktion errichtet 1841–44 von L. Persius nach Ideenskizzen Friedrich
Wilhelms IV. Blickpunkt mehrerer Sichtachsen der von P. J. Lenné
gestalteten Havellandschaft, vielleicht die glücklichste Schöpfung
romantischen Sakralbaus im Land, der wie die Friedenskirche in Potsdam-
Sanssouci die Hinwendung des Bauherrn zur frühchristlichen Baukunst
markiert. Die geplanten klosterähnlichen Nebengebäude mit Pfarr- und
Schulhaus nicht ausgeführt. Nach 1961 im Bereich der Grenzanlagen und
demoliert; Notsicherung 1985/86, Rest. 1993–96.
Kleine Saalkirche von hohem Querschnitt, die durch einen umlaufenden
Säulengang basilikalen Charakter erhält; östl. halbkreisförmige Apsis.
Sorgfältiges Mauerwerk in lebhaftem Wechsel gelblicher und blau glasierter,
gemusterter Ziegelbänder. Sparsame Architekturelemente, in Proportion und
Ausprägung italienischer Romanik und Frührenaissance nachempfunden.
Auch der schlanke fünfgeschossige Campanile ganz italienisch geprägt,
nordwestl. freistehend vor der Westfassade auf einem querrechteckigen,
ummauerten Vorplatz mit apsidenartigen Ausweitungen und Sitzbänken an
den Schmalseiten (wiederhergestellt 1985/86).
Innen. Der in allen Details fein abgestimmte, harmonische Raumeindruck
durch die jüngste Rest. wiedergewonnen. Am offenen Dachstuhl Unterzüge
mit Pinienzapfen; dazwischen Tuchbespannung mit Sternenhimmeldekor.
Blickfang das große spätnazarenische Apsisfresko vonK. Begas d. Ä.,
ausgeführt von A. Eybel: vor byzantinisierendem Goldgrund Christus
zwischen den Evangelisten thronend, die Komposition Raffaels La Disputa
verwandt. Westl. Orgelempore, die geschlossene hölzerne Brüstung mit
marmorimitierender Fassung; darunter die Sakristei eingebaut.
Ausstattung. Weitgehend einheitlich entworfen von L. Persius nach
italienisch-frühchristlichen Vorbildern. Die hölzernen Einbauten
(Altarschranken mit Kanzel, Gestühl in vier Blöcken sowie die
Wandtäfelungen) ergänzt und z. T. originalgetreu rekonstruiert, der Altar und
ein marmornes Standkreuz 1962 zerstört. Marmorner Taufstein; das
beschädigte Lesepult aus Zinkguss deponiert. Auf Konsolen zwischen den
hochsitzenden, obergadenartigen Fenstern Holzstatuen der zwölf Apostel
von J. Alberty, weitgehende Wiederholungen der 1820–22 nach Entwürfen
von Schinkel gefertigten Bronzen aus den Chorschranken des Berliner
Doms, ihrerseits den Apostelstatuen von P. Vischers Nürnberger
Sebaldusgrab verpflichtet.