Dehio Brandenburg, 2012, S. 1061 ff.

Kirchplatz; Mitte der Spree-Insel. Einzige nicht kriegszerstörte Stadtkirche der
Region. Spätgotische dreischiffige Backsteinhalle mit dreiseitigem
Ostschluss, wohl 2.H.15.Jh., an einem Chorstrebepfeiler Datum 1509,
möglicherweise auf die Einwölbung zu beziehen. An der Südwestecke ein
älterer quadratischer Turm einbezogen; sein Feldsteinuntergeschoss wohl
A.14.Jh., um 1400 in Backstein ausgebaut mit nordöstl. Treppenturm (jetzt im
Mittelschiff eingebaut). Die Kirche unter Leitung von L.Dihm 1893/94
aufgenommen für umfassende Rest. 1897/98. Sanierung 1997–2001.
Außenbau. Die gedrückt spitzbogigen Fenster der vierjochigen Halle dreiteilig
mit glatt geschrägten Laibungen. Umlaufend abgetreppte Strebepfeiler. An
der Südseite zwei Portale, am östl. ein Mosaik von 1899. An der südl.
Turmseite spitzbogiges Feldsteinportal mit tief gekehlter Profilierung. Die vier
oberen Turmgeschosse mit vielfältiger Gliederung durch gereihte Blenden;
nach Beschädigung (1705) 1732 durch oktogonalen Aufsatz mit Welscher
Haube, doppelter Laterne und Spitze abgeschlossen. Von der Rest. 1897/98
der bekrönende Stufengiebel an der Westseite der Halle sowie die westl.
Vorhalle mit Mosaik Christi als Pantokrator. – An der Nordseite des Ostteils
zweigeschossiger Anbau (Sakristei und Kapelle), ihr Stufengiebel ebenfalls
1897/98.
Innen. Halle von gedrungenen Proportionen, östl. endend in einem
spätgotischen Reduktionstyp des Chorumgangs, bei dem die
Langhausarkaden bis an das Chorpolygon geführt sind. Das Mittelschiff leicht
überhöht, gedrückt spitzbogige, dreifach gestufte Arkaden, die unvermittelt
auf den schweren Achteckpfeilern aufsitzen. Neben den – im Mittelschiff
reicheren – Sterngewölben im südl. Seitenschiff auch Netzgewölbe.
Neufassung des Inneren 1977. – Die beiden unteren Turmräume
kreuzrippengewölbt, im Erdgeschoss (1898 umgestaltet zur Taufkapelle) die
Rippen auf hohen, vielteilig profilierten Konsolen, im Obergeschoss (ehem.
Kapelle der Handwerkerstände, später Archiv) auf schlichten Kegelkonsolen,
beide wohl gleichzeitig bei Erhöhung des Turms um 1400 eingebracht. – In
der Sakristei eine Art Zellengewölbe; die zum Schiff geöffnete Empore
darüber mit besonders schönem Sterngewölbe. – Die tiefe Westempore mit
kurzem südl. und langem nördl. Flügel von 1897/98.
Ausstattung. Gutes hölzernes Altarretabel, dat. 1660, die Fassung erneuert.
Architekturaufbau mit Doppelsäulen, von Beschlag- und Ohrmuschelwerk
geschmückt. Protestantisches Bildprogramm mit Gemälde des Abendmahls
in der Predella, das der Kreuzigung im Hauptfeld, flankiert von kleinen
Schnitzfiguren der Evangelisten Matthäus und Johannes, in den Wangen
umrankte Stifterwappen des Landeshauptmanns Seyfried v. Kittlitz und
seiner Frauen. Im Aufsatz Auferstehungsgemälde zwischen Markus und
Lukas in Nischen, gerahmt von Putten als Caritas und Fides; zwischen den
Giebelstücken Pelikangruppe, seitlich Putten. – Im südl. Seitenschiff
hölzerner Altaraufsatz aus der 1972 abgebrochenen Dorfkirche in Jessen,
Lkr. Spree-Neiße. Strenger Doppelsäulenaufbau mit Beschlagwerk und
Maskenschmuck, das Predellenbild verloren. Im Hauptfeld
Auferstehungsgemälde, im Auszug das der Taufe Christi, als Bekrönung
Pelikangruppe; als Wange halbe geschnitzte Adler. Die Fassung 1972/73
erneuert. – Große hölzerne Kanzel mit Schalldeckel, um 1730/35, mit
kräftigem Akanthusschnitzwerk. In den Feldern des polygonalen Korbs, am
Aufgang und an der Tür gemalte Figuren: Christus, die vier Evangelisten,
Johannes d.T. und Paulus; urspr. mit Stifterwappen der Herzöge von
Sachsen-Merseburg, das verbliebene in 1990er Jahren rest. – Schöne
pokalförmige Taufe aus Kalkstein mit hölzernem Deckel, gefertigt von E.
Jungkhardt E. 18. Jh., 1832 in der Kirche aufgestellt. – Spätgotische
Schnitzfiguren: hl. Bischof, Wanderapostel (Hieronymus?), Christophorus,
Christus auf der Rast und Mondsichelmadonna, um 1470/80 aus der
Spremberger Georgenbergkapelle; ferner Johannes Ev., hl. Barbara und hl.
Margaretha, aus einem spätgotischen Altar der Kreuzkirche. – Hölzerner
schwebender Taufengel, 1735 gestiftet, 2010/11 rest. – In der Sakristei
Pastorenporträt Philipp Wilhelm Meußer (†1828). – An der Nordwand der
Kirche sog. Herzogsstuhl A.18.Jh., nach 2000 rest., Empore mit Baldachin für
den Fürsten; die Brüstung 1898 bemalt mit Szenen aus dem Leben Christi,
der Zyklus an der Orgelempore fortgeführt. – Unter der Seitenempore
Ratsgestühl von etwa 1620/30, am gemalten Himmel Allegorie der Justitia.
Im nördl. Chor dreiteiliger Predigerstuhl mit kräftiger Schnitzerei, M.17.Jh. –
Auf der südl. Empore zwei Wappenschilde für Jacob v. Holst († 1674) und für
Erdmann Ludwig v. Pfuel († 1696), aus der abgetragenen Dorfkirche
Stradow. – Am westl. Schiffspfeiler Inschriftgrabstein für Pastor Johann
Georg Zimpel (†1778) und seine Frauen.